Er ist Pfarrmoderator von St. Margarethen i.Bgld. und Pastoralamtsleiter der Diözese Eisenstadt. Den Autor erreichen Sie unter sonntag@koopredaktion.at
Gott, der Herr, gab mir die Zunge von Schülern, damit ich verstehe, die Müden zu stärken durch ein aufmunterndes Wort. Jeden Morgen weckt er mein Ohr, damit ich höre, wie Schüler hören. Gott, der Herr, hat mir das Ohr geöffnet. Ich aber wehrte mich nicht und wich nicht zurück. Ich hielt meinen Rücken denen hin, die mich schlugen, und meine Wange denen, die mir den Bart ausrissen. Mein Gesicht verbarg ich nicht vor Schmähungen und Speichel. Und Gott, der Herr, wird mir helfen; darum werde ich nicht in Schande enden. Deshalb mache ich mein Gesicht hart wie einen Kiesel; ich weiß, dass ich nicht in Schande gerate.
Er war Gott gleich, hielt aber nicht daran fest, Gott gleich zu sein, sondern er entäußerte sich und wurde wie ein Sklave und den Menschen gleich. Sein Leben war das eines Menschen; er erniedrigte sich und war gehorsam bis zum Tod, bis zum Tod am Kreuz. Darum hat ihn Gott über alle erhöht und ihm den Namen verliehen, der größer ist als alle Namen, damit alle im Himmel, auf der Erde und unter der Erde ihr Knie beugen vor dem Namen Jesu und jeder Mund bekennt: Jesus Christus ist der Herr zur Ehre Gottes, des Vaters.
Nach dieser Rede zog Jesus voran und ging nach Jerusalem hinauf. Und es geschah: Er kam in die Nähe von Betfage und Betanien, an den Berg, der Ölberg heißt, da schickte er zwei seiner Jünger aus und sagte: Geht in das Dorf, das vor uns liegt! Wenn ihr hineinkommt, werdet ihr dort ein Fohlen angebunden finden, auf dem noch nie ein Mensch gesessen hat. Bindet es los und bringt es her! Und wenn euch jemand fragt: Warum bindet ihr es los?, dann antwortet: Der Herr braucht es. Die Ausgesandten machten sich auf den Weg und fanden alles so, wie er es ihnen gesagt hatte. Als sie das Fohlen losbanden, sagten die Leute, denen es gehörte: Warum bindet ihr das Fohlen los? Sie antworteten: Weil der Herr es braucht. Dann führten sie es zu Jesus, legten ihre Kleider auf das Fohlen und halfen Jesus hinauf. Während er dahinritt, breiteten die Jünger ihre Kleider auf dem Weg aus. Als er sich schon dem Abhang des Ölbergs näherte, begann die Schar der Jünger freudig und mit lauter Stimme Gott zu loben wegen all der Machttaten, die sie gesehen hatten. Sie riefen: Gesegnet sei der König, der kommt im Namen des Herrn. Im Himmel Friede und Ehre in der Höhe! Da riefen ihm einige Pharisäer aus der Menge zu: Meister, weise deine Jünger zurecht! Er erwiderte: Ich sage euch: Wenn sie schweigen, werden die Steine schreien.
Ganz oben stehen, von den Massen bejubelt werden! Für viele ist das ein Traum! Doch er hat auch seine Tücken. Die Verhältnisse können sich schnell drehen: Heute top, morgen hop! Jesus hat es bei seinem Einzug in Jerusalem erfahren: Zunächst Jubel und Begeisterung, ein paar Tage später: „Ans Kreuz mit ihm“! Die Liturgie des Palmsonntags bildet diese Spannung ab: Am Anfang hört man das Evangelium vom Einzug Jesu, später dann seine Passionsgeschichte! Dazwischen steht der Philipper-Hymnus! Paulus beschreibt in ihm die Bewegung von ganz oben hinunter zum tiefsten Punkt der Erniedrigung: Christus Jesus war Gott gleich, er erniedrigte sich, wurde wie ein Sklave und starb den Verbrechertod am Kreuz. Paulus lässt keinen Zweifel daran, dass diese „Karriere nach unten“ kein Unfall war, sondern ein Programm. Jesus selbst hat es so gewollt: Der Gott in der Höhe ist vorbei. Er selbst hat diese Form von Religion abgeschafft. Mich wundert es, das viele immer noch meinen, Gott sei im Himmel. Der Himmel ist leer! Wenn du Gott finden willst, musst du dich klein machen und ganz hinunter steigen in den menschlichen Sumpf, wo es übel riecht. Aufschauen zu Gott, Anbetung, Weihrauch, das alles ist die falsche Richtung! Niederknien, trösten, Wunden heilen, für den anderen sein Leben geben, das ist es, was Gott möchte. Daran ändert auch die Auferstehung Jesu nichts, seine Erhöhung zum Herrn, von der der Philipper-Hymnus auch spricht. Denn alles geht schön der Reihe nach. Zuerst die Erniedrigung, dann der Aufstieg! Das gilt nicht nur für Jesus, das gilt auch für dich und mich!
Zum Weiterdenken
In meinem Leben geht es nicht nur um mein Glück, sondern auch um das Glück der anderen. Was kann ich für die anderen tun, gerade für die, die ganz unten sind?
Er ist Pfarrmoderator von St. Margarethen i.Bgld. und Pastoralamtsleiter der Diözese Eisenstadt. Den Autor erreichen Sie unter sonntag@koopredaktion.at