Wort zum Sonntag
Die Kinder haben Spaß beim gemeinsamen Spielen, drängen sich ums Lagerfeuer, um am Ende des Tages die Köpfe im Schlafsaal zusammenzustecken bis es ganz spät wird. Eine unbeschwerte Woche fernab von elterlicher Kontrolle und voller schöner Erlebnisse. Das sollten die Sommer-Jungscharlager, die die überwiegende Mehrheit der 486 oberösterreichischen Pfarren mit tausenden Kindern abhalten, auch heuer wieder sein. Wenn da nicht Corona wäre. „Ein richtiges Jungscharlager-Flair kommt mit den Corona-Regeln wohl nicht auf. Das ist für die Kinder nicht lustig“, sagt Ela Klein, Beauftragte für Jugendpastoral im Dekanat Wels-Land. Von den zwölf Pfarren des Dekanats haben sich einige in den letzten Tagen dazu entschlossen, die Lager nicht durchzuführen. „Ich möchte nicht ständig den Abstands-Wau-Wau spielen müssen. Die Verantwortung könnte ich nicht übernehmen“, führt Jasmin Bogengruber aus, die das Jungscharlager in Krenglbach in den letzten Jahren ehrenamtlich mitorganisiert hat. Abschreckend wirken auch die erwarteten Hygienemaßnahmen. „Der Aufwand ist am Lager zu groß“, sagt etwa Christine Rosska, Pastoralassistentin in Marchtrenk, das ebenfalls das kollektive Verreisen gestrichen hat.
Noch mehr als bei den gemeinsamen Spielen ist die Abstandsregelung eine Herausforderung für das Mittagessen und für die Übernachtungen. „In unserem Jungscharquartier steht normalerweise Bett an Bett“, erzählt Angela Pfusterer aus der Pfarre Timelkam im Hausruckviertel, deren Jungscharlager zu den größten Österreichs zählen. Pfusterer rechnet damit, dass man nur für die Hälfte der Kinder, die mitfahren hätten wollen, Platz gehabt hätte. Schweren Herzens haben sich die Timelkamer dazu entschieden, das Lager nicht durchzuführen.
Nach KirchenZeitungs-Recherchen gibt es gerade bei den Jungscharlagern, die in den ersten Ferienwochen stattfinden würden, eine große Anzahl an Absagen. Kaum jemand glaubt daran, dass die Lockerungen so weit gehen, dass alles wie gewohnt ablaufen kann. Die Verantwortung für eine große Zahl an Kindern ist schon in normalen Jahren groß. Corona stellt die Organisatoren, darunter viele Ehrenamtliche, vor große Probleme. „Was ist, wenn ein Kind Heimweh bekommt, wie sollen wir es trösten und vor allem, was passiert, wenn ein Kind auf dem Lager krank wird?“, sagt Ela Klein.
Organisatoren befürchten, dass ein gesamtes Lager unter Quarantäne kommen könnte, sollte Corona auftreten. Allein schon der Verdacht einer Infektion könnte für einen Riesen-Wirbel sorgen. „Das Risiko war uns zu groß“, sagt Jakob Haijes, von der Jungschar der Pfarre Kirchdorf an der Krems. Haijes stört in diesem Zusammenhang die späte Information der Regierung, welche Regelungen konkret für die Feriencamps gelten: „ Es zeigt leider auf, wie wenig Stellenwert die außerschulische Kinder- und Jugendarbeit bekommt.“
Dabei ist die Jungschar natürlich nicht die einzige Anbieterin von Feriencamps, die dringend auf detaillierte Regeln wartet. Dass damit Eltern im Ungewissen gelassen werden, kritisierten mehrere Jugendorganisationen erst in der vergangenen Woche (siehe Spalte links). Denn gerade in Zeiten, wo viele Eltern ihren Urlaub bereits vor den Sommerferien konsumieren mussten, kommt den Feriencamps und Jungscharlagern eine besondere Rolle als Betreuungsmöglichkeit zu. Aus diesem Grund planen die Pfarren, die ihr Lager absagen, durch die Bank an einem Alternativprogramm in den Ferien. „Es ist uns wichtig, den Kindern und Eltern etwas anbieten zu können“, meint Ela Klein. Direkt in der jeweiligen Pfarre und ohne Übernachtung wird es tageweise Betreuung geben. Ohne zu verreisen, ist es leichter, auf die Coronaregeln zu reagieren, ist der Tenor auf den Pfarren. Es gebe schon viele kreative Ideen für Spiele, die gut durchführbar seien, betont Ela Klein.
Sehr weit sind diese Überlegungen etwa in Krenglbach gediehen. Das Lagerprogramm wird an die Coronaregeln angepasst und tagsüber von 9 bis 17 Uhr für eine Woche angeboten. „Wir planen auch, dass es ein Mittagessen gibt und sind deshalb mit den Gasthäusern in unserem Ort im Gespräch, auch weil wir die lokale Wirtschaft stärken wollen“, erzählt Jasmin Bogengruber von der Jungschar.
