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Viel hat Martin Krenn von Aserbaidschan noch nicht gesehen, obwohl er seit Tagen hier ist. Die Weltklimakonferenz in der Hauptstadt Baku sei gut organisiert, sagt der Klima-Experte. Er nimmt daran im Auftrag der KOO, einer Fachstelle der Österreichischen Bischofskonferenz (siehe rechte Seite), teil. Seine Rolle ist die eines zivilgesellschaftlichen Beobachters der österreichischen Delegation. Baku wurde als Veranstaltungsort der heurigen Weltklimakonferenz (COP29) von vielen Seiten heftig kritisiert: Aserbaidschan ist ein autoritäres Regime, Erdöl und Erdgas sind Haupteinnahmequellen. Der Abschied von fossilen Energieträgern wie Öl und Gas ist in diesem Land kein Thema. Das kann auch Martin Krenn bestätigen: „In Baku gibt es nur zwei U-Bahnlinien, aber riesige Straßen und viele Parkplätze. Eine Taxifahrt kostet weniger als ein Kaffee.“ Dementsprechend eröffnete Staatschef Ilham Aliyev die Klimakonferenz am 11. November mit Schimpftiraden gegen den Westen und gegen den Ausstieg aus der Öl- und Gasförderung, wie er vor einem Jahr in Dubai eigentlich als gemeinsames Ziel formuliert worden war.
Martin Krenn sieht dennoch nicht schwarz für die Klimakonferenz in Baku. „Das Gastgeberland kann seine Meinung nicht durchdrücken, das hat man auch in Dubai gesehen. Alle 200 Staaten müssen sich zusammenstreiten.“ Gestritten wird viel auf dieser Weltklimakonferenz. Denn es geht ums Geld. Um die katastrophalen Folgen der Erderwärmung einzudämmen, braucht es Investitionen in drei Richtungen: Es braucht vorbeugenden Klimaschutz, wie die Vermeidung von Treibhausgasen, die zum Beispiel von Benzin- und Dieselmotoren freigesetzt werden. Dann braucht es Klima-Anpassungsmaßnahmen. Das sind zum Beispiel neue Pflanzensorten für die Landwirtschaft, die unter den wärmeren und extremeren Klimabedingungen besser gedeihen als bisher gebräuchliche Sorten. Und drittens kostet die Reparatur von Schäden und Verlusten viel Geld, etwa durch Überflutungen, Waldbrände oder Hangrutschungen. Während solche Kosten in Österreich zu einem guten Teil von der EU oder einheimischen Sicherungssystemen abgedeckt werden, fehlen in armen Ländern die Finanzen dafür. Doch arme Länder auf der Südhalbkugel sind besonders stark von den Folgen der Erderwärmung betroffen – obwohl sie weniger Treibhausgase freisetzen als Industrieländer. „Dass Industrieländer für Klimaschutzmaßnahmen in ärmeren Ländern zahlen, ist kein Geschenk“, sagt Martin Krenn. „Sie bezahlen für Schäden, die sie hauptsächlich selbst verursacht haben.“
Dass Industrieländer in ärmeren Ländern für Klimaschutz, Klimaanpassungen und Klimaschäden aufkommen, sei unumstritten, erklärt der Experte. Umstritten ist jedoch, wie viel Geld überhaupt möglich ist, wie die Unterstützungen aussehen (gelten auch Kredite?) und welche Länder wie viel Geld zahlen sollen. Besonders an erstarkten Schwellenländern wie China oder den Vereinigten Arabischen Emiraten, die bisher nicht mitgezahlt haben, entzündet sich der Streit. „Diesmal sind die Verhandlungen besonders schwierig“, schildert Krenn, der bereits mehrmals an Klimakonferenzen teilgenommen hat. „Aber ohne Klimakonferenzen wäre es viel schlimmer.“ Denn sie seien der einzige Ort, an dem die Staaten der Welt zusammenkommen. „Ohne diese Verhandlungen gäbe es keine abgestimmten Maßnahmen“, gibt Martin Krenn zu bedenken. Außerdem gehe es nicht nur um die Verhandlungen. Die Weltklimakonferenzen würden auch Aufmerksamkeit in Öffentlichkeit und Wissenschaft erregen, und das sei wertvoll. „Der Klimawandel kommt schneller, als wir erwartet hatten, dafür ist der Prozess beim Klimaschutz viel zu langsam.“
Positive Anzeichen sieht Krenn in der Wirtschaft – der Umstieg auf erneuerbare Energien sei auch durch Klimawandelleugner wie Donald Trump nicht zu stoppen. „Da gibt es eine Dynamik.“ Allerdings müssten die Klimamaßnahmen die Menschenrechte berücksichtigen, das sei nicht immer der Fall. Und sie dürfen nicht das Wirtschaftssystem, das auf Raubbau an der Natur basiert, verstärken. „Es gibt nicht nur ökonomische, sondern auch moralische Aspekte zu bedenken. Da gibt die katholische Soziallehre Impulse.“
Vertreter:innen katholischer Organisationen, wie er selbst einer ist, stehen auf der COP29 im Austausch mit der vatikanischen Delegation, erzählt Martin Krenn. Es gibt ein Netzwerk katholischer Akteur:innen. „Es ist gut, dass sich die katholischen Teilnehmenden der Klimakonferenzen organisieren und der Delegation des Heiligen Stuhls zuarbeiten. Da gibt es eine Vertrauensbasis.“ An der Spitze dieser Delegation steht Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin, der sich in Baku für einen „grundlegenden Wandel in der globalen Finanzordnung“ ausgesprochen hat.
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