Maria Plankensteiner-Spiegel war bis 2023 Leiterin des Bischöflichen Schulamtes der Diözese Innsbruck.
Gottes Wort ist Grund zur Freude
In jenen Tagen brachte der Priester Esra die Weisung vor die Versammlung, Männer und Frauen und überhaupt alle, die schon mit Verstand zuhören konnten. Vom frühen Morgen bis zum Mittag las Esra auf dem Platz vor dem Wassertor den Männern und Frauen und denen, die es verstehen konnten, daraus vor.
Das ganze Volk lauschte auf das Buch der Weisung. Der Schriftgelehrte Esra stand auf einer Kanzel aus Holz, die man eigens dafür errichtet hatte. Esra öffnete das Buch vor aller Augen; denn er stand höher als das versammelte Volk. Als er das Buch aufschlug, erhoben sich alle. Dann pries Esra den Herrn, den großen Gott; darauf antworteten alle mit erhobenen Händen: Amen, amen!
Sie verneigten sich, warfen sich vor dem Herrn nieder, mit dem Gesicht zur Erde. Man las aus dem Buch, der Weisung Gottes, in Abschnitten vor und gab dazu Erklärungen, sodass die Leute das Vorgelesene verstehen konnten. Nehemía, das ist Hattirscháta, der Priester und Schriftgelehrte Esra und die Leviten, die das Volk unterwiesen, sagten dann zum ganzen Volk: Heute ist ein heiliger Tag zu Ehren des Herrn, eures Gottes. Seid nicht traurig und weint nicht! Alle Leute weinten nämlich, als sie die Worte der Weisung hörten. Dann sagte er zu ihnen: Nun geht, haltet ein festliches Mahl und trinkt süßen Wein! Schickt auch denen etwas, die selbst nichts haben; denn heute ist ein heiliger Tag zur Ehre unseres Herrn.
Macht euch keine Sorgen; denn die Freude am Herrn ist eure Stärke.
Nur gemeinsam sind wir ein Ganzes
Schwestern und Brüder!
Wie der Leib einer ist, doch viele Glieder hat, alle Glieder des Leibes aber, obgleich es viele sind, einen einzigen Leib bilden: So ist es auch mit Christus. Durch den einen Geist wurden wir in der Taufe alle in einen einzigen Leib aufgenommen, Juden und Griechen, Sklaven und Freie; und alle wurden wir mit dem einen Geist getränkt. Auch der Leib besteht nicht nur aus einem Glied, sondern aus vielen Gliedern. Ihr aber seid der Leib Christi und jeder Einzelne ist ein Glied an ihm.
Kurzfassung, alternativ:
1 Korínther 12,12–31a
Jetzt ist die Zeit erfüllt
Schon viele haben es unternommen, eine Erzählung über die Ereignisse abzufassen, die sich unter uns erfüllt haben. Dabei hielten sie sich an die Überlieferung derer, die von Anfang an Augenzeugen und Diener des Wortes waren. Nun habe auch ich mich entschlossen, nachdem ich allem von Beginn an sorgfältig nachgegangen bin, es für dich, hochverehrter Theóphilus, der Reihe nach aufzuschreiben.
So kannst du dich von der Zuverlässigkeit der Lehre überzeugen, in der du unterwiesen wurdest. In jener Zeit kehrte Jesus, erfüllt von der Kraft des Geistes, nach Galiläa zurück. Und die Kunde von ihm verbreitete sich in der ganzen Gegend. Er lehrte in den Synagogen und wurde von allen gepriesen. So kam er auch nach Nazaret, wo er aufgewachsen war, und ging, wie gewohnt, am Sabbat in die Synagoge. Als er aufstand, um vorzulesen, reichte man ihm die Buchrolle des Propheten Jesája. Er öffnete sie und fand die Stelle, wo geschrieben steht: Der Geist des Herrn ruht auf mir; denn er hat mich gesalbt.
Er hat mich gesandt, damit ich den Armen eine frohe Botschaft bringe; damit ich den Gefangenen die Entlassung verkünde und den Blinden das Augenlicht; damit ich die Zerschlagenen in Freiheit setze und ein Gnadenjahr des Herrn ausrufe. Dann schloss er die Buchrolle, gab sie dem Synagogendiener und setzte sich. Die Augen aller in der Synagoge waren auf ihn gerichtet. Da begann er, ihnen darzulegen: Heute hat sich das Schriftwort, das ihr eben gehört habt, erfüllt.
Was braucht es, damit Sie jemandem glauben? Kompetenz, Wissen, Erfahrung – oder ist es genug, wenn Sie die Person kennen? Die Frage ist gar nicht so einfach zu beantworten. In unseren Zeiten reicht manchmal schon ein Algorithmus, der uns in eine bestimmte Glaubensgemeinschaft schickt, Wahrheitsgehalt ungewiss.
Dem Schriftsteller des Lukasevangeliums ist es ein hohes Anliegen, die Ernsthaftigkeit und Gültigkeit seines Berichtes zu bestätigen. Er hat recherchiert, würde man heute sagen, und Quellen studiert, nach den Möglichkeiten seiner Zeit. Er legt großen Wert darauf, dass Theóphilus – wörtlich: der Gott Liebende – sich auf die Wahrheit der Lehre verlassen kann.
Der zweite Teil des Evangeliums erzählt ebenfalls von einer Wahrheit. Jesus kommt zurück nach Nazaret, dem Ort seiner Kindheit, eigentlich ein unbedeutendes Nest. Was soll von dort schon Gutes kommen, fragt man sich (Joh 1,46). Man kennt ihn dort, den Zimmermannssohn. Was die Männer in der Synagoge wohl erwartet haben, als er aufsteht, um die Schrift auszulegen? Zunächst sucht er eine ganz bestimmte Stelle aus dem Buch des Propheten Jesája.
Und dann sagt er lapidar den einen Satz: „Heute hat sich das Schriftwort erfüllt“. Ein einziger Satz! Jesus präsentiert sich in seiner Heimat als – Messias, als der von Gott gesalbte und gesandte Bote. Jetzt wird eine „gute Nachricht“ verkündet. Schuldverstrickungen werden gelöst, die Sicht in das Leben wird weit und den Abgeschriebenen wird Zukunft, ja Liebe zugesagt.
Die Verheißung ist in Ihm erfüllt. Damals in Nazaret und heute für uns.
Maria Plankensteiner-Spiegel war bis 2023 Leiterin des Bischöflichen Schulamtes der Diözese Innsbruck.