Wort zum Sonntag
„Demokratie, eine Frage des Glaubens“ lautet der Titel der Festveranstaltung zum 50-Jahr-Jubiläum des Treffpunkts mensch & arbeit in Steyr. „Die Idee dazu stammt aus dem Buch ‚Demokratie braucht Religion‘ des Soziologen Hartmut Rosa“, sagt Ulrike Hammerl, die Leiterin des Treffpunkts.
„Rosa arbeitet heraus, dass eine demokratische Gesellschaft Menschen mit Empathie, mit einem ‚hörenden Herzen‘ benötigt und es sind Institutionen wie die Kirchen, die mit ihren Gebetspraktiken und Ritualen diese Resonanzfähigkeit fördern können.“
Die Seelsorgerin verweist auf die europäische Wertestudie: Auch wenn es den Wunsch nach „starken Führungspersonen“ in manchen kirchlichen Milieus gebe, hätten religiöse Menschen, die sich sozial engagieren und einbringen, mehr Vertrauen in demokratische Strukturen und Institutionen.
„Sowohl beim Glauben als auch bei der Demokratie geht es im Kern um Vertrauen. Das bedeutet, wir tragen als katholische Kirche und somit auch als Treffpunkt mensch & arbeit Steyr eine große Verantwortung. Welche Religiosität fördern wir? Eröffnen wir Räume und schaffen wir Möglichkeiten zur Beteiligung, um soziale, gesellschaftspolitische Themen zu besprechen und miteinander ins Handeln zu kommen? Mit dieser Verantwortung und auf der Grundlage von 50 Jahren Betriebsseelsorge und Katholische Arbeitnehmer:innen-Bewegung (KAB) Steyr blicken wir voll Zuversicht auf die kommenden Jahre und Herausforderungen“, sagt Hammerl.
Die Theolog:innen und Sozialforscher:innen Regina Polak und Severin Renoldner geben bei der Festveranstaltung Impulsvorträge. Gäste sind Bischof Manfred Scheuer, Anna Wall-Strasser (KAB Österreich), Stadträtin Katrin Auer und Michaela Pröstler-Zopf, Fachbereichsleiterin in der Diözese.
Gefeiert wird im Steyrer Museum Arbeitswelt, das der industriellen Geschichte und Gegenwart Steyrs gewidmet ist. Zu dieser Geschichte gehört seit 1974 der Treffpunkt mensch & arbeit. Zur Arbeit der beiden hauptamtlichen Seelsorgerinnen und des ehrenamtlichen Teams zählen Besuche in Betrieben.
Oft wird der Kontakt über die Betriebsräte hergestellt. „Wir sind zunehmend ebenso mit Personalverantwortlichen im Gespräch. Auch für die Arbeitnehmer:innen in Betrieben, wo kein Besuch möglich ist, ist die Seelsorge da“, sagt Hammerl.
Dass Steyr industriell geprägt ist, hat Auswirkungen: „Viele Menschen zieht es in den gut bezahlten Schicht-Dienst in einem metallverarbeitenden Betrieb. In anderen Branchen fehlen Arbeitnehmer:innen“, sagt Hammerl.
Bei Großbetrieben geht es oft um viele Arbeitsplätze. Das zeigte sich zuletzt beim Jobabbau bei Steyr Automotive nach der Insolvenz eines Großkunden. „Hier ist die Situation für die Arbeitnehmer:innen weiterhin schwierig. Ehrenamtliche Mitarbeiter:innen helfen uns dabei, Kontakte aufzubauen, um die Betroffenen begleiten zu können“, sagt Hammerl.
Sie ist in den Aufbau der neuen Pfarre Steyr eingebunden und arbeitet am Pastoralkonzept mit. Die sogenannte kategoriale Seelsorge, zu der die Betriebsseelsorge zählt, bildet im Konzept der neuen Pfarren einen eigenen pastoralen Ort.
„Hier ist es gut, dass wir schon länger mit Pfarrgemeinden in Steyr zusammenarbeiten und wir freuen uns, dass wir unser Jubiläum ,50 Jahre Treffpunkt mensch & arbeit Steyr‘ gemeinsam mit einem tragfähigen Netzwerk von innerkirchlichen und außerkirchlichen Kooperationspartnern feiern können“, sagt Ulrike Hammerl.
Jubiläumsfeier am 29. Februar 2024 um 19 Uhr im Museum Arbeitswelt, Anmeldung: 07252 77 3 51, anmeldung@museumarbeitswelt.at
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