Wort zum Sonntag
Die Gemeinde Grünburg im Traunviertel zählt weniger als 4.000 Einwohner:innen und liegt malerisch im Steyrtal. Schon bei der Ankunft ist der erste Eindruck dennoch teilweise etwas trist, der Zahn der Zeit nagt an den Gebäuden. Schade eigentlich, denn die Nachbargemeinde Steinbach am anderen Ufer der Steyr scheint bunt und belebt, Grünburg dagegen wirkt wie ein Ort im Dornröschenschlaf, der wachgeküsst werden will.
Denselben Eindruck hatte vor vier Jahren der Verein „Zeitreise ins 20. Jahrhundert“, der begann, sich darum zu kümmern. „Ich hatte sehr viele alte Sachen daheim und einer Kollegin ging es genauso, jetzt haben wir gesagt ‚okay, machen wir was draus‘ “, erzählt Vereinsobmann Christian Ludwig. Der Leerstand sei in Grünburg sowieso schon lange ein großes Problem gewesen, da könne man doch die Auslagen etwas dekorieren, damit es im Dorf netter aussieht.
Im Zuge der ersten Planungen wuchs die Zahl der Engagierten im Verein immer weiter, mehr und mehr freiwillige Helfer:innen kamen hinzu. Mittlerweile besteht das Kernteam aus etwa 15 Personen aus Grünburg und Umgebung. Das Thema wurde bald in Richtung „Märchen“ gelenkt, um den Ort auch für Kinder ansprechender zu gestalten. So konnte man schon bald im Vorbeigehen die sieben Zwerge oder Rapunzel in den Auslagen bestaunen.
Gemeinsam mit der Steyrtalbahn, die von Steyr nach Grünburg fährt, entstand die Idee, das Thema anlässlich des 135-jährigen Jubiläums in das Programm aufzunehmen. Im November 2022 dampfte der erste „Steyrtaler Märchenzug“ über die Schienen. „Ich habe das damals auf Facebook ausgeschrieben und binnen 48 Stunden war der Zug zwei Mal ausgebucht“, lacht Christian Ludwig. Nach der erfolgreichen Premiere stockten die Veranstalter für die nächsten Fahrten im Mai 2023 auf zwei Lokomotiven auf, trotzdem dauerte es diesmal nur 22 Stunden, bis alle Plätze ausverkauft waren. Für Ludwig soll der Zug das Highlight seiner Märchenwelt werden und über die nächsten Jahre eine echte Attraktion in der Region bleiben.
Da die Märchenwelt in Grünburg nur ehrenamtlich weiterwächst und Sponsoren aktuell noch rar sind, müssen sich die Vereinsmitglieder oft selbst etwas einfallen lassen, damit neue Projekte umgesetzt werden können. „Meistens suche ich mir das nötige Material von überallher zusammen“, erzählt Ludwig. „Seiten wie Willhaben helfen dabei, es hat eigentlich immer irgendwo irgendjemand etwas zu verschenken, was wir vielleicht brauchen können.“
Als er für seine Sagenhöhle einen Kunstfelsen sucht, wird er im bayrischen Freilassing fündig und holt ihn kurzerhand mit dem Auto. Ein kaputtes Aussichtsfernrohr, mit dem man von Grünburg aus in den „Zwergerlgarten“ am anderen Steyrufer hinübersehen kann, bekommt er gratis von einer Firma in Wuppertal, inklusive kostenloser Reparatur und Lieferung.
Das Geld für die Projekte nimmt Ludwig gern in die Hand, schließlich macht es ihm Spaß, den Ort auf diese Weise zu verschönern. „Wenn das Projekt so weiterwächst, ist es aber hoffentlich bald leichter, Sponsoren für die Renovierungen zu finden“, schmunzelt er. Neben den zehn leerstehenden Auslagen, die der Verein bereits umgestaltet hat, gibt es noch ein Dornröschenschloss, eine Sagenhöhle und eine Zwergenwerkstatt, die davor ein Heuboden war.
Neben dem Steyrtalradweg schlängelt sich die „längste Märchenschlange der Welt“ aus bemalten Steinen. Ursprünglich eine „generationsübergreifende Ferienaktion“ im örtlichen Seniorenheim, wurde die Märchenschlange längst zum Gemeinschaftsprojekt und hält aktuell bei über 60 Metern Länge.
Massentourismus ist aber nicht das Ziel. „Wenn du Steinbach und Grünburg als Ganzes siehst, ist das hier eigentlich schöner als Hallstatt. Es braucht, glaube ich, nur einen sanften Tourismus, um der Region einfach wieder etwas Leben einzuhauchen“, findet Christian Ludwig. Das Potenzial für eine märchenhaft schöne Entwicklung hat Grünburg auf jeden Fall.
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