Claudia Hubert ist Mitglied der Fokolar-Bewegung und arbeitet als Fachreferentin in der Diözese Innsbruck.
So spricht der Herr: Achte auf den Sabbat: Halte ihn heilig, wie es dir der Herr, dein Gott, zur Pflicht gemacht hat. Sechs Tage darfst du schaffen und jede Arbeit tun. Der siebte Tag ist ein Ruhetag, dem Herrn, deinem Gott, geweiht.
An ihm darfst du keine Arbeit tun: du, dein Sohn und deine Tochter, dein Sklave und deine Sklavin, dein Rind, dein Esel und dein ganzes Vieh und der Fremde, der in deinen Stadtbereichen Wohnrecht hat. Dein Sklave und deine Sklavin sollen sich ausruhen wie du.
Denk daran: Als du in Ägypten Sklave warst, hat dich der Herr, dein Gott, mit starker Hand und hoch erhobenem Arm dort herausgeführt. Darum hat es dir der Herr, dein Gott, zur Pflicht gemacht, den Sabbat zu halten.
Brüder und Schwestern!
Gott, der sprach: Aus Finsternis soll Licht aufleuchten!, er ist in unseren Herzen aufgeleuchtet, damit wir erleuchtet werden zur Erkenntnis des göttlichen Glanzes auf dem Antlitz Christi. Diesen Schatz tragen wir Apostel in zerbrechlichen Gefäßen; so wird deutlich, dass das Übermaß der Kraft von Gott und nicht von uns kommt.
Von allen Seiten werden wir in die Enge getrieben und finden doch noch Raum; wir wissen weder aus noch ein und verzweifeln dennoch nicht; wir werden gehetzt und sind doch nicht verlassen; wir werden niedergestreckt und doch nicht vernichtet.
Wohin wir auch kommen, immer tragen wir das Todesleiden Jesu an unserem Leib, damit auch das Leben Jesu an unserem Leib sichtbar wird. Denn immer werden wir, obgleich wir leben, um Jesu willen dem Tod ausgeliefert, damit auch das Leben Jesu an unserem sterblichen Fleisch offenbar wird.
An einem Sabbat ging Jesus durch die Kornfelder, und unterwegs rissen seine Jünger Ähren ab. Da sagten die Pharisäer zu ihm: Sieh dir an, was sie tun! Das ist doch am Sabbat verboten.
Er antwortete: Habt ihr nie gelesen, was David getan hat, als er und seine Begleiter hungrig waren und nichts zu essen hatten – wie er zur Zeit des Hohenpriesters Ábjatar in das Haus Gottes ging und die heiligen Brote aß, die außer den Priestern niemand essen darf, und auch seinen Begleitern davon gab?
Und Jesus fügte hinzu: Der Sabbat ist für den Menschen da, nicht der Mensch für den Sabbat. Deshalb ist der Menschensohn Herr auch über den Sabbat. Als er ein andermal in eine Synagoge ging, saß dort ein Mann, dessen Hand verdorrt war.
Und sie gaben Acht, ob Jesus ihn am Sabbat heilen werde; sie suchten nämlich einen Grund zur Anklage gegen ihn. Da sagte er zu dem Mann mit der verdorrten Hand: Steh auf und stell dich in die Mitte! Und zu den anderen sagte er: Was ist am Sabbat erlaubt: Gutes zu tun oder Böses, ein Leben zu retten oder es zu vernichten? Sie aber schwiegen.
Und er sah sie der Reihe nach an, voll Zorn und Trauer über ihr verstocktes Herz, und sagte zu dem Mann: Streck deine Hand aus! Er streckte sie aus, und seine Hand war wieder gesund. Da gingen die Pharisäer hinaus uns fassten zusammen mit den Anhängern des Herodes den Beschluss, Jesus umzubringen.
„Der Sabbat ist für den Menschen da und nicht der Mensch für den Sabbat“:
Dieser Satz ist einer meiner Lieblingssätze im Evangelium, da er eine große Freiheit zum Ausdruck bringt und mich gleichzeitig in die Verantwortung nimmt. Wie das?
Der Sabbat war und ist für die Juden der Tag des Herrn. An ihm ruht man, um sich auf Gott, die Beziehung zu ihm, zu sich selbst und zu den anderen zu konzentrieren. Wie diese Ruhezeit auszusehen hat – dazu gibt es eine Vielzahl von Regeln, die dabei helfen sollen, dass der Sabbat wirklich seinen Zweck erfüllen kann. Ein gutes Ansinnen.
Doch was machen die Pharisäer im Evangelium daraus? Sie machen aus den Regeln eine Richtschnur, um über die Menschen zu urteilen; Instrumente der Macht, um Menschen und ihr Handeln zu beeinflussen und moralischen Druck auszuüben. Genau dies kritisiert Jesus, wenn er sagt: Der Sabbat ist für den Menschen da und nicht der Mensch für den Sabbat.
Regeln sollen dem Menschen und seinem Zusammenleben mit Gott und den anderen Menschen dienen; sollen ihm helfen, sein Leben gut zu leben. Es geht nicht um sture Regelbefolgung, um das Abgeben der eigenen Verantwortung an die bestehenden Regeln, sondern um den verantwortungsvollen Umgang mit ihnen.
Dies bedeutet aber nicht Beliebigkeit. Wenn Jesus die Sabbat-Regel bricht, indem er Menschen heilt, physische Beschwerden lindert und so den Menschen wieder in die Gemeinschaft eingliedert, dann bricht er Regeln aus Liebe zu seinen Nächsten.
Also ganz nach Augustinus: Liebe und tu also was du willst?!
Claudia Hubert ist Mitglied der Fokolar-Bewegung und arbeitet als Fachreferentin in der Diözese Innsbruck.