Theologe, Ethiker, Leiter der Krankenhaus-Seelsorge der Katholischen Kirche Vorarlberg.
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Die Menge derer, die gläubig geworden waren, war ein Herz und eine Seele. Keiner nannte etwas von dem, was er hatte, sein Eigentum, sondern sie hatten alles gemeinsam. Mit großer Kraft legten die Apostel Zeugnis ab von der Auferstehung Jesu, des Herrn, und reiche Gnade ruhte auf ihnen allen. Es gab auch keinen unter ihnen, der Not litt. Denn alle, die Grundstücke oder Häuser besaßen, verkauften ihren Besitz, brachten den Erlös und legten ihn den Aposteln zu Füßen. Jedem wurde davon so viel zugeteilt, wie er nötig hatte.
Jeder, der glaubt, dass Jesus der Christus ist, ist aus Gott gezeugt und jeder, der den Vater liebt, liebt auch den, der aus ihm gezeugt ist. Daran erkennen wir, dass wir die Kinder Gottes lieben: wenn wir Gott lieben und seine Gebote erfüllen. Denn darin besteht die Liebe zu Gott, dass wir seine Gebote halten; und seine Gebote sind nicht schwer. Denn alles, was aus Gott gezeugt ist, besiegt die Welt. Und das ist der Sieg, der die Welt besiegt hat: unser Glaube. Wer sonst besiegt die Welt, außer dem, der glaubt, dass Jesus der Sohn Gottes ist? Dieser ist es, der durch Wasser und Blut gekommen ist: Jesus Christus. Er ist nicht nur im Wasser gekommen, sondern im Wasser und im Blut. Und der Geist ist es, der Zeugnis ablegt; denn der Geist ist die Wahrheit.
Am Abend dieses ersten Tages der Woche, als die Jünger aus Furcht vor den Juden bei verschlossenen Türen beisammen waren, kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch! Nach diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite. Da freuten sich die Jünger, als sie den Herrn sahen. Jesus sagte noch einmal zu ihnen: Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch. Nachdem er das gesagt hatte, hauchte er sie an und sagte zu ihnen: Empfangt den Heiligen Geist! Denen ihr die Sünden erlasst, denen sind sie erlassen; denen ihr sie behaltet, sind sie behalten.
Thomas, der Didymus genannt wurde, einer der Zwölf, war nicht bei ihnen, als Jesus kam. Die anderen Jünger sagten zu ihm: Wir haben den Herrn gesehen. Er entgegnete ihnen: Wenn ich nicht das Mal der Nägel an seinen Händen sehe und wenn ich meinen Finger nicht in das Mal der Nägel und meine Hand nicht in seine Seite lege, glaube ich nicht.
Acht Tage darauf waren seine Jünger wieder drinnen versammelt und Thomas war dabei. Da kam Jesus bei verschlossenen Türen, trat in ihre Mitte und sagte: Friede sei mit euch! Dann sagte er zu Thomas: Streck deinen Finger hierher aus und sieh meine Hände! Streck deine Hand aus und leg sie in meine Seite und sei nicht ungläubig, sondern gläubig! Thomas antwortete und sagte zu ihm: Mein Herr und mein Gott! Jesus sagte zu ihm: Weil du mich gesehen hast, glaubst du. Selig sind, die nicht sehen und doch glauben.
Noch viele andere Zeichen hat Jesus vor den Augen seiner Jünger getan, die in diesem Buch nicht aufgeschrieben sind. Diese aber sind aufgeschrieben, damit ihr glaubt, dass Jesus der Christus ist, der Sohn Gottes, und damit ihr durch den Glauben Leben habt in seinem Namen.
Ich hatte unlängst ein Gespräch mit einer netten Kollegin zum Thema „Kirche, Glaube und Gottesdienst“. Zwei Sätze daraus beschäftigen mich im Blick auf die Auferstehungs-Berichte im heutigen Evangelium bis heute: „Bei uns im Gottesdienst ist immer alles so auf das Negative, das Sündige ausgerichtet. Mir fehlt die Freude in den Gesichtern der Gottesdienstbesucher/innen!“ Wirken wir Christinnen und Christen wirklich wie Erlöste? Spüren wir die Freude, die Erleichterung und den Schwung für unser tägliches Leben, den uns die zentrale Botschaft unseres Glaubens gibt? Wir dürfen berechtigt darauf hoffen, dass der Tod nicht das Ende bedeutet, sondern neues, von aller Last befreites Leben! Wäre das nicht ein Grund zur Freude, ein Grund zu jubeln und befreit und erlöst drauf los zu leben? Stellen wir diese Glaubenswahrheit konsequent genug ins Zentrum unseres Lebens und unserer Liturgien?
Der Grund, warum mich die Worte meiner Kollegin bis heute beschäftigen, liegt darin, dass ich ihr Recht geben muss. Wir haben in der katholischen Kirche tendenziell ein wenig Schlagseite auf das Negative, das Fehlerhafte und Erlösungsbedürftige hin, gerade in unseren Gottesdiensten. Warum beispielsweise gibt es keinen „Weg der Auferstehung und der Erlösung“ statt der blutigen „Kreuzwege“ an den Wänden unserer Kirchen? Warum wird in unseren Gottesdiensten so wenig gelacht und der Freude über unseren Glauben Ausdruck verliehen? Warum klingt das „Gloria“ vielerorts wie ein verkümmertes „Mea culpa“? Glauben wir etwa nicht, was wir da singen? Sind wir in der Rolle des zweifelnden Thomas geblieben - ohne die Möglichkeit, unseren Finger in die Wunden zu legen?
Theologe, Ethiker, Leiter der Krankenhaus-Seelsorge der Katholischen Kirche Vorarlberg.
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