Wort zum Sonntag
In einem Dekanatsprozess haben sich die Welser Pfarren über die zukünftige Pastoral verständigt. Der Prozess ist seit Kurzem abgeschlossen, was sind die prägnantesten Ergebnisse?
Peter Neuhuber: Das Prägnanteste, das wir weiterverfolgen wollen, ist die gemeinsame Jugendarbeit für Wels. Wichtig ist auch die nachgehende Seelsorge und wie wir noch besser vernetzen können, was in den einzelnen Pfarren da ist. Nicht jeder muss alles machen, es kann sinnvolle Bündelungen geben.
Was ist denn charakteristisch für die sechs Pfarren in Wels?
Neuhuber: Dadurch, dass einige Pfarren noch relativ jung sind, gibt es keine langen Traditionen. Das ist sicher ein Vorteil.
Anna Grabner: Weil wir uns auf was Neues einlassen können und schneller was Innovatives ausprobieren.
Alle sechs Pfarren haben mit der Stadt Wels die gleiche politische Gemeinde als Gegenüber. Wie ist hier das Verhältnis?
Grabner: Wir haben eine gute Gesprächsbasis mit der Stadt Wels und suchen Kooperationsmöglichkeiten, obwohl es einige Herausforderungen gibt.
Was sind dafür Beispiele?
Grabner: Zum Beispiel die Neuorganisation der Jugendarbeit; die Erhaltung des arbeitsfreien Sonntags oder das neue Sozialhilfegesetz, das noch mehr Menschen in Bedrängnis bringt. Wenn es da um soziale Einsparungen geht, legen wir die Hand auf die Wunden. Die Caritas sucht das Gespräch mit dem Bürgermeister. Wir versuchen, obwohl es schwierig ist, gemeinsame Lösungen zu finden. Wir bleiben einfach dran und geben unsere Verantwortung den Menschen gegenüber nicht ab.
Ist die katholische Kirche also das soziale Gewissen der Stadt Wels?
Neuhuber: Nicht nur das soziale Gewissen. Es geht auch um konkrete Unterstützung. Da fließt viel Geld über die Pfarrcaritas an Leute, die Unterstützung brauchen – und die werden mehr.
Das Klinikum Wels-Grieskirchen ist das größte Ordensspital Österreichs. Frau Grabner, Sie sind dort auch als Seelsorgerin tätig. Was ist Ihrer Ansicht nach die Bedeutung von Krankenhausseelsorge?
Grabner: Seelsorge ist ein wichtiger Aspekt in der Genesung. Die Kranken zu besuchen ist ein Grundauftrag unserer Kirche, dem wir uns ganz besonders verpflichtet sehen. Da hat man die Gelegenheit mit Menschen ins Gespräch zu kommen, egal, ob sie kirchennah oder kirchenfern sind.
Schade finde ich allerdings, dass durch die Datenschutzgrundverordnung der Einsatz der ehrenamtlichen, pfarrlichen Besuchsdienste nicht mehr möglich sein wird.
Die Pfarrreform in der Diözese Linz steht bevor, wie wird Wels davon betroffen sein?
Neuhuber: Das wissen wir noch nicht ganz genau, das wird sich erst in der nächsten Zeit entscheiden. Es kann sein, dass die sechs Pfarrgemeinden im Stadtgebiet eine große Pfarre bilden. Möglich ist aber auch, dass ländliche Pfarrgemeinden aus dem Umkreis von Wels dazukommen.
Was sind Ihre Überlegungen dazu?
Neuhuber: Dafür, dass Wels für sich bleibt, spricht, dass die Stadt anders tickt als das Land. Die pastorale Situation in der Stadt ist anders. Bei uns in der Volksschulklasse sind fünf katholisch. In Gunskirchen, wo ich auch als Priester wirke, sind von 23 Kindern in einer Klasse fast 100 % katholisch. Für eine Erweiterung der Pfarre würde sprechen, dass es durchaus eine Bereicherung ist, auf das Land rauszuschauen. Dort überlegen sie schon länger, Seesorgeteams einzurichten: Das Modell, bei dem Ehrenamtliche an der Leitung der Pfarren beteiligt sind. Wir sind in der Stadt personell noch besser aufgestellt, draußen am Land ist hier die Not größer, dadurch kann man aber auch mehr lernen.
Sie sprechen die personelle Situation in den Pfarrgemeinden an. Wie stark ist der Wunsch nach Entlastung?
Neuhuber: Die Aussicht, durch die Pfarrreform auf Verwaltungsebene entlastet zu werden, ist ein großer Hoffnungsschimmer für mich. Dass es jemanden gibt, der oder die mich so entlastet, dass ich mich auf den Kernbereich konzentrieren kann. Wenn es zukünftig noch Menschen gibt, die es interessiert, sich in der Kirche zu engagieren! Nach all dem, was gerade abläuft.
Bitte um Konkretisierung …
Neuhuber: Ich bin immer noch sehr enttäuscht vom Papstschreiben nach der Amazoniensynode. Die Enttäuschung liegt eigentlich darin, dass vom Papst signalisiert worden ist, gute Vorschläge einzubringen. Dann werden welche gemacht, zwei Drittel bei der Amazonien-Synode sprechen sich für verheiratete Männer als Priester aus und dann wird das nicht gemacht. Wir hätten uns sogar erhofft, dass wir in Wels in nicht allzu ferner Zukunft Frauen als Diakoninnen einsetzen können.
Grabner: Da gäbe es schon genug geeignete Frauen in Wels.
Neuhuber: Solche Sachen lähmen uns Seelsorger im Engagement. Obwohl – wenn ich als Pfarrer die Leute sehe, die ihre Nöte und Sehnsüchte haben, denk ich mir: „Ja genau, für die mache ich meine Arbeit.“
Abgesehen vom letzten Papst-Schreiben hat es in den letzten Jahren auch andere Signale aus Rom gegeben. Franziskus hat festgehalten, dass wiederverheiratete Geschiedene in bestimmten Fällen auch die Sakramente erhalten könnten. Wie beurteilen Sie das?
Neuhuber: Das haben wir in den Welser Pfarren eh vorher schon so gemacht, dass wir geschiedene Wiederverheiratete nicht von der Kommunion ausschließen. Da ist von Rom wenigstens einmal „Ja“ zu etwas gesagt worden, was man eh schon lebt.
Wir sind mitten in der Fastenzeit. Was verbirgt sich eigentlich hinter Ihrem Fastenmotto „fast, faster, fasten“, Herr Dechant?
Neuhuber: Diese Steigerung, immer schneller zu sein, das schaffen wir nicht. Wenn ich immer nur schneller mache, veräußere ich mich immer mehr. Fastenzeit ist die Einladung, etwas zu verinnerlichen, was hineinzutun und genau zu schauen und zu hören. Nicht noch schneller, sondern einmal stehen zu bleiben. Denn fasten heißt eigentlich „bewahren“ und „festmachen“. «
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