ist Diakon und Pastoralassistent in der Stadtpfarre Jennersdorf
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Ich kenne ihre Taten und ihre Gedanken und komme, um alle Nationen und Sprachen zu versammeln, und sie werden kommen und meine Herrlichkeit sehen. Ich stelle bei ihnen ein Zeichen auf und schicke von ihnen einige, die entronnen sind, zu den Nationen: nach Tarschisch, Pul und Lud, die den Bogen spannen, nach Tubal und Jawan, zu den fernen Inseln, die noch keine Kunde von mir gehört und meine Herrlichkeit noch nicht gesehen haben. Sie sollen meine Herrlichkeit unter den Nationen verkünden. Sie werden alle eure Brüder aus allen Nationen als Opfergabe für den Herrn herbeibringen auf Rossen und Wagen, in Sänften, auf Maultieren und Kamelen, zu meinem heiligen Berg nach Jerusalem, spricht der Herr, so wie die Söhne Israels ihre Opfergabe in reinen Gefäßen zum Haus des Herrn bringen. Und auch aus ihnen nehme ich einige zu levitischen Priestern, spricht der Herr.
Ihr habt die Mahnung vergessen, die euch als Söhne anredet: Mein Sohn, verachte nicht die Zucht des Herrn und verzage nicht, wenn er dich zurechtweist! Denn wen der Herr liebt, den züchtigt er; er schlägt mit der Rute jeden Sohn, den er gern hat. Haltet aus, wenn ihr gezüchtigt werdet! Gott behandelt euch wie Söhne. Denn wo ist ein Sohn, den sein Vater nicht züchtigt?
Jede Züchtigung scheint zwar für den Augenblick nicht Freude zu bringen, sondern Leid; später aber gewährt sie denen, die durch sie geschult worden sind, Gerechtigkeit als Frucht des Friedens. Darum macht die erschlafften Hände und die wankenden Knie wieder stark, schafft ebene Wege für eure Füße, damit die lahmen Glieder nicht ausgerenkt, sondern vielmehr geheilt werden!
Auf seinem Weg nach Jerusalem zog er von Stadt zu Stadt und von Dorf zu Dorf und lehrte. Da fragte ihn einer: Herr, sind es nur wenige, die gerettet werden? Er sagte zu ihnen: Bemüht euch mit allen Kräften, durch die enge Tür zu gelangen; denn viele, sage ich euch, werden versuchen hineinzukommen, aber es wird ihnen nicht gelingen. Wenn der Herr des Hauses aufsteht und die Tür verschließt und ihr draußen steht, an die Tür klopft und ruft: Herr, mach uns auf!, dann wird er euch antworten: Ich weiß nicht, woher ihr seid. Dann werdet ihr anfangen zu sagen: Wir haben doch in deinem Beisein gegessen und getrunken und du hast auf unseren Straßen gelehrt. Er aber wird euch erwidern: Ich weiß nicht, woher ihr seid. Weg von mir, ihr habt alle Unrecht getan! Dort wird Heulen und Zähneknirschen sein, wenn ihr seht, dass Abraham, Isaak und Jakob und alle Propheten im Reich Gottes sind, ihr selbst aber ausgeschlossen seid. Und sie werden von Osten und Westen und von Norden und Süden kommen und im Reich Gottes zu Tisch sitzen. Und siehe, da sind Letzte, die werden Erste sein, und da sind Erste, die werden Letzte sein.
Eine schmal gemauerte Pforte lässt in Bethlehem die Beter und Besucher in die Geburtskirche eintreten. An mehreren Stellen der Hl. Schrift ist die enge Tür Symbol für die Herausforderung an die Getauften, den Eintritt in das Himmelreich nicht zu verfehlen.
Ich erinnere mich gut daran, als vor drei Jahren diese 2. Lesung in der Sakristei zur Vorbereitung der Lektoren aufgeschlagen war. Beide – eine Pädagogin und ein Pädagoge – waren nicht bereit, den Lektorendienst dafür zu übernehmen: „Das lesen wir nicht!“ Der Pfarrer akzeptierte ihre Entscheidung und sprang ein.
Wäre damals die „Bibel in gerechter Sprache“ zur Verfügung gestanden, hätten beide wahrscheinlich das Problem nicht gehabt. Dort nämlich heißt es nicht „Züchtigung“, sondern „Erziehung“. Gott erzieht seine Kinder, weil er sie liebt. Als Eltern wissen wir, wie wichtig Lob in der Erziehung ist, aber dass es auch Sanktionen braucht. Der himmlische Vater nimmt sich um jedes einzelne Kind an, und vielleicht sind seine Sanktionen sowohl an Härte als auch an Barmherzigkeit gar nicht zu übertreffen?
Für meine Mitarbeit in der Pfarrseelsorge ist die Aufforderung „bemüht euch mit allen Kräften durch die enge Tür zu gelangen“ (Lk 13, 24),
ein Schlüsselsatz. Bemühen wir kirchlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter uns mit aller Kraft, damit unsere Gläubigen den schmalen Spalt benützen? Bei all dem vielen Guten, das ich auch in unserer Pfarre wachsen sehe, treffen wir immer wieder auf den Punkt, wo wir offensichtlich zu den „Letzten“ gehören, weil es in unseren kirchlichen Gemeinschaften gewaltig „menschelt“. Es schmerzt, dass wir kaum zu ehrlicher, maßvoller, aufbauender Kritik untereinander fähig sind, aber an Raunzen, Jammern und Sudern fehlt es bei keiner Besprechung.
Diese pastoralen Leer- und Krummläufe verstehe ich als Schläge, die wir uns gegenseitig zufügen. Gott will uns geduldig anders führen und erziehen. ER erwartet unsere volle Hingabe, und weil er um unsere Schwachheit weiß, hält er uns die enge Tür auf.
Mein herzhafter Literaturtipp:
Zärtlichkeit. Eine Philosophie der sanften Macht. Isabella Guanzini, Verlag C. H. Beck, München 2019
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