Sozialratgeber
Download hier >> oder Sozialratgeber KOSTENLOS bestellen unter office@kirchenzeitung.at oder telefonisch: 0732 / 7610 3944.
Ausgegrabene Erdäpfel und abgerissene Maiskolben hier, weggeworfene Aludosen und Plastikflaschen dort: „Es fehlt einfach an Respekt vor dem Eigentum anderer“, sagt Michaela Sommer, Bäuerinnen-Beiratsvorsitzende in Linz, die auch einen Hof in Pichling hat. Sie gehört zu jenen Landwirt:innen, die unter anderem von Müllverschmutzung betroffen sind. Sommer hat Felder entlang der B1, und bevor sie diese bewirtschaften kann, muss sie vor allem im Frühling erst einmal den Müll einsammeln, der dort herumliegt. Neben Aludosen und PET-Flaschen fand die Landwirtin auch schon Schuhe, Zigarettenschachteln, leere Katzenfuttersackerl und vieles mehr. „Beim Spazierengehen oder Radfahren macht es den meisten nichts aus, die Flaschen oder Dosen mitzutragen. Sind diese leer, werden sie den Leuten plötzlich zu schwer.“
Auch die Familien Jandl und Trauner aus St. Florian haben Felder entlang der B1 beim Pichlinger See und klagen über den erheblichen Arbeitsaufwand, den der Müll verursacht: „Die Stunden, die wir für das Mülleinsammeln aufbringen, zahlt uns niemand. Wir können nicht verstehen, warum ein Teil der Bevölkerung so etwas macht.“
Auch in den umliegenden Wäldern und in der Au werde Müll aller Art entsorgt, weiß Michaela Sommer zu berichten: „Was hier schon bei Sammelaktionen herausgeschleppt wurde, ist unglaublich. Gartengarnituren, Waschmaschinen, Teppiche, Farbkübel, Kaffeemaschinen.“ Einmal habe Sommer sogar eine komplette Kinderzimmereinrichtung gefunden. „Spricht man die Menschen darauf an, warum sie die Sachen nicht gleich ins Altstoffsammelzentrum fahren – immerhin haben sie sie schon im Auto –, heißt es: Das hat am Sonntag nicht offen“, berichtet die Landwirtin.
Den Menschen sei nicht bewusst, welche Auswirkungen die von ihnen verursachte Umweltverschmutzung haben kann: „Die Leute werfen Müll in ihr zukünftiges Essen“, sagt Sommer. Außerdem können Plastikabfälle, Getränkedosen usw. auch eine Gefahr für Rinder, Schafe und Ziegen darstellen, macht die Landwirtschaftskammer Oberösterreich (LKOÖ) aufmerksam. Wenn das Gras für die Gärfutter- und Heugewinnung geschnitten wird, wird neben den Halmen auch der Abfall zerkleinert und landet dann im Verdauungstrakt der Tiere. Das kann von inneren Verletzungen bis zum Tod führen.
Sommer findet, dass illegales Wegwerfen von Müll bestraft werden sollte. „Der Österreicher reagiert erst, wenn es in der Brieftasche wehtut.“ Sie hoffe, dass sich die Situation verbessert, wenn 2025 das Pfandsystem für Einweggetränkeverpackungen eingeführt wird.
Ein weiteres Problem, mit dem die Bauern und Bäuerinnen immer öfter konfrontiert seien, ist der Diebstahl von Feldfrüchten und Obst. Kartoffeln würden über Nacht ausgegraben, Kürbisse gestohlen und auch Früchte aus dem Obstgarten direkt vom Baum gepflückt, klagen die Landwirt:innen. Sprächen sie Personen darauf an, dass diese Früchte kein Allgemeingut seien, bekämen sie als Antwort häufig: „Es ist ja nichts eingezäunt.“ Michaela Sommer: „Wenn jemand fragt, ob er sich eine kleine Menge nehmen darf, wäre das ja kein Problem. Aber man bedient sich einfach.“
Über die Gründe lasse sich nur spekulieren: „Vielleicht ist es der Reiz des Verbotenen. Dass es aus der Not heraus geschieht, glaube ich nicht. Für manche mag es ein Sport sein, Kartoffeln oder Äpfel zu stehlen“, mutmaßt sie.
„Von rechtlicher Seite ist ganz klar, dass es sich hier um Diebstahl handelt“, sagt Stefan Szücs von der Rechtsabteilung der LKOÖ. Es gilt das normale Strafrecht, konkret heißt das, es droht eine Freiheitsstrafe von bis zu sechs Monaten oder eine Geldstrafe bis zu 360 Tagessätzen. Rechtlich legal ist, sich Früchte im Zuge des sogenannten Überhangrechts anzueignen: „Wenn die Äste eines Baumes hinüberwachsen auf mein Grundstück oder öffentlichen Grund, kann ich mir diese Früchte im Luftraum aneignen“, erklärt Szücs. Davon abgesehen könne per Vereinbarung ein Fruchtgenussrecht eingeräumt werden. Auch für das Pilze- oder Beerensammeln im Wald gibt es Regeln: „Pro Tag und Person dürfen maximal zwei Kilogramm gesammelt werden. Alles darüber hinaus ist Diebstahl.“
Den Landwirt:innen bleibt oft nur, Anzeige gegen Unbekannt zu erstatten, da die Täter:innen selten auf frischer Tat ertappt werden. Die landwirtschaftlichen Flächen Tag und Nacht zu bewachen, sei unmöglich. Einzäunen könne zwar eine Möglichkeit sein, aber Rechtsexperte Szücs zweifelt, ob das in einem wirtschaftlich vertretbaren Rahmen möglich ist. „Auch eine Videoüberwachung ist unrealistisch, weil es oft um große Flächen geht. Außerdem muss diese Überwachung gekennzeichnet sein und man darf aus Datenschutzgründen nur den eigenen Bereich aufnehmen, keine allgemeinen Verkehrsflächen oder anderen Grundstücke.“
Michaela Sommer geht es nicht darum, Menschen, die Müll wegwerfen oder Feldfrüchte stehlen, anzuklagen, sondern um Sensibilisierung. Sie selbst organisiert Müllaktionen und geht mit Schüler:innen beispielsweise in den Wald. Schon von klein auf sollen die Kinder lernen, welche Zeit und Pflege es braucht, Bäume oder Gemüse zu pflanzen, bzw. wie unappetitlich es sein kann, achtlos weggeworfenen Müll aufzusammeln. „Wenn nur ein paar umdenken, haben wir schon was erreicht.“
Sozialratgeber
Download hier >> oder Sozialratgeber KOSTENLOS bestellen unter office@kirchenzeitung.at oder telefonisch: 0732 / 7610 3944.
Erfahrungen aus dem Alltag mit einem autistischen Jungen >>
Jetzt die KIRCHENZEITUNG 4 Wochen lang kostenlos kennen lernen. Abo endet automatisch. >>