Otto Friedrich ist Religionsjournalist, er war bis April 2024 stellvertretender Chefredakteur der Wochenzeitung „Die Furche“.
Seine Herrschaft ist eine ewige Herrschaft.
Daniel sagte: Ich schaute in meiner Vision während der Nacht und siehe: Da kam mit den Wolken des Himmels einer wie ein Menschensohn. Er gelangte bis zu dem Hochbetagten und wurde vor ihn geführt. Ihm wurden Herrschaft, Würde und Königtum gegeben. Alle Völker, Nationen und Sprachen dienten ihm. Seine Herrschaft ist eine ewige, unvergängliche Herrschaft. Sein Reich geht niemals unter.
Der Herrscher über die Könige der Erde hat uns zu einem Königreich gemacht und zu Priestern vor Gott.
Jesus Christus ist der treue Zeuge, der Erstgeborene der Toten, der Herrscher über die Könige der Erde. Ihm, der uns liebt und uns von unseren Sünden erlöst hat durch sein Blut, der uns zu einem Königreich gemacht hat und zu Priestern vor Gott, seinem Vater: Ihm sei die Herrlichkeit und die Macht in alle Ewigkeit. Amen. Siehe, er kommt mit den Wolken und jedes Auge wird ihn sehen, auch alle, die ihn durchbohrt haben; und alle Völker der Erde werden seinetwegen jammern und klagen. Ja, Amen. Ich bin das Alpha und das Ómega, spricht Gott, der Herr, der ist und der war und der kommt, der Herrscher über die ganze Schöpfung.
Er wird die von ihm Auserwählten aus allen vier Windrichtungen zusammenführen.
In jener Zeit fragte Pilatus Jesus: Bist du der König der Juden? Jesus antwortete: Sagst du das von dir aus oder haben es dir andere über mich gesagt? Pilatus entgegnete: Bin ich denn ein Jude? Dein Volk und die Hohepriester haben dich an mich ausgeliefert. Was hast du getan? Jesus antwortete: Mein Königtum ist nicht von dieser Welt. Wenn mein Königtum von dieser Welt wäre, würden meine Leute kämpfen, damit ich den Juden nicht ausgeliefert würde. Nun aber ist mein Königtum nicht von hier. Da sagte Pilatus zu ihm: Also bist du doch ein König? Jesus antwortete: Du sagst es, ich bin ein König. Ich bin dazu geboren und dazu in die Welt gekommen, dass ich für die Wahrheit Zeugnis ablege. Jeder, der aus der Wahrheit ist, hört auf meine Stimme.
Das Christkönigsfest, das am letzten Sonntag des Kirchenjahres gefeiert wird, ist noch keine 100 Jahre alt. Es wurde 1925 von Papst Pius XI. eingeführt, nachdem große Monarchien Europas zusammengebrochen waren. Im selben Jahr kam in Italien mit Benito Mussolini der Faschismus an die Macht, der unter anderem auf einem autoritären Führerkult fußt. Das Königtum Christi wurde da zum Gegenbild zu Diktatoren und Gewaltherrschern.
Im Oktober 1938 hat bekanntlich der Wiener Kardinal Theodor Innitzer vor Tausenden Jugendlichen im Stephansdom mit dem Bekenntnis zu „Christus, unserem Führer, unserem König“ die Nationalsozialisten herausgefordert – eines der wenigen Beispiele öffentlichen Widerstandes im Dritten Reich. Ein nationalsozialistischer Mob verbreitete daraufhin im Sturm aufs Erzbischöfliche Palais Angst und Schrecken.
Auch wenn heute vom Terror eines Regimes wie der NS-Diktatur keine Rede ist, nimmt weltweit der Trend zu selbst ernannten oder auch gewählten rabiaten Führerfiguren zu, die mit autoritären Lösungen das Heil versprechen. Das Christkönigsfest hat eine entgegengesetzte Botschaft. Im Evangelium dieses Festes tritt Jesus dem römischen Statthalter Pilatus entgegen und legitimiert sich dabei nicht durch politische Macht, sondern als Zeuge der Wahrheit.
Wahrheit, das zeigen auch die Erfolge der Populisten, ist jedoch keine Kategorie kurzfristiger Politik. Dass Jesus gerade im Angesicht seines Todes auf Wahrheit statt auf Macht und Gewalt setzt, sollte Ansporn sein für alle, die ihm nachfolgen. „Königtum Christi“ markiert in der Perspektive Gottes die Hoffnung, dass die Wahrheit doch das letzte Wort behält.
Otto Friedrich ist Religionsjournalist, er war bis April 2024 stellvertretender Chefredakteur der Wochenzeitung „Die Furche“.
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