Wort zum Sonntag
Die letzten Jahre seines Lebens waren für Papst Johannes Paul II. (1920–2005) ein Leidensweg. Die Parkinson-Krankheit, sein Hüftleiden, seine Arthrose machten es ihm immer schwerer, sein Amt zu führen. Im Februar 2005 mehrten sich die Spekulationen über seinen Gesundheitszustand und auch die Frage nach einem möglichen Rücktritt stand im Raum. „Bislang war es im Vatikan ein Tabuthema: Obwohl das Kirchenrecht die Möglichkeit des Amtsverzichtes des Papstes vorsieht […], galt selbst dessen theoretisches Erörtern als ungehörig“, schrieb die Kirchenzeitung. Als der Papst Mitte Februar 2005 noch in der Gemelli-Klinik war, ging Kardinal Angelo Sodano auf das heikle Thema ein. Auf die Frage, ob der Papst die Möglichkeit eines Rücktritts erwäge, meinte die Nummer zwei im Vatikan: „Das überlassen wir dem Gewissen des Papstes.“
Sodano halte es für unwahrscheinlich, dass Johannes Paul II. von der Rücktrittsmöglichkeit Gebrauch machen könnte, analysierte die Kirchenzeitung diese Worte. Der Papst liebe wie kein anderer die Kirche, er sei vom Heiligen Geist geleitet, habe eine wunderbare Weisheit und wisse, was zu tun sei, wurde Sodano zitiert. „Dennoch folgerten manche Medien, Sodano deute einen Rücktritt an. Zumindest bringe er ihn ins Gespräch“, berichtete die Kirchenzeitung.
Johannes Paul II. selbst habe den Verzicht auf sein Amt, das er als „Dienst“ verstehe, stets zurückgewiesen. Er bleibe im Amt, so lange Gott es wolle, erklärte er einmal. Und als er 1994 in der Gemelli-Klinik lag und ihm eine Hüftprothese eingesetzt wurde, meinte er zu den Ärzten: „Ich muss gesund werden, weil es keinen Platz für pensionierte Päpste gibt.“
Tatsächlich sollte Papst Johannes Paul II. bis zu seinem Tod am 2. April 2005 im Amt bleiben. Sein Nachfolger Papst Benedikt XVI. (1927–2022) wählte bekanntlich einen anderen Weg und trat im Februar 2013 überraschend zurück.
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