Andrea Geiger ist Projektassistentin im Pastoralamt der Katholischen Kirche Vorarlberg.
Mose betritt im Dornbuschereignis den heiligen Boden der Begegnung mit einem göttlichen Du. Gott stellt sich vor als einer, der da ist und sich vom Leid der Menschen berühren lässt.
In jenen Tagen weidete Mose die Schafe und Ziegen seines Schwiegervaters Jitro, des Priesters von Mídian. Eines Tages trieb er das Vieh über die Steppe hinaus und kam zum Gottesberg Horeb.
Dort erschien ihm der Engel des Herrn in einer Feuerflamme mitten aus dem Dornbusch. Er schaute hin: Der Dornbusch brannte im Feuer, aber der Dornbusch wurde nicht verzehrt. Mose sagte: Ich will dorthin gehen und mir die außergewöhnliche Erscheinung ansehen. Warum verbrennt denn der Dornbusch nicht?
Als der Herr sah, dass Mose näher kam, um sich das anzusehen, rief Gott ihm mitten aus dem Dornbusch zu: Mose, Mose! Er antwortete: Hier bin ich. Er sagte: Komm nicht näher heran! Leg deine Schuhe ab; denn der Ort, wo du stehst, ist heiliger Boden.
Dann fuhr er fort: Ich bin der Gott deines Vaters, der Gott Abrahams, der Gott Ísaaks und der Gott Jakobs. Da verhüllte Mose sein Gesicht; denn er fürchtete sich, Gott anzuschauen. Der Herr sprach: Ich habe das Elend meines Volkes in Ägypten gesehen und ihre laute Klage über ihre Antreiber habe ich gehört. Ich kenne sein Leid.
Ich bin herabgestiegen, um es der Hand der Ägypter zu entreißen und aus jenem Land hinaufzuführen in ein schönes, weites Land, in ein Land, in dem Milch und Honig fließen. Und jetzt geh! Ich sende dich zum Pharao. Führe mein Volk, die Israeliten, aus Ägypten heraus! Da sagte Mose zu Gott: Gut, ich werde also zu den Israeliten kommen und ihnen sagen: Der Gott eurer Väter hat mich zu euch gesandt. Da werden sie mich fragen: Wie heißt er? Was soll ich ihnen sagen?
Da antwortete Gott dem Mose: Ich bin, der ich bin. Und er fuhr fort: So sollst du zu den Israeliten sagen: Der „Ich-bin“ hat mich zu euch gesandt. Weiter sprach Gott zu Mose: So sag zu den Israeliten: Der Herr, der Gott eurer Väter, der Gott Abrahams, der Gott Ísaaks und der Gott Jakobs, hat mich zu euch gesandt. Das ist mein Name für immer und so wird man mich anrufen von Geschlecht zu Geschlecht.
Paulus bezieht sich auf die schrecklichen Ereignisse beim Auszug der Israeliten aus Ägypten. Er warnt vor den Folgen unmoralischen Verhaltens und ermutigt standhaft im Guten zu bleiben.
Ihr sollt wissen, Brüder und Schwestern, dass unsere Väter alle unter der Wolke waren, alle durch das Meer zogen und alle auf Mose getauft wurden in der Wolke und im Meer. Alle aßen auch die gleiche geistgeschenkte Speise und alle tranken den gleichen geistgeschenkten Trank; denn sie tranken aus dem geistgeschenkten Felsen, der mit ihnen zog.
Und dieser Fels war Christus. Gott aber hatte an den meisten von ihnen kein Gefallen; denn er ließ sie in der Wüste umkommen. Das aber geschah als warnendes Beispiel für uns: damit wir uns nicht von der Gier nach dem Bösen beherrschen lassen, wie jene sich von der Gier beherrschen ließen. Murrt auch nicht, wie einige von ihnen murrten;
sie wurden vom Verderber umgebracht! Das aber geschah an ihnen, damit es uns als Beispiel dient; uns zur Warnung wurde es aufgeschrieben, uns, die das Ende der Zeiten erreicht hat. Wer also zu stehen meint, der gebe Acht, dass er nicht fällt.
