Wort zum Sonntag
„Glücklicherweise gibt es einen Freund, der mich nicht einen Augenblick verlässt“, schreibt Marcel Callo in einem seiner letzten Briefe aus dem Gefängnis im deutschen Gotha im Herbst 1944. Da hat der 24-jährige Arbeiter aus dem französischen Rennes schon einen langen Leidensweg hinter sich. Im März 1943 wurde Callo, der in seiner Heimatstadt Pfadfinder und in der KAJ (Katholischen Arbeiterjugend) engagiert war, zur Zwangsarbeit für die Rüstungsproduktion nach Deutschland verpflichtet. Am Bahnsteig sagte er bei der Abfahrt: „Ich gehe nicht als Arbeiter dorthin, ich fahre als Missionar.“ Tatsächlich gelingt es ihm das. „Trotz tiefster Erniedrigung, trotz Leiden und Qualen hat er Hilfsbereitschaft, mutige Unterstützung, Hoffnung und Menschlichkeit vorgelebt“, betont Altbischof Maximilian Aichern, dem das Vermächtnis von Marcel Callo ein besonderes Anliegen ist: „Bei ihm hat sich die Liebe stärker als Hass, Unterdrückung und Tod erwiesen. Besonders eingesetzt hat er sich dafür, anderen christliches Leben zu vermitteln, das er selbst zusammen mit seinen Geschwistern im christlichen Elternhaus und in seiner Heimatpfarre empfangen hat.“
Durch seine Akivitäten gerät Marcel Callo bald ins Visier der Gestapo und landet mit weiteren Jugendlichen im Gefängnis in Gotha, schließlich kommt er ins KZ Gusen, wo er völlig entkräftet am 19. März 1945 im Krankenrevier stirbt. Einem Mithäftling, der Zeuge des Sterbens wird, ist der besondere Gesichtausdruck Marcel Callos aufgefallen: „Sein Blick war ein Blick voll Hoffnung.“
„Mich beeindruckt an Marcel Callo: Auch wenn die Umstände noch so schlimm waren, hat er an Gott festgehalten und mit seinen Kameraden das Wenige geteilt“, sagt Barbara Hannerer. Sie ist Pastoralassistentin in der Pfarre Linz-Marcel Callo und bemüht sich, dass ihr Pfarr- und Kirchenpatron „lebendig“ bleibt. So wird sein Name bei Messfeiern stets ins Hochgebet eingefügt und bei der Firmvorbereitung ist immer ein Nachmittag dem seligen Marcel Callo gewidmet. „Wie Callo leben, kann man nur, wenn man einen festen Glauben hat“, betont Hannerer.
Altbischof Maximilian Aichern weist mit Nachdruck auf die Bedeutung hin, die Marcel Callo auch heute hat: „Er hat uns viel zu sagen, besonders die Begeisterung für die Aufgaben der Kirche auch in schwerster Zeit, sein Einsatz für die Arbeiter können uns in unserem Bemühen um menschliche Solidarität in der heutigen Welt bestärken.“ Bischof Aichern erinnert sich gerne an die Seligsprechung von Marcel Callo durch Papst Johannes Paul II. 1987 in Rom. Die Feier fand im Rahmen der Weltbischofssynode 1987 über „Der Laienchrist in Kirche und Welt“ statt, an der Bischof Aichern im Auftrag der Österreichischen Bischofskonferenz mitwirkte.
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