Wort zum Sonntag
Jhansi hockt auf der Erde und rührt mit ihren Händen ein wertvolles Gemisch in einer tiefen Schüssel. Manch einer mag die Nase rümpfen ob der Zutaten, unter denen Kuhdung und Rinderurin beigemengt sind; doch ihre Wirkung ist phänomenal. Was hier entsteht ist Biodünger, den die Kleinbäuerin seit einiger Zeit selbst herstellt. Die Umstellung auf Biolandwirtschaft brachte der 28-jährigen Inderin und ihrer Familie viele positive Effekte – höhere Ernteerträge, gesunde Nahrung, ein besseres Einkommen und ein glücklicheres Leben.
Jivaladine ist ein kleines Dorf im südindischen Bundesstaat Andhra Pradesh. Die Einwohner sind Dalits, so genannte Unberührbare. Sie gehören der niedrigsten Kaste Indiens an, die in vielen Bereichen vom gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen sind und in Armut leben. So auch Jhansi, die hier mit ihren vier Kindern wohnt. Ihr Mann Penugondaiah, der im Straßenbau einer schlecht bezahlten Arbeit nachgeht, ist oft über längere Zeit von der Familie getrennt, um Geld zu verdienen. So bewirtschaftet Jhansi das kleine Feld von 3500 m2, das sie vor drei Jahren von ihrem Schwiegervater übernommen hat, alleine, mit Hirse, Gemüse und Obst.
Bevor sie zur Biobäuerin wurde, musste die junge Frau viel Geld für Kunstdünger und chemische Pestizide ausgeben und die Gefahr der Verschuldung war hoch. Die Ernte fiel mager aus, die gesundheitlichen Probleme nahmen zu und das Einkommen wurde wegen der hohen Ausgaben immer geringer und reichte kaum zum Überleben. Hunger und gesundheitliche Mangelerscheinungen taten ihr Übriges. Die Not war groß.
Zu einer deutlichen Verbesserung ihrer Lebenssituation kam es durch die Unterstützung der Organisation SNIRD (Society for National Integration through Rural Development), einem Projektpartner der Dreikönigsaktion. Sie ermöglichten Jhansi eine Umschulung zur Biobäuerin. Nun stellt sie nicht nur ihren eigenen Biodünger her, sondern auch Bio-Pestizide. Die hohen Kosten für Kunstdünger sind Geschichte. Wegen der ertragreicheren Ernte gibt es jetzt genug zu essen für die Familie und Jhansi kann ihr Biogemüse wie Zwiebeln, Kartoffeln und Kräuter zusätzlich am Markt teurer verkaufen.
Gesundheitlich und finanziell geht es also bergauf. Die Inderin freut sich auch darüber, dass für ihre Kinder nun die Chancen größer sind, künftig die Schule positiv abzuschließen. „Das ist eine gute Basis für eine bessere Zukunft.“ Zudem wünscht sich Jhansi, dass ihr Mann einmal in der Landwirtschaft mithelfen kann und er nicht mehr auf die belastende Straßenbauarbeit angewiesen ist. Ihr Traum wäre noch ein eigener Bioladen, sagt Jhansi lachend.
Ebenfalls im Bundesstaat Andhra Pradesh, aber an der Küste, lebt Ram. Er ist Fischer und wie seine Berufskollegen kämpft Ram ums Überleben. Die Küstenregion ist stark betroffen von Umweltkatastrophen wie jährlichen Wirbelstürmen und Überschwemmungen als Folgen des Klimawandels. Durch die Erwärmung des Meeres wandern ertragreiche Fischsorten ab. Dazu kommt, dass Fangflotten mit Schleppnetzen illegal die letzten Fischbestände leerfischen. Da bleibt für die traditionellen Fischer wie Ram kaum etwas übrig. Auch hier hilft SNIRD, indem sie die Fischergemeinschaften unterstützt, sich zu organisieren. Gemeinsam sind sie dabei, an der Küste entlang Palmen und Mangrovenwälder aufzuforsten. Die Wurzeln der Mangroven sind wichtiger Lebensraum für Fische, Krebse und Garnelen. Und Palmen schützen vor Sturmfluten und Küstenerosion. Die Früchte und Palmblätter dienen außerdem als Nahrung und zur Verarbeitung von Matten und Körben. Ram hat nun wieder Hoffnung auf positive Zukunftsperspektiven.