Jesus setzt den Tun-Ergehen-Zusammenhang außer Kraft, wo es um Schuldzuweisungen geht. Wenn es um die Verantwortung im eigenen Leben geht, herrschen andere Maßstäbe.
Zu jener Zeit kamen einige Leute und berichteten Jesus von den Galiläern, deren Blut Pilatus mit dem ihrer Opfertiere vermischt hatte. Und er antwortete ihnen: Meint ihr, dass diese Galiläer größere Sünder waren als alle anderen Galiläer, weil das mit ihnen geschehen ist?
Nein, sage ich euch, vielmehr werdet ihr alle genauso umkommen, wenn ihr nicht umkehrt. Oder jene achtzehn Menschen, die beim Einsturz des Turms am Schilóach erschlagen wurden – meint ihr, dass sie größere Schuld auf sich geladen hatten als alle anderen Einwohner von Jerusalem?
Nein, sage ich euch, vielmehr werdet ihr alle ebenso umkommen, wenn ihr nicht umkehrt. Und er erzählte ihnen dieses Gleichnis: Ein Mann hatte in seinem Weinberg einen Feigenbaum gepflanzt; und als er kam und nachsah, ob er Früchte trug, fand er keine.
Da sagte er zu seinem Winzer: Siehe, jetzt komme ich schon drei Jahre und sehe nach, ob dieser Feigenbaum Früchte trägt, und finde nichts. Hau ihn um! Was soll er weiter dem Boden seine Kraft nehmen? Der Winzer erwiderte: Herr, lass ihn dieses Jahr noch stehen; ich will den Boden um ihn herum aufgraben und düngen. Vielleicht trägt er in Zukunft Früchte; wenn nicht, dann lass ihn umhauen!
„… in den Spiegel !!!“ Es hat mich fast aus dem Auto katapultiert. Der Fahrlehrer hat sich damit irgendwie einen imaginären Fixplatz in meinem Auto geschaffen. Denn heute – das sind sehr viele Jahre und viel zu viele Kilometer später – höre ich immer noch den Schrei „… in den Spiegel!“
Mittlerweile haben die Autos Kameras und Sensoren, die piepsen. Der Blick in die Spiegel ist aber noch lange nicht abgeschafft. Und ich bin richtig dankbar, dass mein Fahrlehrer die Notwendigkeit dieses Blickes in mein Hirn tätowiert hat.
Im Rückspiegel sehen wir, ob sich von hinten oder seitlich etwas (anderes Fahrzeug, Menschen, …) nähert. Routinierte Fahrzeuglenker:innen machen das ganz automatisch. Die ersten 500 Kilometer muss man sich daran gewöhnen. Es ist ein Lernen. Manche machen sich dafür Spickzettel im Auto. Es darf kein Wegfahren, kein Abbiegen, kein Überholen und kein Stehenbleiben ohne den Blick in den Spiegel geben.
Für jüdische Gläubige – wie Jesus oder Paulus und alle vor und nach ihnen (und damit auch für uns christliche Gläubige) – gibt es auch so einen fixen Blick in den Rückspiegel: Die Exodus-Erzählung, die ganz große Anfangsgeschichte – die ständige Erinnerung, dass der Allmächtige, DA ist, mit uns ist und uns (nur gemeinsam) in die Freiheit führt. Unser ganzes Menschsein besteht darin „ganz frei zu werden“ und die Steigerungsstufe davon ist, anderen zu helfen frei zu werden. Richtig frei. Alle. Und alles andere ist Verderben. Wenn es einen Plan Gottes für unser Leben gibt, dann der, dass wir frei & heil(ig), – im Frieden sind. Und wer sich zu sicher ist, muss viel mehr aufpassen, dass er nicht fällt …
In meinem Lebens-Rückspiegel erkenne ich auch Fehler, aus denen ich lernen kann, und Erfolge, die Mut machen zum Weitergehen … und erahne etwas von Gottes Gegenwart.
Andrea Geiger ist Projektassistentin im Pastoralamt der Katholischen Kirche Vorarlberg.