Stefanie Hinterleitner ist Pastoralassistentin in der Linzer Dompfarre und in der Martinskirche Linz.
Und er wird der Friede sein.
So spricht der Herr: Du, Betlehem-Efrata, bist zwar klein unter den Sippen Judas, aus dir wird mir einer hervorgehen, der über Israel herrschen soll. Seine Ursprünge liegen in ferner Vorzeit, in längst vergangenen Tagen. Darum gibt der Herr sie preis, bis zu der Zeit, da die Gebärende geboren hat. Dann wird der Rest seiner Brüder zurückkehren zu den Söhnen Israels. Er wird auftreten und ihr Hirt sein in der Kraft des Herrn, in der Hoheit des Namens des Herrn, seines Gottes. Sie werden in Sicherheit wohnen; denn nun wird er groß sein bis an die Grenzen der Erde. Und er wird der Friede sein.
Siehe ich komme, um deinen Willen zu tun.
Schwestern und Brüder!
Bei seinem Eintritt in die Welt spricht Christus:
Schlacht- und Speiseopfer hast du nicht gefordert, doch einen Leib hast du mir bereitet; an Brand- und Sündopfern hast du kein Gefallen. Da sagte ich: Siehe, ich komme – so steht es über mich in der Schriftrolle –,
um deinen Willen, Gott, zu tun.
Zunächst sagt er: Schlacht- und Speiseopfer, Brand- und Sündopfer forderst du nicht, du hast daran kein Gefallen, obgleich sie doch nach dem Gesetz dargebracht werden; dann aber hat er gesagt: Siehe, ich komme, um deinen Willen zu tun.
Er hebt das Erste auf, um das Zweite in Kraft zu setzen. Aufgrund dieses Willens sind wir durch die Hingabe des Leibes Jesu Christi geheiligt – ein für alle Mal.
Selig, die geglaubt hat, dass sich erfüllt, was der Herr ihr sagen ließ.
In jenen Tagen machte sich Maria auf den Weg und eilte in eine Stadt im Bergland von Judäa. Sie ging in das Haus des Zacharias und begrüßte Elisabet.
Und es geschah: Als Elisabet den Gruß Marias hörte, hüpfte das Kind in ihrem Leib. Da wurde Elisabet vom Heiligen Geist erfüllt und rief mit lauter Stimme: Gesegnet bist du unter den Frauen und gesegnet ist die Frucht deines Leibes. Wer bin ich, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt? Denn siehe, in dem Augenblick, als ich deinen Gruß hörte, hüpfte das Kind vor Freude in meinem Leib. Und selig, die geglaubt hat, dass sich erfüllt, was der Herr ihr sagen ließ.
Die Psychotherapeutin Christine Bauer-Jelinek schreibt in einem ihrer Bücher über die „helle“ und die „dunkle“ Seite der Macht. Einen machtfreien Raum gibt es nicht. Entscheidend ist der Umgang damit und welche Werte dahinterstehen. An das Buch von Bauer-Jelinek muss ich denken, wenn ich auf den Lesungstext aus dem Buch Micha blicke.
Der Text beschreibt einen zukünftigen Herrscher, der aus dem kleinen Betlehem kommen wird und das Volk mit Weisheit und Gerechtigkeit regiert. Diese Vision stellt die gängige Vorstellung von Macht infrage, die mit Gewalt, Unterdrückung und Streben nach Herrschaft verbunden ist. Auf der „dunklen“ Seite der Macht geht es oft um Dominanz. Macht wird hier durch militärische Stärke, Manipulation und das Ausnutzen von Schwächen ausgeübt. Menschen, die auf diese Art von Macht zurückgreifen, setzen auf Zwang, um ihre Interessen durchzusetzen. Diese Art der Macht kann kurzfristige Erfolge erzielen, führt jedoch häufig zu Konflikten, Leid und Ungerechtigkeit.
Die erste Lesung präsentiert eine andere Seite der Macht. Der angekündigte Herrscher wird nicht durch Gewalt regieren, sondern durch Fürsorge, Weisheit und Dienst am Volk. Das Bild des Hirten, der die Schafe führt, ohne sie zu beherrschen, deutet auf eine Macht hin, die auf Verantwortung baut. Diese Macht wird das Land mit Gerechtigkeit und Frieden regieren und die Menschen zu einem sicheren Leben führen. Sie wird heilen, verbinden und Stabilität bringen. Diese Art von Macht beruht auf einem tiefen Verständnis für das Wohl der Gemeinschaft.
Der Text lädt ein, über Macht im Allgemeinen nachzudenken, welche Rolle wir selbst dabei spielen und was das Wort „Macht“ in uns auslöst.
Stefanie Hinterleitner ist Pastoralassistentin in der Linzer Dompfarre und in der Martinskirche Linz.