Nora Bösch Pfarrkoordinatorin in St. Martin, Dornbirn.
Die Autorin erreichen Sie unter sonntag@koopredaktion.at
Der Herr hat dem Vater Ehre verliehen bei den Kindern und das Recht der Mutter bei den Söhnen bestätigt. Wer den Vater ehrt, sühnt Sünden, und wer seine Mutter ehrt, sammelt Schätze. Wer den Vater ehrt, wird Freude haben an den Kindern und am Tag seines Gebets wird er erhört. Wer den Vater ehrt, wird lange leben, und seiner Mutter verschafft Ruhe, wer auf den Herrn hört.
Kind, nimm dich deines Vaters im Alter an und kränke ihn nicht, solange er lebt! Wenn er an Verstand nachlässt, übe Nachsicht und verachte ihn nicht in deiner ganzen Kraft! Denn die dem Vater erwiesene Liebestat wird nicht vergessen; und statt der Sünden wird sie dir zur Erbauung dienen.
Alternative Schriftlesungen
1 Samuel 1,20–22.24–28
Psalm 84,2–3.5–6.9–10
1 Johannes 3,1–2.21–24
Bekleidet euch, als Erwählte Gottes, Heilige und Geliebte, mit innigem Erbarmen, Güte, Demut, Milde, Geduld! Ertragt einander
und vergebt einander, wenn einer dem anderen etwas vorzuwerfen hat! Wie der Herr euch vergeben hat, so vergebt auch ihr! Vor allem bekleidet euch mit der Liebe, die das Band der Vollkommenheit ist! Und der Friede Christi triumphiere in euren Herzen. Dazu seid ihr berufen als Glieder des einen Leibes. Seid dankbar! Das Wort Christi wohne mit seinem ganzen Reichtum bei euch. In aller Weisheit belehrt und ermahnt einander! Singt Gott Psalmen, Hymnen und geistliche Lieder in Dankbarkeit in euren Herzen! Alles, was ihr in Wort oder Werk tut, geschehe im Namen Jesu, des Herrn. Dankt Gott, dem Vater, durch ihn!
Ihr Frauen, ordnet euch den Männern unter, wie es sich im Herrn geziemt! Ihr Männer, liebt die Frauen und seid nicht erbittert gegen sie! Ihr Kinder, gehorcht euren Eltern in allem, denn das ist dem Herrn wohlgefällig! Ihr Väter, schüchtert eure Kinder nicht ein, damit sie nicht mutlos werden!
Die Eltern Jesu gingen jedes Jahr zum Paschafest nach Jerusalem. Als er zwölf Jahre alt geworden war, zogen sie wieder hinauf, wie es dem Festbrauch entsprach. Nachdem die Festtage zu Ende waren, machten sie sich auf den Heimweg. Der Knabe Jesus aber blieb in Jerusalem, ohne dass seine Eltern es merkten. Sie meinten, er sei in der Pilgergruppe, und reisten eine Tagesstrecke weit; dann suchten sie ihn bei den Verwandten und Bekannten. Als sie ihn nicht fanden, kehrten sie nach Jerusalem zurück und suchten nach ihm. Da geschah es, nach drei Tagen fanden sie ihn im Tempel; er saß mitten unter den Lehrern, hörte ihnen zu und stellte Fragen. Alle, die ihn hörten, waren erstaunt über sein Verständnis und über seine Antworten.
Als seine Eltern ihn sahen, waren sie voll Staunen und seine Mutter sagte zu ihm: Kind, warum hast du uns das angetan? Siehe, dein Vater und ich haben dich mit Schmerzen gesucht. Da sagte er zu ihnen: Warum habt ihr mich gesucht? Wusstet ihr nicht, dass ich in dem sein muss, was meinem Vater gehört? Doch sie verstanden das Wort nicht, das er zu ihnen gesagt hatte. Dann kehrte er mit ihnen nach Nazaret zurück und war ihnen gehorsam. Seine Mutter bewahrte all die Worte in ihrem Herzen. Jesus aber wuchs heran und seine Weisheit nahm zu und er fand Gefallen bei Gott und den Menschen.
Die Weihnachtsfeiertage sind für viele Menschen Tage, an denen die Familie ganz spürbar ist. Da konzentriert sich alles, was diese ausmacht. Halt und Geborgenheit wird erfahrbar, aber es zeigt sich vielleicht auch ganz deutlich, wo Einsamkeit, Unverständnis und Gleichgültigkeit da sind. Das Fest der Heiligen Familie, das an diesem Sonntag nach Weihnachten gefeiert wird, löst oft gemischte Gefühle in uns aus. Zu leicht wird es damit in Verbindung gebracht, dass wir ein Vorbild vorgesetzt bekommen: Alles soll immer voller Harmonie sein. Und wir spüren unsere Unzulänglichkeit und unsere Menschlichkeit, weil dieses Ideal unerreichbar ist.
Das Evangelium dieses Sonntags lässt uns aufatmen. Die heilige Familie scheint eine ganz normale Familie gewesen zu sein. Auch unter ihnen war nicht immer alles klar und eindeutig, es gab Ungereimtheiten, Sorgen und Enttäuschungen. Der 12-jährige Jesus ist scheinbar manchmal eigene Wege gegangen, ohne seine Eltern zu fragen. Er hat das getan, was ihn interessiert hat. Er hat Antworten auf seine Fragen außerhalb der Familie gesucht. Und sein Verhalten war für seine Eltern nicht nachvollziehbar. Maria und Josef kannten die Sorgen und Ängste aller Eltern. Sie verstanden nicht, was ihren Sohn bewegt hat, und waren wohl besorgt, wie das weitergehen würde.
Diese Bibelstelle will uns kein heiles Familien-
bild vorgaukeln. Sie will uns erinnern, dass durch Jesus beides in die Welt kam: Das Heil und die Herausforderung. Das gute Zusammenleben und die offenen Fragen. Maria bewahrte alles in ihrem Herzen, heißt es.
Sie vertraute darauf, dass Gott alles zum Guten führen wird.
Heil und Herausforderung in meiner Familie, in meinen Beziehungen: Ich darf dankbar sein, wo Zusammenleben glückt und bewahre das, was ich nicht verstehe, in meinem Herzen mit der Hoffnung, dass es sich klären wird.
Nora Bösch Pfarrkoordinatorin in St. Martin, Dornbirn.
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