Nora Bösch, Pfarrkoordinatorin in St. Martin, Dornbirn.
Die Autorin erreichen Sie unter sonntag@koopredaktion.at
So spricht der HERR: Du, Betlehem-Efrata, bist zwar klein unter den Sippen Judas, aus dir wird mir einer hervorgehen, der über Israel herrschen soll. Seine Ursprünge liegen in ferner Vorzeit, in längst vergangenen Tagen.
Darum gibt der HERR sie preis, bis zu der Zeit, da die Gebärende geboren hat. Dann wird der Rest seiner Brüder zurückkehren zu den Söhnen Israels. Er wird auftreten und ihr Hirt sein in der Kraft des HERRN, in der Hoheit des Namens des HERRN, seines Gottes. Sie werden in Sicherheit wohnen; denn nun wird er groß sein bis an die Grenzen der Erde. Und er wird der Friede sein.
Bei seinem Eintritt in die Welt spricht Christus: Schlacht- und Speiseopfer hast du nicht gefordert, doch einen Leib hast du mir bereitet; an Brand- und Sündopfern hast du kein Gefallen. Da sagte ich: Siehe, ich komme – so steht es über mich in der Schriftrolle – , um deinen Willen, Gott, zu tun.
Zunächst sagt er: Schlacht- und Speiseopfer, Brand- und Sündopfer forderst du nicht, du hast daran kein Gefallen, obgleich sie doch nach dem Gesetz dargebracht werden; dann aber hat er gesagt: Siehe, ich komme, um deinen Willen zu tun. Er hebt das Erste auf, um das Zweite in Kraft zu setzen. Aufgrund dieses Willens sind wir durch die Hingabe des Leibes Jesu Christi geheiligt – ein für alle Mal.
In jenen Tagen machte sich Maria auf den Weg und eilte in eine Stadt im Bergland von Judäa. Sie ging in das Haus des Zacharias und begrüßte Elisabet. Und es geschah, als Elisabet den Gruß Marias hörte, hüpfte das Kind in ihrem Leib. Da wurde Elisabet vom Heiligen Geist erfüllt und rief mit lauter Stimme: Gesegnet bist du unter den Frauen und gesegnet ist die Frucht deines Leibes. Wer bin ich, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt? Denn siehe, in dem Augenblick, als ich deinen Gruß hörte, hüpfte das Kind vor Freude in meinem Leib. Und selig, die geglaubt hat, dass sich erfüllt, was der Herr ihr sagen ließ.
Das Evangelium des vierten Adventsonntags berichtet uns von zwei Frauen, deren Lebenspläne ganz schön durcheinandergeraten sind. Elisabeth, lange Zeit kinderlos, erwartet nun doch in hohem Alter ein Kind. Eine Überraschung. Ein Risiko. Freude und Sorge werden sich vermischen. Und dann: Maria, jung, unverheiratet, soll auch Mutter werden. Auch sie wird andere Pläne für ihr Leben gehabt und viele Fragen mit sich herumgetragen haben.
Zwei durchkreuzte Lebenspläne. Wie gehen die beiden Frauen damit um?
Zuerst einmal: Sie ziehen sich zurück. Von Elisabeth wissen wir, dass sie im Bergland lebt, zurückgezogen von anderen Menschen. Von Maria heißt es, dass sie alles in ihrem Herzen bewahrt, was ihr verkündet wurde. Die beiden Frauen lassen sich Zeit. Sie hören auf ihr Inneres, werden mit der neuen Situation vertraut, lassen einen neuen Lebensplan in sich reifen.
Und dann: Sie treffen sich, suchen das Gespräch miteinander, begegnen einander auf Augenhöhe. Sie entwerfen gemeinsam neue Bilder ihrer Zukunft. Im Reden miteinander und im Hören aufeinander zeigen sich neue Wege. In der Begegnung wächst die Freude am Neuen.
Und ein drittes: Sie vertrauen Gott. Aus der tiefen Überzeugung, dass Gott der ist, der das Volk Israel schon immer begleitet hat, dem jeder einzelne Mensch wichtig ist. Aus der Überzeugung, dass Gott seine ganz persönliche Heilsgeschichte mit ihnen schreibt, nicht nur, wenn alles gelingt, sondern auch und vor allem da, wo es schwierig wird, an den Kreuzungspunkten ihres Lebens. Dieses Vertrauen trägt und eröffnet Zukunft.
Begegnung auf Augenhöhe: Welchen Menschen bin ich so verbunden, dass ich mich mit meinen Fragen und Freuden aufgehoben fühle? Vertrauen trägt: Ich kann mich einüben in das Vertrauen, dass Gott mit mir ein Stück Heilsgeschichte schreiben will.
Nora Bösch, Pfarrkoordinatorin in St. Martin, Dornbirn.
Die Autorin erreichen Sie unter sonntag@koopredaktion.at