Wort zum Sonntag
„Ich bin der HERR, dein Gott, der dich aus dem Land Ägypten geführt hat, aus dem Sklavenhaus.“ (Exodus 20,2) So beginnen biblisch die Zehn Gebote. Gott erinnert die Israeliten an seine Befreiungstat. Damit wirbt er um das Vertrauen des Volkes, sich an seine Weisungen zu halten: Der Gott, der sie aus der Knechtschaft herausgeführt hat, will auch weiterhin für ihre Freiheit sorgen. Dazu müssen bestimmte Maßnahmen im Zusammenleben eingehalten werden.
Die Anleitung zur Freiheit ist eine, die ganz dem Menschsein entspricht – keine knechtenden Gesetze, keine uneinlösbaren Forderungen und keine übermenschlichen Leistungen. Nein, es ist eine Weisung, die im Menschen grundgelegt ist: „Das Wort ist ganz nah bei dir, es ist in deinem Mund und in deinem Herzen, du kannst es halten.“ (Deuteronomium 30,14)
Im Alten Testament sind es vor allem die Propheten, die mahnend auftreten, wenn die Freiheit der Schwachen mit Füßen getreten wird. Die Herrschenden beuten durch ungerechte Strukturen ihre Untergebenen aus, bringen sie in Schuldknechtschaft und schaffen Abhängigkeiten, die dem ägyptischen Sklavenhaus ähnlich sind. Vor allem der Prophet Amos findet hier harte Worte für die Oberschicht, die nur für das eigene Wohl sorgt. Den Wohlhabenden ist es offensichtlich egal, wenn die Schwachen auf der Strecke bleiben. Freiheit gilt aber allen Menschen.
Mit Jesus kommt der Befreiungswille Gottes sichtbar zur Welt. Jesus befreit von Blindheit, Kurz- und Fehlsichtigkeit, er befreit aus Lähmungen und macht Menschen wieder handlungsfähig; er richtet gekrümmte Menschen auf, macht hellhörig und löst die Zungen der sprachlos Gewordenen. Vor allem aber befreit Jesus Menschen vom falsch verstandenen Gesetz. Er spricht Sündern die Vergebung und Liebe Gottes zu, wo andere sie schon abgeschrieben und abgeurteilt haben.
Jesus warnt davor, sich hinter dem Gesetz zu verschanzen und sich aus Angst, Fehler zu machen, vor dem Leben zu verschließen. So erzählt er das Gleichnis von den Talenten. Dabei wird jener Diener bestraft, der das ihm anvertraute Talent (mehr als 30 kg Gold, also ein riesiges Vermögen) tatenlos vergräbt, um ja nichts falsch zu machen. Wir dürfen Fehler machen und daraus lernen. Angst ist kein guter Ratgeber – sie steht dem Vertrauen im Weg.
In der Nachfolge Jesu ruft Paulus auf: „Zur Freiheit hat uns Christus befreit. Steht daher fest und lasst euch nicht wieder ein Joch der Knechtschaft auflegen!“ Lassen auch wir uns auf diese Zusage ein: Wir sind als Christinnen und Christen zur Freiheit berufen.«
- Anregung:
In welchen Bereichen meines Lebens fühle ich mich frei?
Wovon möchte ich noch befreit werden?
Biblische Texte als Kraftquellen
Teil 3 von 4
Ingrid Penner
Mitarbeiterin im Bibelwerk Linz
Wort zum Sonntag
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