Seit dem 20. Februar dieses Jahres gibt es keine Berichterstattung mehr über Frauensport in den heimischen Medien – zumindest statistisch gesehen. Dieser Tag wird auch als „Equal Play Day“ bezeichnet. Grundlage für dessen Berechnung ist eine aktuelle Studie der Agentur MediaAffairs im Auftrag von win2day. Die Spieleseite der Österreichischen Lotterien startete eine Plakatinitiative, mit der auf das Ungleichgewicht in der Sichtbarkeit von Frauen- und Herrensport aufmerksam gemacht werden soll. Darauf zu sehen sind Sportlerinnen aus verschiedenen Disziplinen neben Sprüchen wie „Mehr Pokale in der Vitrine als Fans auf der Tribüne“ oder „13 Meistertitel. 0 Titelseiten.“
Im Studienzeitraum dominierten in den untersuchten Print- und TV-Medien mit einem Anteil von 86 Prozent Abbildungen von männlichen Sportlern. Nur 14 Prozent entfallen auf Sportlerinnen. Wo Frauen eine vergleichsweise hohe mediale Sichtbarkeit erreichen bzw. wo diese gestiegen ist, sind die Bereiche Ski Alpin (36 Prozent Frauenanteil), aber auch Skispringen (13 Prozent) oder Radsport (21 Prozent). Auffällig sind die Berichte über die Olympischen Sommerspiele, wo Frauen mit 43 Prozent eine so hohe Bildpräsenz erhalten haben wie sonst nie.
Generell wird die Berichterstattung laut der Studie von nur wenigen Sportarten dominiert. Drei Viertel der Berichterstattung in den Printmedien entfallen auf nur fünf Sportarten. Wenig überraschend steht hier Fußball an der Spitze, gefolgt von Ski Alpin, Tennis, Skispringen und Formel 1 bzw. Formelsport. Der Fokus liegt dabei meist auf den männlichen Sportlern.
Werden Frauensportarten weniger ernst genommen als die jeweilige Männerversion? „Ich denke, das kommt immer auf die Sportart an“, sagt dazu Katharina Meßthaler, Spielerin und Kapitänin bei der SPG Union Kleinmünchen/FC Blau-Weiß Linz. „Allgemein würde ich sagen, dass Frauen schon in den meisten Sportarten das Nachsehen haben.“ Es gebe aber durchaus Sportarten, die als „typisch weiblich“ angesehen werden und deshalb auf nicht so viel Gegenwind stoßen würden. „Fußball ist allerdings eine dieser Sportarten, wo die Frauenversion erst viel später bekannt wurde, weshalb es immer noch schwierig ist, die Gesellschaft davon zu überzeugen, dass unser Sport genauso fordernd ist und wir mindestens genauso viel investieren müssen wie die Männer“, ergänzt Meßthaler.
Als Fußballerin werde man mit den verschiedensten Vorurteilen konfrontiert. Das wahrscheinlich geläufigste sei, dass Frauenfußball nicht so ernst genommen werden sollte wie Männerfußball, weil er qualitativ viel schlechter sei. „Ich musste mir aber auch oft anhören, dass Fußball nur etwas für ‚wilde‘ oder ‚burschikose‘ Mädchen ist – diese Aussage kann ich bis heute nicht nachvollziehen“, sagt Meßthaler, die seit 2024 auch Individualtrainerin bei der Frauenfußball-Akademie ist.
Die allgemein geringere Sichtbarkeit von Sportlerinnen hat enorme Auswirkungen auf deren Karrieren hinsichtlich Bekanntheitsgrad, finanzieller Absicherung, Professionalisierung, Sponsoring oder auch Werbeverträge. Zudem fehlen insbesondere in jenen Sportarten, die als „typisch männlich“ gelten, sichtbare weibliche Vorbilder, was wiederum Auswirkungen auf den potenziellen Nachwuchs hat. Auch Katharina Meßthaler bestätigt: „Am Anfang meiner sportlichen Karriere hatte ich ehrlich gesagt keine weiblichen Vorbilder. Im Laufe der Jahre gab es immer wieder Sportlerinnen, Fußballerinnen oder auch Personen aus anderen Bereichen, die mich beeindruckt haben.“ Am meisten motiviert und angespornt hätten sie aber immer ihre Mitspielerinnen.
Aus Sicht der Fußballspielerin haben Medien einen großen Einfluss darauf, „was Menschen sehen und akzeptieren wollen“. Sie bezieht sich bei ihrer Aussage nicht nur auf den Sport, sondern auch auf andere Lebensbereiche, wie etwa die Arbeitswelt: „Wenn mehr über Frauen in Männerdomänen berichtet wird, würden diese auch auf größeres Interesse und Anerkennung stoßen. Ich sehe hier auch die Länder und den Bund in der Pflicht, Frauen in männerdominierten Branchen stärker zu fördern, um den Einstieg in die entsprechenden Sparten zu erleichtern und die Bekanntheit zu steigern.“
Meßthaler hat auch eine Botschaft an junge Mädchen, die daran denken, eine Sportlerinnenkarriere zu starten, aber aus unterschiedlichen Gründen verunsichert sind: „Der Anfang wird vielleicht schwierig sein, manche Menschen werden euch nicht ernst nehmen oder euch sogar Steine in den Weg legen. Aber es zahlt sich immer aus, dranzubleiben. Wer Leidenschaft mitbringt und motiviert genug ist, anfängliche Schwierigkeiten zu überwinden, wird erfolgreich sein und den Sport viele Jahre lang mit Freude ausüben.“
Sozialratgeber
Download hier >> oder Sozialratgeber KOSTENLOS bestellen unter office@kirchenzeitung.at oder telefonisch: 0732 / 7610 3944.
Erfahrungen aus dem Alltag mit einem autistischen Jungen >>
Jetzt die KIRCHENZEITUNG 4 Wochen lang kostenlos kennen lernen. Abo endet automatisch. >>