Wort zum Sonntag
Wie ein Blitz aus heiterem Himmel hatte Papst Franziskus am 19. März seine neue Kurienverfassung veröffentlichen lassen. Jahrelang erwartet und doch überraschend. Zum Jahrestag seiner Amtseinführung vor neun Jahren wollte Franziskus endlich das liefern, weswegen ihn die Kardinäle im März 2013 gewählt hatten. Seit Pfingstsonntag ist die neue Kurienverfassung nun wirksam. Die meisten Änderungen sind schon in Kraft. Gleichwohl bietet „Praedicate evangelium“ (Verkündet das Evangelium) einige wichtige Neuigkeiten: Kurienchefs können künftig auch Laien sein, Männer oder Frauen. Eine der Behörden leitet der Papst selbst. Und sein Sozialarbeiter wird aufgewertet. Spätestens mit 80 Jahren muss jeder Kuriale künftig in Pension gehen – mit Ausnahme des Papstes selbst.
Wenn es nach Franziskus geht, gilt die wichtigste Reform der Einstellung der rund 2.500 Menschen, die an der Kurie arbeiten: Sie sollen missionarischer und synodaler denken, fühlen und handeln. Alles was sie tun, soll der glaubwürdigen Verbreitung des Evangeliums dienen und im offenen Miteinander geschehen. Auch sollen künftig mehr Laien als besser ausgebildete Fachkräfte am zentralen Leitungsorgan der katholischen Kirche arbeiten. Zugleich soll die Kurie den Ortskirchen zuarbeiten, statt sich zwischen Papst und Bischöfe zu stellen. Auch relativiert Franziskus traditionelle Hierarchien zwischen den Behörden. Diese heißen nun alle „Dikasterium“, nicht mehr „Kongregation“ oder „Rat“. Dass die neue Behörde für Evangelisierung an erster Stelle genannt wird, vor der altehrwürdigen Glaubenskongregation, ist ein Zeichen – zumal der Papst selbst sie leiten will. Schon früher haben Päpste des Öfteren Kurienbehörden geleitet.
Für mehr Transparenz und Kontrolle der Vatikan-Finanzen soll das Wirtschaftssekretariat sorgen. Dieses wurde zuletzt erheblich gestärkt. Auch die Verwaltung des Vatikanstaats untersteht dem Wirtschaftssekretariat. Dort muss nun jede Behörde Ausgaben über 150.000 Euro genehmigen lassen.
Die nun offiziell festgelegte Öffnung höchster Kurienämter für Laien hatte sich angedeutet. Seit 2018 leitet Paolo Ruffini als erster Laie eine Vatikanbehörde, jene für Kommunikation. Im Synoden- und im Staatssekretariat, in der Entwicklungsbehörde sowie im Governatorat des Vatikanstaates hatte Franziskus zuletzt mehrere Frauen in hohe Aufgaben berufen. Neu ist: Die Vollmacht eines Kurienamtes hängt nicht mehr an einer Weihe, sondern wird allein vom Papst verliehen.
Wichtigste Aufgabe der gesamten Kirche – inklusive Kurie – ist laut Franziskus, den Menschen die christliche Botschaft nahezubringen. Daher will er neben strukturellen Veränderungen der weltkirchlichen Zentralverwaltung einen neuen Teamgeist einflößen: Missionarischer, vielfältiger, professioneller und synodaler soll sie werden. Der päpstliche Wurf bietet Chancen für eine neue Art kirchlicher Zentralverwaltung. Entscheidend wird aber sein, wie die gesetzten Impulse umgesetzt werden.
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