P. Martin Werlen OSB ist ein Schweizer Benediktiner, der von 2001 bis 2013 Abt des Klosters Einsiedeln war. Am 15. August 2020 übernahm er die Propstei St. Gerold als neuer Propst.
Wir wollen dem Herrn dienen; denn er ist unser Gott.
In jenen Tagen versammelte Jósua alle Stämme Israels in Sichem; er rief die Ältesten Israels, seine Oberhäupter, Richter und Aufsichtsleute zusammen und sie traten vor Gott hin. Jósua sagte zum ganzen Volk: Wenn es euch nicht gefällt, dem Herrn zu dienen, dann entscheidet euch heute, wem ihr dienen wollt: den Göttern, denen eure Väter jenseits des Stroms dienten, oder den Göttern der Amoríter, in deren Land ihr wohnt. Ich aber und mein Haus, wir wollen dem Herrn dienen. Das Volk antwortete: Das sei uns fern, dass wir den Herrn verlassen und anderen Göttern dienen. Denn der Herr, unser Gott, war es, der uns und unsere Väter aus dem Sklavenhaus Ägypten herausgeführt hat und der vor unseren Augen alle die großen Wunder getan hat. Er hat uns beschützt auf dem ganzen Weg, den wir gegangen sind, und unter allen Völkern, durch deren Gebiet wir gezogen sind. Auch wir wollen dem Herrn dienen; denn er ist unser Gott.
Dies ist ein tiefes Geheimnis; ich beziehe es auf Christus und die Kirche.
Schwestern und Brüder! Einer ordne sich dem andern unter in der gemeinsamen Furcht Christi! Ihr Frauen euren Männern wie dem Herrn; denn der Mann ist das Haupt der Frau, wie auch Christus das Haupt der Kirche ist. Er selbst ist der Retter des Leibes. Wie aber die Kirche sich Christus unterordnet, so sollen sich auch die Frauen in allem den Männern unterordnen. Ihr Männer, liebt eure Frauen, wie auch Christus die Kirche geliebt und sich für sie hingegeben hat, um sie zu heiligen, da er sie gereinigt hat durch das Wasserbad im Wort! So will er die Kirche herrlich vor sich hinstellen, ohne Flecken oder Falten oder andere Fehler; heilig soll sie sein und makellos. Darum sind die Männer verpflichtet, ihre Frauen so zu lieben wie ihren eigenen Leib. Wer seine Frau liebt, liebt sich selbst. Keiner hat je seinen eigenen Leib gehasst, sondern er nährt und pflegt ihn, wie auch Christus die Kirche. Denn wir sind Glieder seines Leibes. Darum wird der Mann Vater und Mutter verlassen und sich an seine Frau binden und die zwei werden ein Fleisch sein. Dies ist ein tiefes Geheimnis; ich beziehe es auf Christus und die Kirche.
Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens.
In jener Zeit sagten viele der Jünger Jesu, die ihm zuhörten: Diese Rede ist hart. Wer kann sie hören? Jesus erkannte, dass seine Jünger darüber murrten, und fragte sie: Daran nehmt ihr Anstoß? Was werdet ihr sagen, wenn ihr den Menschensohn aufsteigen seht, dorthin, wo er vorher war? Der Geist ist es, der lebendig macht; das Fleisch nützt nichts. Die Worte, die ich zu euch gesprochen habe, sind Geist und sind Leben. Aber es gibt unter euch einige, die nicht glauben. Jesus wusste nämlich von Anfang an, welche es waren, die nicht glaubten, und wer ihn ausliefern würde. Und er sagte: Deshalb habe ich zu euch gesagt: Niemand kann zu mir kommen, wenn es ihm nicht vom Vater gegeben ist. Daraufhin zogen sich viele seiner Jünger zurück und gingen nicht mehr mit ihm umher. Da fragte Jesus die Zwölf: Wollt auch ihr weggehen? Simon Petrus antwortete ihm: Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens. Wir sind zum Glauben gekommen und haben erkannt: Du bist der Heilige Gottes.
Nie hätte ich mir vorstellen können, dass ich diese Lesung einmal kommentieren würde! Jetzt bleibt mir nichts anderes übrig. Fromme Sprüche möchte ich nicht machen. Das passt nicht zu mir. Einfach auf die Seite legen möchte ich den Text auch nicht. Die heilige Teresa von Avila hat vorgeschlagen, einfach so lange zu lesen, bis uns etwas besonders anspricht und Freude macht oder bis uns etwas quer liegt und herausfordert. Und dann dabei verweilen, bis wir abschweifen. Ein paar wenige Menschen haben an diesem Text ihre Freude; den meisten aber liegt er quer.
Ein guter Freund schlägt vor, die Anreden „ihr Frauen“ und „ihr Männer“ zu vertauschen. „Dann wird die Sperrigkeit des Textes ungewohnt und hart hörbar.“ Auch die mögliche Folge dieser Erfahrung berührt mich: „Am Ende könnte die Einsicht stehen, dass jeder Mensch – ob männlich, weiblich oder divers – von Zeit zu Zeit aufgefordert ist, sich unterzuordnen, um andere zu ehren und zu lieben.“
Der Autor, ein Paulusschüler, ist offensichtlich ob dem Mut seines Lehrers erschrocken und versucht ein wenig zum Üblichen zurückzukehren. Das hat bis in unsere Zeit durchgehalten, auch wenn immer wieder große Geister bei Paulus anschließen wollten, so zum Beispiel Teresa von Avila: „O ja, mein König, einmal muss es doch den Tag geben, an dem man alle erkennt. Ich spreche nicht für mich, … sondern weil ich die Zeiten so sehe, dass es keinen Grund gibt, mutige und starke Seelen zu übergehen, und seien sie die von Frauen.“ Nehmen wir uns diese Gebetsworte einer Kirchenlehrerin aus dem 16. Jahrhundert zu Herzen!
P. Martin Werlen OSB ist ein Schweizer Benediktiner, der von 2001 bis 2013 Abt des Klosters Einsiedeln war. Am 15. August 2020 übernahm er die Propstei St. Gerold als neuer Propst.