Wort zum Sonntag
Das belegen Informationen aus der Datenbank zum neuen „Hate Crime“-Bericht, den das Menschenrechtsbüro ODIHR der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) am Freitag in Warschau vorgelegt hat.
Knapp 9.000 antisemitische und 6.000 antimuslimische Hassverbrechen wurden demnach 2023 von Regierungen auf Basis von Polizeidaten offiziell berichtet. Meldungen zu antijüdischer Hasskriminalität lagen aus 16 Staaten, zu antimuslimischer „Hate Crime“ aus 12 Staaten vor. 10 Staaten meldeten 1.230 antichristliche Hassverbrechen, im Jahr davor hatte eine vergleichbare Zahl von Staaten noch 1.029 Fälle registriert. In Österreich wurden 2023 150 antichristliche Hassverbrechen registriert, berichtete Anja Hoffmann, Geschäftsführerin des „Observatory On Intolerance And Discrimination Against Christians In Europe“ (OIDAC Europe). Laut dem österreichischen Lagebericht „Hate Crime“ betraf etwa die Hälfte dieser Fälle Sachbeschädigungen an Kirchen. Allerdings verzeichnete Österreich auch 13 Fälle von Körperverletzungen und 7 gefährliche Drohungen gegen Christen.
Angesichts der hohen Zahl antichristlicher Hassverbrechen in Europa betonte Hoffmann die Notwendigkeit einer koordinierten Zusammenarbeit. Sie spricht sich unter anderem für die Schaffung des Amtes eines EU-Koordinators für die Bekämpfung antichristlicher Hassverbrechen aus, parallel zu den bestehenden Mandaten für die Bekämpfung von Antisemitismus und antimuslimischen Hassverbrechen.
Die Wiener Theologieprofessorin Regina Polak, die seit einigen Jahren OSZE-Sonderbeauftragte im Kampf gegen Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Diskriminierung, mit Fokus auf Christen und Angehörige anderer Religionen ist, äußerte sich angesichts der neuen Daten besorgt. Entsprechend müsse die Zunahme von Diskriminierung und Hassverbrechen gegen Christen in Europa von Regierungen und Zivilgesellschaft ernster genommen werden, forderte Polak. Es sei eine „gründliche Untersuchung“ nötig, „um ihre spezifische Natur und ihre Ursachen zu verstehen“. Die Expertin verwies auf die vom OSZE-Menschenrechtsbüro bereitgestellten Leitlinien zur Bekämpfung von Hassverbrechen gegen Christen und ermutigte die Opfer, Vorfälle dem ODIHR zu melden.
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