So hilft der Projektpartner der Dreikönigsaktion also den benachteiligten Menschen in Regionen von Andhra Pradesh auf mehreren Ebenen, um die Spirale der Armut zu durchbrechen und der Bevölkerung ein würdiges Leben möglich zu machen. „Unser Schwerpunkt sind sozial ausgeschlossene Gruppen. Wir glauben, dass diese Menschen organisiert werden müssen, damit sie für ihre Rechte eintreten und ihr Leben verbessern können“, sagt Godfrey Jawahar, Leiter von SNIRD.
Die beschwerlichen Lebensumstände für die Einheimischen in Südindien werden nun durch die Corona-Pandemie verstärkt. Die Projektpartner helfen auch in diesem Bereich – mit Lebensmitteln, Hygieneartikel und Mund-Nasen-Schutz. Da die Schulen seit März geschlossen sind, werden Büroräume geöffnet, damit Kinder weiterlernen können. Für Menschen, die kaum oder keinen Zugang zu ärztlicher Versorgung oder Medikamenten haben, sei die Corona-Erkrankung nicht nur in schweren Verläufen lebensbedrohlich, heißt es von Seiten der Dreikönigsaktion. Dazu kommt, dass Millionen Menschen in Indien ihr Einkommen und somit ihre Lebensgrundlage durch den Zusammenbruch der Wirtschaft im Lockdown verloren haben. «
Zur Sache
Trotz der Corona-Pandemie und des Lockdowns können Kinder und Jugendliche als Sternsinger verkleidet in ganz Österreich von Haus zu Haus ziehen. Beim Sternsingen handelt es sich um eine laut Paragraf 13 der Covid-19-Schutzmaßnahmenverordnung „unaufschiebbare berufliche Tätigkeit“, die ehrenamtliche Tätigkeiten einschließt. Das Hygienekonzept sieht folgendes vor: Caspar, Melchior und Balthasar sollen nicht singen und stattdessen etwa Grußworte aufsagen bzw. Lieder vom Handy abspielen. Die Gruppen werden mit Masken unterwegs sein und keine Wohnbereiche betreten. Nach dem Anläuten sollen die Sternsinger ein paar Schritte zurückgehen, um Begegnungen im Türrahmen zu vermeiden. Jede Pfarre solle sich aber gut überlegen, ob es sinnvoll sei mit den Sternsingerkindern von Haus zu Haus zu ziehen, heißt es von Seiten der Jungschar in Linz. Es könne sein, dass es in Teilen der Bevölkerung wenig Verständnis für die Sternsingerausnahmeregelung gebe.
Die Jungschar weist auf die Möglichkeit hin, kontaktlos zu spenden. Etwa mit dem Zahlschein oder online. Bei den Internetspenden gab es bereits vor der Corona-Pandemie ein starkes Plus. Während 2019 österreichweit über das Internet rund 63.600 Euro gespendet wurden, waren es 2020 schon 73.500 Euro. Durch die aktuelle Situation wird heuer ein noch stärkerer Anstieg erwartet. Über die Website (www.sternsinger.at) kann man sich die Sternsinger direkt ins Haus holen. Ab Weihnachten ist die Vorbestellung, auch eines personalisierten Segens, möglich.
Schwerpunktland der Aktion ist heuer Südindien, wo die gesammelten Spenden Bauernfamilien im Bundesstaat Andhra Pradesh und Telagana zu Gute kommen, die hart vom Klimawandel betroffen sind.
www.sternsingen.at
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