Mag. Magdalena Jahn, Theologin, Referentin für Jugendspiritualität bei der
Katholischen Jugend Oberösterreich. Die Autorin erreichen Sie unter sonntag@koopredaktion.at
In jenen Tagen sagte der Herr zu Josua: Heute habe ich die ägyptische Schande von euch abgewälzt.
Als die Israeliten in Gilgal ihr Lager hatten, feierten sie am Abend des vierzehnten Tages jenes Monats in den Steppen von Jericho das Pessach. Am Tag nach dem Pessach, genau an diesem Tag, aßen sie ungesäuerte Brote und geröstetes Getreide aus dem Ertrag des Landes. Vom folgenden Tag an, nachdem sie von dem Ertrag des Landes gegessen hatten, blieb das Manna aus; von da an hatten die Israeliten kein Manna mehr, denn sie aßen in jenem Jahr von der Ernte des Landes Kanaan.
Wenn also jemand in Christus ist, dann ist er eine neue Schöpfung: Das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden. Aber das alles kommt von Gott, der uns durch Christus mit sich versöhnt und uns den Dienst der Versöhnung aufgetragen hat. Ja, Gott war es, der in Christus die Welt mit sich versöhnt hat, indem er ihnen ihre Verfehlungen nicht anrechnete und unter uns das Wort von der Versöhnung aufgerichtet hat. Wir sind also Gesandte an Christi statt und Gott ist es, der durch uns mahnt. Wir bitten an Christi statt: Lasst euch mit Gott versöhnen! Er hat den, der keine Sünde kannte, für uns zur Sünde gemacht, damit wir in ihm Gerechtigkeit Gottes würden.
In jener Zeit kamen alle Zöllner und Sünder zu Jesus, um ihn zu hören. Die Pharisäer und die Schriftgelehrten empörten sich darüber und sagten: Dieser nimmt Sünder auf und isst mit ihnen. Da erzählte er ihnen dieses Gleichnis und sagte:
Ein Mann hatte zwei Söhne. Der jüngere von ihnen sagte zu seinem Vater: Vater, gib mir das Erbteil, das mir zusteht! Da teilte der Vater das Vermögen unter sie auf. Nach wenigen Tagen packte der jüngere Sohn alles zusammen und zog in ein fernes Land. Dort führte er ein zügelloses Leben und verschleuderte sein Vermögen. Als er alles durchgebracht hatte, kam eine große Hungersnot über jenes Land und er begann Not zu leiden. Da ging er zu einem Bürger des Landes und drängte sich ihm auf; der schickte ihn aufs Feld zum Schweinehüten. Er hätte gern seinen Hunger mit den Futterschoten gestillt, die die Schweine fraßen; aber niemand gab ihm davon. Da ging er in sich und sagte: Wie viele Tagelöhner meines Vaters haben Brot im Überfluss, ich aber komme hier vor Hunger um. Ich will aufbrechen und zu meinem Vater gehen und zu ihm sagen: Vater, ich habe mich gegen den Himmel und gegen dich versündigt. Ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu sein; mach mich zu einem deiner Tagelöhner! Dann brach er auf und ging zu seinem Vater. Der Vater sah ihn schon von Weitem kommen und er hatte Mitleid mit ihm. Er lief dem Sohn entgegen, fiel ihm um den Hals und küsste ihn. Da sagte der Sohn zu ihm: Vater, ich habe mich gegen den Himmel und gegen dich versündigt; ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu sein.
Der Vater aber sagte zu seinen Knechten: Holt schnell das beste Gewand und zieht es ihm an, steckt einen Ring an seine Hand und gebt ihm Sandalen an die Füße! Bringt das Mastkalb her und schlachtet es; wir wollen essen und fröhlich sein. Denn dieser, mein Sohn, war tot und lebt wieder; er war verloren und ist wiedergefunden worden. Und sie begannen, ein Fest zu feiern.
