Claudia Hubert ist Mitglied der Fokolar-Bewegung und arbeitet als Fachreferentin in der Diözese Innsbruck.
Gott sammelt seine Schafe und kümmert sich um sie
Weh den Hirten, die die Schafe meiner Weide zugrunde richten und zerstreuen – Spruch des Herrn. Darum – so spricht der Herr, der Gott Israels, über die Hirten, die mein Volk weiden: Ihr habt meine Schafe zerstreut und sie versprengt und habt euch nicht um sie gekümmert.
Jetzt kümmere ich mich bei euch um die Bosheit eurer Taten – Spruch des Herrn. Ich selbst aber sammle den Rest meiner Schafe aus allen Ländern, wohin ich sie versprengt habe. Ich bringe sie zurück auf ihre Weide und sie werden fruchtbar sein und sich vermehren. Ich werde für sie Hirten erwecken, die sie weiden, und sie werden sich nicht mehr fürchten und ängstigen und nicht mehr verloren gehen – Spruch des Herrn. Siehe, Tage kommen — Spruch des Herrn —, da werde ich für David einen gerechten Spross erwecken.
Er wird als König herrschen und weise handeln und Recht und Gerechtigkeit üben im Land. In seinen Tagen wird Juda gerettet werden, Israel kann in Sicherheit wohnen. Man wird ihm den Namen geben: Der Herr ist unsere Gerechtigkeit.
Jesu Blut eint und versöhnt
Schwestern und Brüder! Jetzt seid ihr, die ihr einst in der Ferne wart, in Christus Jesus, nämlich durch sein Blut, in die Nähe gekommen. Denn er ist unser Friede.
Er vereinigte die beiden Teile – Juden und Heiden – und riss die trennende Wand der Feindschaft in seinem Fleisch nieder. Er hob das Gesetz mit seinen Geboten und Forderungen auf, um die zwei in sich zu einem neuen Menschen zu machen. Er stiftete Frieden und versöhnte die beiden durch das Kreuz mit Gott in einem einzigen Leib.
Er hat in seiner Person die Feindschaft getötet. Er kam und verkündete den Frieden: euch, den Fernen, und Frieden den Nahen. Denn durch ihn haben wir beide in dem einen Geist Zugang zum Vater.
Sehnsucht macht mobil
In jener Zeit versammelten sich die Apostel, die Jesus ausgesandt hatte, wieder bei ihm und berichteten ihm alles, was sie getan und gelehrt hatten.
Da sagte er zu ihnen: Kommt mit an einen einsamen Ort, wo wir allein sind, und ruht ein wenig aus! Denn sie fanden nicht einmal Zeit zum Essen, so zahlreich waren die Leute, die kamen und gingen. Sie fuhren also mit dem Boot in eine einsame Gegend, um allein zu sein. Aber man sah sie abfahren und viele erfuhren davon; sie liefen zu Fuß aus allen Städten dorthin und kamen noch vor ihnen an.
Als er ausstieg, sah er die vielen Menschen und hatte Mitleid mit ihnen; denn sie waren wie Schafe, die keinen Hirten haben. Und er lehrte sie lange.
Vertrauen in Gott und die Menschen zu haben hat sich ausgezahlt: Die Jünger kommen begeistert heim und erzählen von ihren Erlebnissen. Nach so einer intensiven Zeit des Daseins für andere braucht es nun eine Zeit der Stille und des Ausruhens. Auf also an einen einsamen Ort.
Doch da hat Jesus nicht mit den Leuten gerechnet. Sie verfolgen ihn und die Jünger. So groß ist die Neugier, die Bedürftigkeit nach Heilung, die Sehnsucht nach seinen Worten und Taten. Doch warum sagt Jesus im Blick auf die Jünger nicht: „Liebe Leute, wir brauchen jetzt mal etwas Ruhe. Wir sind morgen wieder für euch da.“
„Er hatte Mitleid mit ihnen“: Ihn treibt die Sorge um die Menschen an; seine Liebe zu ihnen. Er hatte ihnen etwas zu geben, das ihr Leben grundlegend zum Guten wandeln konnte. Zum Leben in einer Beziehung mit dem Vater wollte er sie führen – wie ein Hirt, der seine Schafe auf grüne, saftige Auen führt. Wusste Jesus, dass ihm nicht viel Zeit blieb und er jede Minute nutzen musste? Wie hat er diese Intensität des Lebens und Wirkens durchgehalten? Auch wenn ich hier und da den Anderen und seine Bedürfnisse vor meine eigenen stellen kann – auf Dauer geht das doch nicht gut? Oder doch? Konnte er auch inmitten der Menschen Kraft schöpfen?
Viele Fragen, keine Antworten – vielleicht weil es keine allgemeingültigen Antworten gibt. Unser Leben vollzieht sich zwischen den Polen Aktivität und Ruhe; dem „für die Anderen da sein“ und dem „bei mir sein“. Was hilft, um nicht in einem Extrem gefangen zu sein und zu bleiben? Das Dreifachgebot der Liebe: Gott, den Nächsten und mich selbst lieben.
Claudia Hubert ist Mitglied der Fokolar-Bewegung und arbeitet als Fachreferentin in der Diözese Innsbruck.