Pastoralamtsleiter der Diözese Feldkirch
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Weh den Sorglosen auf dem Zion und den Selbstsicheren auf dem Berg von Samária, den Vornehmen des Ersten unter den Völkern, zu denen das Haus Israel kommt! Ihr liegt auf Betten aus Elfenbein und faulenzt auf euren Polstern. Zum Essen holt ihr euch Lämmer aus der Herde und Mastkälber aus dem Stall. Ihr grölt zum Klang der Harfe, ihr wollt Musikinstrumente erfinden wie David. Ihr trinkt den Wein aus Opferschalen, ihr salbt euch mit feinsten Ölen, aber über den Untergang Josefs sorgt ihr euch nicht. Darum müssen sie jetzt in die Verbannung, allen Verbannten voran. Das Fest der Faulenzer ist vorbei.
Du, ein Mann Gottes, strebe nach Gerechtigkeit, Frömmigkeit, Glauben, Liebe, Standhaftigkeit und Sanftmut! Kämpfe den guten Kampf des Glaubens,
ergreife das ewige Leben, zu dem du berufen worden bist und für das du vor vielen Zeugen das gute Bekenntnis abgelegt hast! Ich gebiete dir bei Gott, von dem alles Leben kommt, und bei Christus Jesus, der vor Pontius Pilatus das gute Bekenntnis abgelegt hat und als Zeuge dafür eingetreten ist: Erfülle deinen Auftrag rein und ohne Tadel, bis zum Erscheinen Jesu Christi, unseres Herrn, das zur vorherbestimmten Zeit herbeiführen wird der selige und einzige Herrscher, der König der Könige und Herr der Herren, der allein die Unsterblichkeit besitzt, der in unzugänglichem Licht wohnt, den kein Mensch gesehen hat noch je zu sehen vermag: Ihm gebührt Ehre und ewige Macht. Amen.
In jener Zeit sprach Jesus zu den Pharisäern: Es war einmal ein reicher Mann, der sich in Purpur und feines Leinen kleidete und Tag für Tag glanzvolle Feste feierte. Vor der Tür des Reichen aber lag ein armer Mann namens Lazarus, dessen Leib voller Geschwüre war. Er hätte gern seinen Hunger mit dem gestillt, was vom Tisch des Reichen herunterfiel. Stattdessen kamen die Hunde und leckten an seinen Geschwüren. Es geschah aber: Der Arme starb und wurde von den Engeln in Abrahams Schoß getragen. Auch der Reiche starb und wurde begraben. In der Unterwelt, wo er qualvolle Schmerzen litt, blickte er auf und sah von Weitem Abraham und Lazarus in seinem Schoß. Da rief er: Vater Abraham, hab Erbarmen mit mir und schick Lazarus; er soll die Spitze seines Fingers ins Wasser tauchen und mir die Zunge kühlen, denn ich leide große Qual in diesem Feuer.
Abraham erwiderte: Mein Kind, erinnere dich daran, dass du schon zu Lebzeiten deine Wohltaten erhalten hast, Lazarus dagegen nur Schlechtes. Jetzt wird er hier getröstet, du aber leidest große Qual. Außerdem ist zwischen uns und euch ein tiefer, unüberwindlicher Abgrund, sodass niemand von hier zu euch oder von dort zu uns kommen kann, selbst wenn er wollte. Da sagte der Reiche: Dann bitte ich dich, Vater, schick ihn in das Haus meines Vaters! Denn ich habe noch fünf Brüder. Er soll sie warnen, damit nicht auch sie an diesen Ort der Qual kommen. Abraham aber sagte: Sie haben Mose und die Propheten, auf die sollen sie hören. Er erwiderte: Nein, Vater Abraham, aber wenn einer von den Toten zu ihnen kommt, werden sie umkehren. Darauf sagte Abraham zu ihm: Wenn sie auf Mose und die Propheten nicht hören, werden sie sich auch nicht überzeugen lassen, wenn einer von den Toten aufersteht.
Das heutige Evangelium erinnert an den Jesussatz: „Selig, ihr Armen; weh euch, ihr Reichen.“ (Lukas 6,20.24) Unüberwindbare Klüfte zwischen Himmel und Hölle, zwischen Arm und Reich werden in der Erzählung geschildert. Der zeitlebens übersehene Arme namens Lazarus, der bei Gott Frieden und Trost gefunden hat, kann nichts mehr ausrichten, weder für den Reichen, noch für dessen Familie. Anders gesagt: rien ne va plus – nichts geht mehr. Mit dem eigenen Lebensstil schaufeln sich die Reichen der Geschichte ihr Leidensgrab in alle Ewigkeit.
In einem bitteren Leserbrief habe ich vor kurzem die Anklage eines Lesers gegen die katholische Kirche gelesen. Er meinte, wir würden uns gerne zum Zweck der Selbstdarstellung mit barmherzigen Werken christlicher Nächstenliebe schmücken, um davon abzulenken, dass wir eigentlich im Reichtum schwelgen und nicht zum Dienst an den Armen bereit wären. Auch wenn ich diese Einschätzung so nicht teile, gebe ich zu bedenken, dass Jesus laut Evangelium viel über die Armen und die Armut gesprochen hat. Die Frage rund um einen bescheidenen Lebensstil beispielsweise hat für Jesus deutlich mehr Bedeutung, als viele andere Streitpunkte heute in kirchenpolitischen Diskussionen.
Wenn im Psalm die Rede davon ist, dass Gott den Unterdrückten zu ihrem Recht verhilft und dass er den Hungernden das Brot gibt, dann denke ich unweigerlich an die verschiedenen Christuskreuze, bei denen Christus nur mit einem Arm oder mit gar keinem Arm dargestellt ist. Solche Darstellungen haben mich immer sehr angesprochen mit ihrer Botschaft: Christinnen und Christen sind die Arme, die Hände, die Beine, die Füße, die Ohren, der Mund Christi in dieser Welt. Jede Reform muss somit bei mir selbst beginnen.
Zum Weiterdenken
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