Sein älterer Sohn aber war auf dem Feld. Als er heimging und in die Nähe des Hauses kam, hörte er Musik und Tanz. Da rief er einen der Knechte und fragte, was das bedeuten solle. Der Knecht antwortete ihm: Dein Bruder ist gekommen und dein Vater hat das Mastkalb schlachten lassen, weil er ihn gesund wiederbekommen hat. Da wurde er zornig und wollte nicht hineingehen. Sein Vater aber kam heraus und redete ihm gut zu. Doch er erwiderte seinem Vater: Siehe, so viele Jahre schon diene ich dir und nie habe ich dein Gebot übertreten; mir aber hast du nie einen Ziegenbock geschenkt, damit ich mit meinen Freunden ein Fest feiern konnte. Kaum aber ist der hier gekommen, dein Sohn, der dein Vermögen mit Dirnen durchgebracht hat, da hast du für ihn das Mastkalb geschlachtet.
Der Vater antwortete ihm: Mein Kind, du bist immer bei mir und alles, was mein ist, ist auch dein. Aber man muss doch ein Fest feiern und sich freuen; denn dieser, dein Bruder, war tot und lebt wieder; er war verloren und ist wiedergefunden worden.
Mit der Erzählung vom verlorenen Sohn bzw. vom barmherzigen Vater zeichnet Jesus ein wunderbares Gottesbild: Der Vater lässt seinen jüngeren Sohn losziehen, weil dieser sein Glück in der Fremde suchen will. Und als der Sohn dann feststellt, dass ihn seine Lebensweise hinunterzieht statt in die Freiheit führt, kehrt er um nach Hause. Was ihn erwartet, ist sein Vater, der ihm entgegenläuft, um den Hals fällt und ihn küsst. Keine Vorwürfe, keine Anklage, kein Wenn und Aber; nur Freude, nur Liebe. Wie gut tut es, zu wissen, dass man heimkommen darf, auch wenn man auf die den falschen Weg geraten ist!
Unterbrochen wird die Idylle vom Auftritt des älteren Sohnes. Dessen Reaktion kommt mir sehr nachvollziehbar vor. Wird er, der jahrelang treu seinen Dienst versehen hat, nicht ungerecht behandelt? Belohnt der Vater hier nicht den Falschen? Ist er nicht zu großzügig? Kann solches Erbarmen nicht auch gefährlich sein?
Jesus erzählt dieses Gleichnis jenen Pharisäern und Schriftgelehrten, die sich über seinen Umgang mit Zöllnern und Sündern empören. Das Verhalten des älteren Sohnes passt wahrscheinlich gut zu ihnen: pflichtbewusstes Dienen, Einhalten der Gebote; aber das erfüllt sie scheinbar nicht. Selbstbezogenheit, Zorn, Vorurteile, ja Lieblosigkeit stehen dem Zugehen des Vaters (noch) im Weg. „Lass dich auf das Fest ein!“, lautet die Einladung. Und Paulus würde wahrscheinlich ergänzen: „Versöhne dich!“
An der Reaktion des älteren Sohnes wird deutlich, dass das Gottesbild Jesu durchaus herausfordert. Ob wir jemals vollständig begreifen können, wie und wer Gott ist? Ich glaube nicht. Ich glaube, dass wir uns auf das Wagnis des Glaubens immer neu einlassen müssen. Es wird uns gewiss zum Staunen bringen – und herausfordern! Grenzenlose Liebe Gottes ist uns in diesem Gleichnis jedenfalls zugesagt.
Wie geht es mir mit meinen Vorstellungen von Gott? Macht mich dieses Gottesbild frei?
Bildtext: Rembrandt van Rijn drückt die Barmherzigkeit des Vaters mit zwei unterschiedlichen Händen aus: Eine Hand zeigt mütterlich-weiche Züge, die andere ist streng und stark. Circa 1666–69, Eremitage Sankt Petersburg.
Mag. Magdalena Jahn, Theologin, Referentin für Jugendspiritualität bei der
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