Theologe, Ethiker, Leiter der Krankenhaus-Seelsorge der Katholischen Kirche Vorarlberg.Den Autor erreichen Sie unter sonntag@koopredaktion.at
Als Paulus nach Jerusalem kam, versuchte er, sich den Jüngern anzuschließen. Aber alle fürchteten sich vor ihm, weil sie nicht glaubten, dass er ein Jünger war. Barnabas jedoch nahm sich seiner an und brachte ihn zu den Aposteln. Er berichtete ihnen, wie Saulus auf dem Weg den Herrn gesehen habe und dass dieser zu ihm gesprochen habe und wie er in Damaskus freimütig im Namen Jesu aufgetreten sei. So ging er bei ihnen in Jerusalem ein und aus, trat freimütig im Namen des Herrn auf und führte auch Streitgespräche mit den Hellenisten. Diese aber planten, ihn zu töten. Als die Brüder das erkannten, brachten sie ihn nach Cäsarea hinab und schickten ihn von dort nach Tarsus. Die Kirche in ganz Judäa, Galiläa und Samarien hatte nun Frieden; sie wurde gefestigt und lebte in der Furcht des Herrn. Und sie wuchs durch die Hilfe des Heiligen Geistes.
Meine Kinder, wir wollen nicht mit Wort und Zunge lieben, sondern in Tat und Wahrheit. Und daran werden wir erkennen, dass wir aus der Wahrheit sind. Und wir werden vor ihm unser Herz überzeugen, dass, wenn unser Herz uns verurteilt, Gott größer ist als unser Herz und alles weiß. Geliebte, wenn das Herz uns aber nicht verurteilt, haben wir gegenüber Gott Zuversicht; und alles, was wir erbitten, empfangen wir von ihm, weil wir seine Gebote halten und tun, was ihm gefällt. Und das ist sein Gebot: Wir sollen an den Namen seines Sohnes Jesus Christus glauben und einander lieben gemäß dem Gebot, das er uns gegeben hat. Wer seine Gebote hält, bleibt in Gott und Gott in ihm. Und daran erkennen wir, dass er in uns bleibt: an dem Geist, den er uns gegeben hat.
Ich bin der wahre Weinstock und mein Vater ist der Winzer. Jede Rebe an mir, die keine Frucht bringt, schneidet er ab und jede Rebe, die Frucht bringt, reinigt er, damit sie mehr Frucht bringt. Ihr seid schon rein kraft des Wortes, das ich zu euch gesagt habe. Bleibt in mir und ich bleibe in euch. Wie die Rebe aus sich keine Frucht bringen kann, sondern nur, wenn sie am Weinstock bleibt, so auch ihr, wenn ihr nicht in mir bleibt. Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und in wem ich bleibe, der bringt reiche Frucht; denn getrennt von mir könnt ihr nichts vollbringen. Wer nicht in mir bleibt, wird wie die Rebe weggeworfen und er verdorrt. Man sammelt die Reben, wirft sie ins Feuer und sie verbrennen. Wenn ihr in mir bleibt und meine Worte in euch bleiben, dann bittet um alles, was ihr wollt: Ihr werdet es erhalten. Mein Vater wird dadurch verherrlicht, dass ihr reiche Frucht bringt und meine Jünger werdet.
Mittels einer eindrücklichen Metapher aus dem Weinbau schildert uns Johannes im heutigen Evangelium, wie wichtig es für uns alle ist, unsere Gottesbeziehung zu pflegen. Ich möchte dieser Gottesbeziehung, die der Evangelist mit dem Bild vom Weinstock und den Reben umschreibt, in zwei Aspekte unterteilen. Zum einen ist wohl das gemeint, was ich als „christliche Spiritualität“ bezeichnen würden: Sich Zeit zu nehmen und Räume zu schaffen, um mich selbst und meine Mitwelt intensiver wahrzunehmen und auf das „große Ganze“, auf Gott hin zu deuten. Hier braucht es meinen bewussten Schritt in Richtung „Entschleunigung“. Es braucht mein aktives Heraussteigen aus dem Hamsterrad, damit ich wieder festen Boden unter unseren Füßen fühle und zu mir selbst kommen kann. Erst dann fließt der lebenspendende „Saft“ vom Rebstock in die Trauben.
Der zweite zentrale Aspekt meiner Gottesbeziehung ist mein Tun, mein konkretes Handeln. Ich merke, dass ich „in Christus bin“, wenn ich versuche, mein Leben nach dem auszurichten, was ich vom Evangelium verstanden habe. In meinen Beziehungen zu meinen Liebsten, zu meinen Freund/innen, Bekannten, zu meinen Arbeitskolleg/innen, auch in der flüchtigen Begegnung mit einem Menschen auf der Straße habe ich jeden Tag die Wahl: Ich kann mich zurückziehen, abkapseln, die Begegnung meiden, nichts von mir preisgeben, mich selbst abschneiden vom Rebstock des Lebens. Oder ich kann mich dem Leben stellen, mich öffnen für Gott und die Menschen und das Wagnis der persönlichen Begegnung immer wieder neu suchen.
Was heißt es für Sie, „in Christus zu bleiben“? Fühlen Sie sich verbunden mit der Kraft Gottes, mit dem Lebenselixier, das uns so reiche Frucht bringen lässt? Was haben Sie für Strategien, wenn Sie diese Verbindung für einmal nicht so stark spüren? Wer oder was hilft Ihnen, gut in Kontakt zu bleiben mit dem Wesentlichen?
Theologe, Ethiker, Leiter der Krankenhaus-Seelsorge der Katholischen Kirche Vorarlberg.Den Autor erreichen Sie unter sonntag@koopredaktion.at