Andrea Geiger ist Projektassistentin im Pastoralamt der Katholischen Kirche Vorarlberg.
Glaubensbekenntnis des auserwählten Volkes
In jenen Tagen sprach Mose zum Volk: Wenn du die ersten Erträge von den Früchten des Landes darbringst, dann soll der Priester den Korb aus deiner Hand entgegennehmen und ihn vor den Altar des Herrn, deines Gottes, stellen. Du aber sollst vor dem Herrn, deinem Gott, folgendes Bekenntnis ablegen: Mein Vater war ein heimatloser Aramäer. Er zog nach Ägypten, lebte dort als Fremder mit wenigen Leuten und wurde dort zu einem großen, mächtigen und zahlreichen Volk. Die Ägypter behandelten uns schlecht, machten uns rechtlos und legten uns harte Fronarbeit auf. Wir schrien zum Herrn, dem Gott unserer Väter, und der Herr hörte unser Schreien und sah unsere Rechtlosigkeit, unsere Arbeitslast und unsere Bedrängnis. Der Herr führte uns mit starker Hand und hoch erhobenem Arm, unter großem Schrecken, unter Zeichen und Wundern aus Ägypten, er brachte uns an diese Stätte und gab uns dieses Land, ein Land, wo Milch und Honig fließen. Und siehe, nun bringe ich hier die ersten Erträge von den Früchten des Landes, das du mir gegeben hast, Herr. Wenn du den Korb vor den Herrn, deinen Gott, gestellt hast, sollst du dich vor dem Herrn, deinem Gott, niederwerfen.
Bekenntnis der an Christus Glaubenden.
Schwestern und Brüder!
Was sagt die Schrift? Nahe ist dir das Wort in deinem Mund und in deinem Herzen. Das heißt: das Wort des Glaubens, das wir verkünden; denn wenn du mit deinem Mund bekennst: „Herr ist Jesus“ – und in deinem Herzen glaubst: „Gott hat ihn von den Toten auferweckt“, so wirst du gerettet werden. Denn mit dem Herzen glaubt man und das führt zur Gerechtigkeit, mit dem Mund bekennt man und das führt zur Rettung. Denn die Schrift sagt: Jeder, der an ihn glaubt, wird nicht zugrunde gehen. Denn darin gibt es keinen Unterschied zwischen Juden und Griechen. Denn alle haben denselben Herrn; aus seinem Reichtum beschenkt er alle, die ihn anrufen. Denn jeder, der den Namen des Herrn anruft, wird gerettet werden.
Jesus wurde vom Geist in der Wüste umhergeführt.
In jener Zeit kehrte Jesus, erfüllt vom Heiligen Geist, vom Jordan zurück. Er wurde vom Geist in der Wüste umhergeführt, vierzig Tage lang, und er wurde vom Teufel versucht. In jenen Tagen aß er nichts; als sie aber vorüber waren, hungerte ihn. Da sagte der Teufel zu ihm: Wenn du Gottes Sohn bist, so befiehl diesem Stein, zu Brot zu werden. Jesus antwortete ihm: Es steht geschrieben: Der Mensch lebt nicht vom Brot allein. Da führte ihn der Teufel hinauf und zeigte ihm in einem Augenblick alle Reiche des Erdkreises. Und er sagte zu ihm: All die Macht und Herrlichkeit dieser Reiche will ich dir geben; denn sie sind mir überlassen und ich gebe sie, wem ich will. Wenn du dich vor mir niederwirfst und mich anbetest, wird dir alles gehören. Jesus antwortete ihm: Es steht geschrieben: Vor dem Herrn, deinem Gott, sollst du dich niederwerfen und ihm allein dienen. Darauf führte ihn der Teufel nach Jerusalem, stellte ihn oben auf den Tempel und sagte zu ihm: Wenn du Gottes Sohn bist, so stürz dich von hier hinab; denn es steht geschrieben: Seinen Engeln befiehlt er deinetwegen, dich zu behüten; und: Sie werden dich auf ihren Händen tragen, damit dein Fuß nicht an einen Stein stößt. Da antwortete ihm Jesus: Es ist gesagt: Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht auf die Probe stellen. Nach diesen Versuchungen ließ der Teufel bis zur bestimmten Zeit von ihm ab.
Was für ein seltsames Wort – Gnade. Irgendwie scheint es fast, als ob wir es irgendwann verloren hätten. Möglicherweise ist es nur ein wenig verstaubt oder gut versteckt in der kirchlichen Obhut. Heute würden wir dazu vielleicht „Bubble“ sagen.
Dabei gibt es kaum einen Begriff, der theologisch bedeutungsvoller ist, mehr Sprengkraft hat. Vermutlich liegt das daran, dass Gnade die Steigerungsform von allem ist und damit die Latte am höchsten liegt, wenn es um den Anspruch der Umsetzung im täglichen Leben geht.
In mir schlummert beispielsweise so ein (kleines) Bedürfnis nach einer Gegenaktion, einer Gegenleistung oder einer Reaktion. Eigentlich immer. Auch wenn ich noch so selbstlos großzügig bin, hätte ich schon gern ein Danke. Und selbst wenn ich einfach nur mit dem Auto stehenbleibe, um wem anderen die Vorfahrt zu lassen (wir reden noch nicht vom einzigen freien Parkplatz), empfinde ich mich als sehr „gnädig“ und erhoffe mir zumindest ein dankbares Lächeln.
Nichts ist umsonst – „alles kommt ja irgendwann/-wie zurück“, „eine Hand wäscht die andere“, … die eine oder andere Gegenleistung – wäre schon fein. Wo kommen wir denn sonst hin? Da würden wir ja sonst irgendwann ganz blöd dastehen. Völlig ausgenützt. Die Spielregel der Welt lautet darum „um zu“. Die biblische Erfolgsregel lautet „einfach so“. Das ist Gnade, Geschenk. Das ist unser Glaube auch. Alles beginnt mit der Gnade – glauben, vertrauen, hoffen zu können – geliebt zu sein. Einfach so. Ohne Vorleistung. Ohne Erwartungen.
Und genau diese Erfahrung oder eine Ahnung davon, weckt das Göttliche in uns, bewirkt, dass wir uns in Richtung Freiheit entfalten. Was für eine Zusage für ALLE: „Nahe ist dir das Wort“ ...
Andrea Geiger ist Projektassistentin im Pastoralamt der Katholischen Kirche Vorarlberg.