Ob es in diesem Sommer überhaupt klassische Jungscharlager geben wird, ist jedenfalls noch unklar. Einige Pfarren gehen nach derzeitigem Stand eher davon aus, dass ihr Feriencamp stattfindet. Die Pfarre Linz-St. Severin, die für Ferienbeginn plant, wartet noch ab, ob das Lager mit einer kleinen Gruppe von Kindern über die Bühne gehen kann. „Wir würden gerne fahren, für die Kinder ist es schon ein tolles Erlebnis“, meint Pfarrassistent Helmut Eder.
Generell besser schaut die Lage bei den Jungscharlagern aus, die gegen Ende der Ferien geplant sind. Hier laufen teilweise bereits die Anmeldungen, mit der vorsichtigen Anname, dass eventuell doch noch abgesagt werden muss. Die Pfarre Schwertberg möchte in der letzten Augustwoche nach Laussa auf Lager fahren. Der spätere Termin lässt auf klarere Regelungen und etwaige Lockerungen hoffen. Die ersten Anmeldungen sind für das Lager bereits eingetroffen, sagt Elisa Ellinger von der Jungscharlagerorganisation in Schwertberg: „Der Bedarf ist auf jeden Fall da. Es wäre eine schöne Abwechslung für die Kinder und eine Entlastung für die Eltern, wo heuer eh schon so viel abgesagt werden musste.“ «
Zur Sache
Die Jugendorganisationen in Österreich kritisieren, dass es zu wenig Planungssicherheit gibt, ob Camps und Sommerlager stattfinden können. Die Organisation eines Ferienlagers benötige eine gewisse Vorlaufzeit zur inhaltlichen Gestaltung, um Materialien zu besorgen und auch zur Bewerbung, betonte Magdalena Bachleitner, Vorsitzende der Katholischen Jugend Österreich in einer Aussendung.
Bislang ist davon auszugehen, dass der Mindestabstand von einem Meter zu Personen aus einem anderen Haushalt auch bei Sommerlagern jederzeit eingehalten werden muss. Theoretisch wären aber auch hier Änderungen möglich. Für Indoorbereiche gilt aktuell zusätzlich die Pflicht einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen und die Beschränkung auf mindestens 10 m² Besucherraum pro Besucher/in. Was das für den Sommer heißt, ist noch unklar.
Viele Feriencamp-Anbieter sind, wie etwa die Kinderfreunde, noch abwartend, in welcher Form die Feriencamps abgehalten werden. Absagen gab es dabei bisher bei den Kinderfreunden nicht.
Bereits fix ist, dass das Institut für Soziale Kompetenz (ISK) seine Ferienwochen in Hinterstoder durchführen wird. Mit weniger Kindern, damit die Abstandsregeln eingehalten werden können. Außerdem setzt das ISK stark auf die Betreuung ohne Übernachtung direkt in Linz. Am Gelände der Pädagogischen Hochschule der Diözese Linz können Kinder ihre Ferienwochen verbringen.
Stenogramm
Während die Diözesen St. Pölten und Innsbruck heuer sämtliche Sommerlager abgesagt haben, gibt es in Oberösterreich keine einheitliche Regelung. Die Jungschar Linz hat dafür ein paar Punkt zur Orientierung auf ihrer Homepage veröffentlicht.
Konkrete Regelungen zu Sommerlagern erwartet die Jungschar seitens der Bundesregierung Ende Mai/Anfang Juni. Ein paar wesentliche Fragen, die sich die Pfarren schon jetzt stellen können, sind für die Jungschar:
- Können wir uns vorstellen, mit einer kleineren Gruppe als üblich auf Sommerlager zu fahren?
- Können wir verstärkte Hygienemaßnahmen umsetzen?
- Können wir ein Programm erstellen, wo Abstandsregelungen eingehalten werden können?
- Haben wir genügend Gruppenleiter/innen, Köch/innen, die nicht zur Risikogruppe gehören?
- Wissen wir schon, ob die Eltern ihre Kinder für ein Sommerlager anmelden würden?
- Haben wir Ideen, wie wir mit einem Coronafall am Jungscharlager umgehen würden?
- Können wir die Verantwortung für die Umsetzung der zum Zeitpunkt des Sommerlagers gültigen Regelungen tragen?
Storno von Lagerquartieren
Die Jungschar weist zudem darauf hin, dass im Moment, ohne gesetzliche Grundlage für den Sommer, die normalen, vereinbarten Stornobedingungen gelten. Eine Abänderung dieser Stornobedingungen zugunsten der Gruppe ist derzeit abhängig von der persönlichen Kulanz der Vermieter/innen.
Wort zum Sonntag
Turmeremitin Birgit Kubik berichtet über ihre Woche in der Türmerstube hoch oben im Mariendom Linz >>
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