P. Karl Schauer OSB ist Bischofsvikar in der Diözese Eisenstadt.
Das Bekenntnis zu Jesus Christus bleibt nie ohne Konsequenzen. Heute, in der Zeit großer Verfolgung der Christen und damals in der Zerrissenheit der jüdischen Gemeinden.
In jenen Tagen blickte Stéphanus, erfüllt vom Heiligen Geist, zum Himmel empor, sah die Herrlichkeit Gottes und Jesus zur Rechten Gottes stehen und rief: Siehe, ich sehe den Himmel offen und den Menschensohn zur Rechten Gottes stehen. Da erhoben sie ein lautes Geschrei, hielten sich die Ohren zu, stürmten einmütig auf ihn los, trieben ihn zur Stadt hinaus und steinigten ihn. Die Zeugen legten ihre Kleider zu Füßen eines jungen Mannes nieder, der Saulus hieß. So steinigten sie Stéphanus; er aber betete und rief: Herr Jesus, nimm meinen Geist auf! Dann sank er in die Knie und schrie laut: Herr, rechne ihnen diese Sünde nicht an! Nach diesen Worten starb er.
Der Mensch braucht Visionen, nicht Utopien. Visionen sind die Antwort auf die Sehnsucht des Menschen nach Verheißung, Glück und auf das Leben in Gott.
Ich, Johannes, hörte eine Stimme, die zu mir sprach: Siehe, ich komme bald und mit mir bringe ich den Lohn und ich werde jedem geben, was seinem Werk entspricht. Ich bin das Alpha und das Ómega, der Erste und der Letzte, der Anfang und das Ende. Selig, die ihre Gewänder waschen: Sie haben Anteil am Baum des Lebens und sie werden durch die Tore in die Stadt eintreten können. Ich, Jesus, habe meinen Engel gesandt als Zeugen für das, was die Gemeinden betrifft. Ich bin die Wurzel und der Stamm Davids, der strahlende Morgenstern. Der Geist und die Braut aber sagen: Komm! Wer hört, der rufe: Komm! Wer durstig ist, der komme! Wer will, empfange unentgeltlich das Wasser des Lebens! Er, der dies bezeugt, spricht: Ja, ich komme bald. – Amen. Komm, Herr Jesus!
Die Einheit kann nicht erzwungen oder geplant werden, sie muss errungen und erlitten werden. Für Menschen, in sich gespalten, ist sie nicht erreichbar, aber der erhöhte Herr tritt für sie ein und macht sie möglich.
In jener Zeit erhob Jesus seine Augen zum Himmel und betete: Heiliger Vater, ich bitte nicht nur für diese hier, sondern auch für alle, die durch ihr Wort an mich glauben. Alle sollen eins sein: Wie du, Vater, in mir bist und ich in dir bin, sollen auch sie in uns sein, damit die Welt glaubt, dass du mich gesandt hast. Und ich habe ihnen die Herrlichkeit gegeben, die du mir gegeben hast, damit sie eins sind, wie wir eins sind, ich in ihnen und du in mir. So sollen sie vollendet sein in der Einheit, damit die Welt erkennt, dass du mich gesandt hast und sie ebenso geliebt hast, wie du mich geliebt hast. Vater, ich will, dass alle, die du mir gegeben hast, dort bei mir sind, wo ich bin. Sie sollen meine Herrlichkeit sehen, die du mir gegeben hast, weil du mich schon geliebt hast vor Grundlegung der Welt. Gerechter Vater, die Welt hat dich nicht erkannt, ich aber habe dich erkannt und sie haben erkannt, dass du mich gesandt hast. Ich habe ihnen deinen Namen kundgetan und werde ihn kundtun, damit die Liebe, mit der du mich geliebt hast, in ihnen ist und ich in ihnen bin.
Schwindet der Glaube? Gott sei schon verschwunden, sagen die einen. Der Hunger nach Spiritualität wächst, sagen die anderen. Die einen reden von der Zukunft des Religiösen, die anderen vom Abschied von der Religion. Für manche ist Gott die wichtigste Nebensache, für viele lohnt es, sich für Gott aufzureiben. Für Fanatiker wird Gott zum Auftragskiller, für andere zur billigen Ausrede. Auch die Christen geben nicht immer ein gutes Bild ab, wenn es um Gott geht. Eigene Begehrlichkeiten übertrumpfen den alten Turmbau zu Babel. Die Kirchen sind uneins, auch unversöhnt mit der Welt. Das ist nicht nur eine Kritik von außen. Streit und Gegensätze machen die Christen unglaubwürdig. Auch innerhalb der eigenen Kirche gibt es Starrsinn, Eitles, Enge und Streit. Jesus Christus betet im Hohepriesterlichen Gebet um die Einheit der Glaubenden und er bittet: „Sie sollen eins sein, damit die Welt glaubt.“ Sie sollten sein, wie er ist: das Leben in Fülle. Und sie sollten Leben wecken, das die Utopien der Lebenskünstler übertrifft. In einem frühen Schreiben über die Christen werden sie als Menschen ausgewiesen, die füreinander sorgen, Waisen und Witwen nicht im Stich lassen, Kinder nicht aussetzen, Menschen nicht diskriminieren, Gott loben und danken, seine Gegenwart feiern, Gastfreundschaft üben und bei allen Menschen beliebt sind. Ob wir schon begriffen haben, wer wir Christen sein könnten? Oder haben die Christen ihr Christsein ohne Gott probiert? Es gibt keine festen Regeln. Christsein darf keine Normalisierung des Nebensächlichen sein, sondern ein Ringen um Liebe. Diese ist der Gott Jesu Christi, der weder rechts noch links, nicht gestrig und kein Träumer, sondern der Unaussprechliche bleibt und sich nicht an das Protokoll hält. Damit seine Liebe in uns bleibt.
P. Karl Schauer OSB ist Bischofsvikar in der Diözese Eisenstadt.