Mönchdiakon Bartholomäos Ungureanu
ist orthodoxer Religionslehrer im Burgenland und in Wien sowie in Jugendarbeit und Erwachsenenkatechese tätig.
Den Autor erreichen Sie unter sonntag@koopredaktion.at
Auf, Jerusalem, werde licht, denn es kommt dein Licht /
und die Herrlichkeit des HERRN geht strahlend auf über dir.
Denn siehe, Finsternis bedeckt die Erde /
und Dunkel die Völker, doch über dir geht strahlend der HERR auf, /
seine Herrlichkeit erscheint über dir.
Nationen wandern zu deinem Licht /
und Könige zu deinem strahlenden Glanz.
Erhebe deine Augen ringsum und sieh: /
Sie alle versammeln sich, kommen zu dir.
Deine Söhne kommen von fern, /
deine Töchter werden auf der Hüfte sicher getragen.
Da wirst du schauen und strahlen, /
dein Herz wird erbeben und sich weiten.
Denn die Fülle des Meeres wendet sich dir zu, /
der Reichtum der Nationen kommt zu dir.
Eine Menge von Kamelen bedeckt dich, / Hengste aus Midian und Efa.
Aus Saba kommen sie alle, / Gold und Weihrauch bringen sie / und verkünden die Ruhmestaten des HERRN.
Ihr habt doch gehört, welches Amt die Gnade Gottes mir für euch verliehen hat. Durch eine Offenbarung wurde mir das Geheimnis kundgetan.
Den Menschen früherer Generationen wurde es nicht kundgetan, jetzt aber ist es seinen heiligen Aposteln und Propheten durch den Geist offenbart worden: dass nämlich die Heiden Miterben sind, zu demselben Leib gehören und mit teilhaben an der Verheißung in Christus Jesus durch das Evangelium.
Als Jesus zur Zeit des Königs Herodes in Betlehem in Judäa geboren worden war, siehe, da kamen Sterndeuter aus dem Osten nach Jerusalem und fragten: Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, um ihm zu huldigen. Als König Herodes das hörte, erschrak er und mit ihm ganz Jerusalem. Er ließ alle Hohepriester und Schriftgelehrten des Volkes zusammenkommen und erkundigte sich bei ihnen, wo der Christus geboren werden solle. Sie antworteten ihm: in Betlehem in Judäa; denn so steht es geschrieben bei dem Propheten:
Du, Betlehem im Gebiet von Juda, / bist keineswegs die unbedeutendste / unter den führenden Städten von Juda; / denn aus dir wird ein Fürst hervorgehen, / der Hirt meines Volkes Israel.
Danach rief Herodes die Sterndeuter heimlich zu sich und ließ sich von ihnen genau sagen, wann der Stern erschienen war. Dann schickte er sie nach Betlehem und sagte: Geht und forscht sorgfältig nach dem Kind; und wenn ihr es gefunden habt, berichtet mir, damit auch ich hingehe und ihm huldige! Nach diesen Worten des Königs machten sie sich auf den Weg. Und siehe, der Stern, den sie hatten aufgehen sehen, zog vor ihnen her bis zu dem Ort, wo das Kind war; dort blieb er stehen. Als sie den Stern sahen, wurden sie von sehr großer Freude erfüllt. Sie gingen in das Haus und sahen das Kind und Maria, seine Mutter; da fielen sie nieder und huldigten ihm. Dann holten sie ihre Schätze hervor und brachten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe als Gaben dar. Weil ihnen aber im Traum geboten wurde, nicht zu Herodes zurückzukehren, zogen sie auf einem anderen Weg heim in ihr Land.
In seinem Kommentar zum Matthäusevangelium erklärt der heilige Johannes Chrysostomos hinsichtlich der Natur des Sternes von Betlehem Folgendes: „Dass nämlich dies kein gewöhnlicher Stern war, ja, wie mir scheint, überhaupt kein Stern, sondern eine unsichtbare Macht, die diese Gestalt angenommen hatte.“ Der Stern der Sterndeuter ist eine sichtbare Gestalt der Kraft Gottes, welche ihre Schritte zum kleinen Jesus führte.
Die Kirchenväter bezeichnen diese Anziehungskraft als die Gnade Gottes. Die Erscheinung des Sterns war nicht bloß ein natürliches Geschehen im Bereich der Astrologie, sondern eher ein übernatürliches Phänomen. Die Weisen werden vom Licht des Sternes durchdrungen und spüren die Überzeugung in sich, dass sie diesem Stern folgen sollen. Aus diesem Grund haben die drei Weisen ihre jeweilige Heimat verlassen und sind spontan von Persien bis Betlehem gewandert – eine Strecke, die fast so groß ist wie von Wien nach Athen.
Hat diese Stelle aus der Bibel auch dem heutigen Menschen noch etwas mitzuteilen? Natürlich! – Und zwar, dass man, um Gott zu treffen, nicht nur einen „einmaligen Termin“ braucht, mit dem dann alles erledigt ist. Laut der Tradition der Kirche sind die drei Weisen mit dem Stern drei Monate gewandert, bis sie zu Christus kamen, und danach gingen sie auf einem anderen Weg heim. Die Kirchenväter erklären, dass dieser „andere Heimweg“ die Änderung des Lebens als Folge der Begegnung Christi symbolisiert.
„Jene sahen den Stern und freuten sich; du aber siehst Christus selbst“, schreibt der heilige Johannes Chrysostomos. Die Geschichte der drei Könige erinnert uns daran, dass die Begegnung mit Christus eine innere lebenslange Reise zu Gott ist, welche uns vor allem Gnade und geistliche Freude schenkt.
Zum Weiterdenken
Mönchdiakon Bartholomäos Ungureanu
ist orthodoxer Religionslehrer im Burgenland und in Wien sowie in Jugendarbeit und Erwachsenenkatechese tätig.
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