Wort zum Sonntag
Sie sind ein Neuzugang im österreichischen Priesternationalteam. Wie sind Sie zur Mannschaft gekommen, wurden Sie dafür ausgewählt?
Philipp Faschinger: Ich spiele mit einer „Altherrenrunde“ in Braunau-Ranshofen einmal in der Woche Fußball. Meine Fußballkollegen sind vor allem ehemalige Vereinsspieler. Das habe ich anderen Priestern erzählt und dadurch ist Michael Semmelmeyer, der Kapitän des Priesterteams, auf mich aufmerksam geworden. Er hat mich gefragt, ob ich mitmachen mag. Ich habe vorher ehrlich gesagt gar nicht gewusst, dass es ein Fußballnationalteam für Priester gibt, aber ich habe mich natürlich sehr gefreut über diese Gelegenheit. Ich fühle mich durchaus geehrt, bei der Priester-Europameisterschaft am Platz zu stehen. Vor allem als Österreicher, denn wir sind die Nation, von welcher der ursprüngliche Impuls für diese EM kam. Mit einem Charity-Spiel hat eine österreichische Priestermannschaft nach dem Jugoslawien-Krieg Geld für den Wiederaufbau gesammelt. So hat alles begonnen.
Wie oft haben Sie bislang schon mitgespielt beim Priesterteam?
Faschinger: Ich bin ganz neu in dieser Mannschaft und habe die Priesterkollegen aus dem Team erst in den Tagen der Vorbereitung auf die Europameisterschaft kennengelernt.
Die Europameisterschaft findet jetzt im Winter natürlich in der Halle statt. In welchem Modus spielen die Teams dabei?
Faschinger: Wir spielen nach den Futsal-Regeln. Bei der Priester-EM dauern die Matches zweimal zehn Minuten und es gibt keine Bande. Auf dem Feld stehen pro Team immer vier Feldspieler und ein Tormann und es wird viel durchgewechselt.
Auf welcher Position spielen Sie normalerweise bei Ihrer Hobbyrunde und jetzt im Team?
Faschinger: Ich spiele am liebsten als Stürmer. Bei der Priester-EM wird sich aber erst herausstellen, auf welcher Position ich eingesetzt werde.
Haben Sie sich bestimmte Ziele gesetzt, die Sie mit der Mannschaft erreichen möchten ?
Faschinger: Hmm. Nationen wie Polen, Kroatien und auch Portugal können aus viel größeren Pools an jungen Priestern schöpfen und diese Mannschaften werden zum Teil sogar professionell betreut.
Das gibt es bei uns Österreichern nicht, aber ein Platz im vorderen Mittelfeld könnte drinnen sein bei den insgesamt 15 teilnehmenden Nationen.
Wie ehrgeizig und körperbetont werden Sie das Spiel anlegen?
Faschinger: Das wird bei mir und ich denke auch bei den anderen Priestern eher in die Richtung gehen, wie ich das von den „alten Herren“ in Ranshofen kenne, also mit weniger Körpereinsatz als bei den Profis. Ich schätze, dass wir Spieler da rücksichtsvoll miteinander umgehen und wenig gefoult wird. Der sportliche Erfolg sollte nicht so wichtig sein, dass man dafür ein Risiko eingeht.
Was sind Ihre Erwartungen abseits des Sportlichen für die Zeit während der EM in Ungarn?
Faschinger: Ich freue mich sehr, mit den anderen Priestern aus unserem Team und aus ganz Europa in Kontakt zu kommen, neue Leute kennenzulernen. Wir werden viel spielen, und das wird ziemlich sicher anstrengend, aber zwischen den Spielen und am Abend gibt es sicher die Gelegenheit, dass man einfach zusammensitzt, um über Gott und die Welt ins Gespräch zu kommen, und darauf bin ich schon sehr gespannt. Ich rechne nicht mit allzu viel Schlaf an diesen drei Tagen in Ungarn.
Kann Fußball die Welt zu einem besseren Ort machen?
Faschinger: Auf jeden Fall. Aber es kommt auch darauf an. Beim Profifußball sehe ich schon auch die negativen Aspekte. Zum Teil ist es übertrieben, wie viel Geld da reinfließt, das hat etwas Götzenhaftes und sollte von der Kirche auch als solches benannt werden. Aber ich glaube gerade im Breiten- und Nachwuchssport kann der Fußball die Welt tatsächlich zu einem besseren Ort machen mit dem Potenzial, Menschen verschiedenster Herkunft zusammenzubringen.
Inwiefern passen Kirche und Fußball für Sie zusammen?
Faschinger: Sport verbindet die Menschen einfach, über verschiedene Kulturen, Sprachen und Grenzen hinweg. Genauso soll die Kirche auch was Verbindendes haben und die Gemeinschaft fördern. Ich habe zum Beispiel im Herbst gemeinsam mit dem serbisch-orthodoxen Popen hier in Braunau eine ökumenische Fußballrunde ins Leben gerufen und versuche auch da, Kirche und Sport zu vereinen. Bei dieser Fußballrunde spielen orthodoxe, katholische und freikirchliche Christen gemeinsam. Das ist wirklich eine sehr schöne Sache. Einmal hatten wir auch zwei kurdische Taufbewerber dabei, die absolut begeistert waren.
Oft ist es so, dass wir nachher dann noch zusammensitzen auf eine Jause und ein Bier im Pfarrheim. Da entstehen wirklich gute Freundschaften. Wenn man gemeinsam läuft und schwitzt, kommt man sich schnell näher und gewinnt Vertrauen. Gewisse Vorbehalte oder Unsicherheiten, die es vielleicht gibt, lassen sich durch den Sport leichter beseitigen.
Vom 10. bis 14. Februar spielt Österreichs Team bei der Priester-Europameisterschaft in Kisvárda (Ungarn) mit. Kapitän und Abwehrchef ist Michael Semmelmeyer, Priester aus Niederösterreich. Er ist optimistisch, das Team heuer zu einer besseren Platzierung als in den Vorjahren zu führen. Platz sieben sei in Reichweite. Österreich holte bei der Europameisterschaft 2024 in Shkodra (Albanien) Platz elf.
Philipp Faschinger ist neben Pater Martin Glechner aus Hohenzell der einzige Oberösterreicher im Nationalteam der Priester. Der 1988 geborene Priester stammt aus Vorderweißenbach und wirkt als Kooperator (Kaplan) in der Pfarrgemeinde Braunau-St. Stephan.
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