Wort zum Sonntag
Zwölf Begräbnisse hat Pfarrer Ernst Wageneder aus Mondsee bereits in den Corona-Zeiten gehalten: „Auch wenn nur fünf Leute vor der Einsegnungshalle stehen, feiere ich einen festlichen Gottesdienst.“ Für jedes Begräbnis gestaltet er ein eigenes Feier- und Liederheft. So begegnet er der im Vorfeld oft geäußerten Sorge der Angehörigen, dass es bloß eine schnelle Beerdigung wird. Die Sorge ist unbegründet, wie die Rückmeldungen zeigen. Auch die Zeichen wie Weihwasser, Weihrauch und Erde, deren Verwendung zur Zeit nur dem Begräbnisleiter vorbehalten ist, beginnen auf neue Weise zu sprechen: „Die Leute merken, wie Rituale bergen und etwas Heiliges sind.“
Stefan Grandy, Pfarrassistent von Garsten, hat ebenfalls bereits Erfahrung mit den neuen Begräbnis-Bedingungen. Mit bewusst schlichten Feiern setzt er einen anderen Akzent als Pfarrer Wageneder, kommt aber zum selben Ergebnis: „Die Begräbnisse sind sehr würdig, auf ihre Weise sehr schön.“ Dem stimmt Irmgard Sternbauer, Seelsorgerin in Freistadt, zu: „Man muss sich auf die Herausforderungen einlassen, aber dann wird ein Begräbnis sehr intensiv.“ Das ist auch das Echo, das Martin Dobretsberger, Landesinnungsmeister der OÖ. Bestatter, erhält: „Die Trauerfeiern werden als sehr intim erlebt, die Sprache der Begräbnisleiter ist zumeist ganz anders, viel persönlicher.“ Für ihn haben die derzeitigen Begräbnissse, bei denen die üblichen Konventionen außer Kraft sind, eine „eigene, besondere Qualität“.
Viele Trauerfamilien betonen, dass sie nach der Aufhebung der Corona-Beschränkungen gerne einen Gedenk-Gottesdienst feiern möchten. Um das würdig zelebrieren zu können, bringt Bestatter Dobretsberger einen Totensonntag ins Gespräch, der gleichzeitig in allen Pfarren der Diözese begangen wird.
Die verordneten Einschränkungen bei Begräbnissen führen manche Familien zu der Entscheidung, mit dem Begräbnis ihres verstorbenen Angehörigen zu warten, bis wieder eine traditionelle Feier möglich ist. Das Vorgehen schaut dann etwa so aus: Man lässt den Leichnam zur Kremation bringen und bittet den Bestatter, dass er die Urne aufbewahrt. Eine wie immer geartete Form der Verabschiedung findet in dieser Phase nicht statt.
Der Landesinnungsmeister der Bestatter, Martin Dobretsberger, hält dieses Vorgehen für keine gute Idee: „Denn der Schmerz über den Verlust eines Angehörigen kann nicht mit einer rituellen Handlung einmal vorläufig abgeschlossen werden. Nach diesem ersten Schritt kann dann die Trauerarbeit und die Wunde zu heilen beginnen.“ Vorsichtig geschätzt stellen derzeit 15 bis zwanzig Prozent das Begräbnis der Urne zurück. Der Innungsmeister gibt zu bedenken, dass der Zeitraum bis zu einer Feier vermutlich doch länger werden könnte, als die Angehörigen jetzt annehmen. Das könne zur Belastung werden, meint Dobretsberger. Es werde auch nicht einfach, für die nachzuholenden Feiern Termine zu finden.
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