Wort zum Sonntag
Die 38 Personen zählende Gruppe verbrachte vom 4. bis 8. November herausfordernde Tage in Rom. Es war nicht nur die Dichte des Programms mit durchschnittlich vier Begegnungen täglich, sondern der weite inhaltliche Bogen verlangte den Teilnehmer:innen einiges ab. Vom Dikasterium – einem Ministerium vergleichbar – für die Glaubenslehre über das Dikasterium für die Selig- und Heiligsprechungen bis zur Apostolischen Signatur und der Rota Romana kam bei jedem Termin Neues auf die Gruppe zu, die so die kurialen Einrichtungen und ihre Arbeitsabläufe kennenlernte.
Viktoria Puchner, die das Diplomstudium Theologie an der KU Linz absolviert, war von Sr. Simona Brambilla MC sehr beeindruckt. Als Sekretärin – die Bezeichnung täuscht – ist diese die Nummer zwei am Dikasterium für die Ordensgemeinschaften. Die ausgebildete Psychologin Sr. Simona trauerte etwa der Situation über die in Europa weniger werdenden Orden nicht nach, sondern blickte nüchtern und klar nach vorne, beschreibt Puchner das Gespräch. Doch diese herausragende Frau könne nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Kurie von Männern und Klerikern dominiert sei, betont Puchner. Aber man müsse trotzdem auf die Fakten schauen. So hat die Journalistin Gudrun Sailer von Vatikan News darauf aufmerksam gemacht, dass im Vatikan 20 Prozent Frauen arbeiten.
„Das Frauenthema hat sich durch sämtliche Begegnungen gezogen, gefragt und ungefragt“, erklärt Prof. Andreas Graßmann. Ebenso wie das Thema Missbrauch. Im Dikasterium für Glaubenslehre erhielt die Gruppe Informationen über die Missbrauchsverfahren aus erster Hand, und als besonders ansprechend wurde die Begegnung mit P. Hans Zollner erlebt, der das Institut für Anthropologie leitet, das sich mit der Prävention von Missbrauch beschäftigt.
Eine Woche nach Ende der Weltsynode war es für die Linzer und Innsbrucker Student:innen überaus spannend, mitzubekommen, wie unterschiedlich in den einzelnen Dikasterien ein bislang einmaliges Vorgehen von Papst Franziskus beurteilt wurde: Der Papst hat erklärt, dass er kein eigenes Schreiben über die Synode verfassen werde, sondern sich das Schlussdokument der Synodenteilnehmer:innen zu eigen mache. „Von nicht existierendem Dokument bis uneingeschränkter Rechtskraft haben wir alles gehört“, erzählt Theodor Džomba von dem interessanten Spannungsbogen. Er studiert Jus an der Kepler-Uni und „Grundlagen des Christentums“ an der KU Linz. Papst Franziskus hat mit seiner Handlungsweise eine Frage aufgeworfen, die ganz besonders das Kirchenrecht fordert.
Mit Blick auf sämtliche Begeggnungen ist Džomba angetan, wie professionell die Kurie arbeitet: „Hier kommen Mitarbeiter aus allen Kontinenten zusammen, um für die Kirche zu arbeiten. Diese Erfahrung von Rom als Zentrum der Weltkirche hat mich sehr beeindruckt.“
„Dabei ist die Kurie nicht groß. Einige hundert Leute arbeiten für die ganze Weltkirche“, sagt Prof. Graßmann.
Zum Foto: Der Chef persönlich hat sich für die Student:innen aus Österreich Zeit genommen: Gruppenbild mit Kardinal Kurt Koch (Mitte), der dem Dikasterium zur Förderung der Einheit der Christen vorsteht. Organisiert und geleitet wurde die Exkursion nach Rom von den Kirchenrechtsprofessoren Andreas Graßmann aus Linz, Sabine Konrad aus Innsbruck und Wilhelm Rees, emeritierter Professor aus Innsbruck.
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