Er ist Pfarrmoderator von St. Margarethen i. Bgld. und Pastoralamtsleiter der Diözese Eisenstadt. Den Autor erreichen Sie unter sonntag@koopredaktion.at
So spricht der Herr, der einen Weg durchs Meer bahnt, einen Pfad durch gewaltige Wasser, der Wagen und Rosse ausziehen lässt, zusammen mit einem mächtigen Heer; doch sie liegen am Boden und stehen nicht mehr auf, sie sind erloschen und verglüht wie ein Docht. Denkt nicht mehr an das, was früher war; auf das, was vergangen ist, achtet nicht mehr! Siehe, nun mache ich etwas Neues. Schon sprießt es, merkt ihr es nicht? Ja, ich lege einen Weg an durch die Wüste und Flüsse durchs Ödland. Die wilden Tiere werden mich preisen, die Schakale und Strauße, denn ich lasse in der Wüste Wasser fließen und Flüsse im Ödland, um mein Volk, mein erwähltes, zu tränken. Das Volk, das ich mir geformt habe, wird meinen Ruhm verkünden.
Ja noch mehr: Ich halte dafür, dass alles Verlust ist, weil die Erkenntnis Christi Jesu, meines Herrn, alles überragt. Seinetwegen habe ich alles aufgegeben und halte es für Unrat, um Christus zu gewinnen und in ihm erfunden zu werden. Nicht meine Gerechtigkeit will ich haben, die aus dem Gesetz hervorgeht, sondern jene, die durch den Glauben an Christus kommt, die Gerechtigkeit, die Gott schenkt aufgrund des Glaubens. Christus will ich erkennen und die Macht seiner Auferstehung und die Gemeinschaft mit seinen Leiden, indem ich seinem Tod gleich gestaltet werde. So hoffe ich, auch zur Auferstehung von den Toten zu gelangen. Nicht dass ich es schon erreicht hätte oder dass ich schon vollendet wäre. Aber ich strebe danach, es zu ergreifen, weil auch ich von Christus Jesus ergriffen worden bin. Brüder und Schwestern, ich bilde mir nicht ein, dass ich es schon ergriffen hätte. Eines aber tue ich: Ich vergesse, was hinter mir liegt, und strecke mich nach dem aus, was vor mir ist. Das Ziel vor Augen, jage ich nach dem Siegespreis: der himmlischen Berufung Gottes in Christus Jesus.
Jesus aber ging zum Ölberg. Am frühen Morgen begab er sich wieder in den Tempel. Alles Volk kam zu ihm. Er setzte sich und lehrte es. Da brachten die Schriftgelehrten und die Pharisäer eine Frau, die beim Ehebruch ertappt worden war. Sie stellten sie in die Mitte und sagten zu ihm: Meister, diese Frau wurde beim Ehebruch auf frischer Tat ertappt. Mose hat uns im Gesetz vorgeschrieben, solche Frauen zu steinigen. Was sagst du? Mit diesen Worten wollten sie ihn auf die Probe stellen, um einen Grund zu haben, ihn anzuklagen. Jesus aber bückte sich und schrieb mit dem Finger auf die Erde. Als sie hartnäckig weiterfragten, richtete er sich auf und sagte zu ihnen: Wer von euch ohne Sünde ist, werfe als Erster einen Stein auf sie. Und er bückte sich wieder und schrieb auf die Erde. Als sie das gehört hatten, ging einer nach dem anderen fort, zuerst die Ältesten. Jesus blieb allein zurück mit der Frau, die noch in der Mitte stand. Er richtete sich auf und sagte zu ihr: Frau, wo sind sie geblieben? Hat dich keiner verurteilt? Sie antwortete: Keiner, Herr. Da sagte Jesus zu ihr: Auch ich verurteile dich nicht. Geh und sündige von jetzt an nicht mehr!
Was hat Jesus in den Sand geschrieben, als die Pharisäer ihm eine Ehebrecherin vorführen, die gesteinigt werden soll? Er soll sich klar zum Gesetz bekennen oder selbst als Verbrecher gelten, wenn er die Frau nicht verurteilt. Jesus bückt sich und kritzelt in den Sand. Eine Geheimbotschaft? Seitdem es die Geschichte im Johannesevangelium gibt (und sie fehlt in den ältesten Handschriften), wird über diese Frage gerätselt. Die Pharisäer verschwinden einer nach dem anderen! Hat ihr Rückzug auch etwas mit dem Gekritzel Jesu zu tun? Der Jesuit Christoph Wrembeck meint, dass Jesus einfach die Namen der Pharisäer in den Sand geschrieben haben könnte. Er verweist dabei auf eine Stelle aus Jeremia, die allen Schriftgelehrten bekannt war: „Die sich von dir abwenden, Herr, deren Namen sind in den Sand geschrieben“ (Jer 17,13)! Wenn das des Rätsels Lösung ist, dann versteht man, warum sich alle Ankläger davon schleichen. Das Wort „Wer von euch ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein!“ wäre dann nicht nur rhetorisch gemeint! Die Namen im Sand würden die Frommen als wirkliche Sünder „outen“. Jesus wäre mit einem „Doppelschlag“ für die Frau in die Bresche gesprungen. So vehement hat sich noch nie jemand für eine Sünderin eingesetzt. Selbst den frühen Christen war das Verhalten Jesu zu anstößig. Lange hat man sich aus moralischen Gründen geweigert, diese Erzählung in das Evangelium aufzunehmen. Der Gott Jesu ist ohne Kompromiss auf der Seite der Sünder! Für viele wird das das größte Rätsel aller Zeiten bleiben!
Ich überprüfe meine Liste von Urteilen, die ich über andere Menschen spreche! Wäre es nicht an der Zeit, dass ich mich wie Jesus für die Sünder einsetze, statt sie öffentlich vorzuführen? Gott hasst die Sünde, aber er liebt die Sünder!
Er ist Pfarrmoderator von St. Margarethen i. Bgld. und Pastoralamtsleiter der Diözese Eisenstadt. Den Autor erreichen Sie unter sonntag@koopredaktion.at