Zu wenig Logopädieplätze

Mit einem bestimmten Alter sollten Kinder gewisse sprachliche Fähigkeiten vorweisen. Dazu gehört etwa, dass sie mit zwei Jahren 50 verschiedene Wörter sprechen und anfangen, diese zu kombinieren. Ist dies nicht der Fall, kann das ein frühes Zeichen einer Sprachentwicklungsstörung sein. „Wenn Kinder Auffälligkeiten in ihrer Sprachentwicklung zeigen, ist eine rasche Intervention erforderlich, um Zeit, Ressourcen und Kosten zu sparen“, sagt Michaela Kirchner, Vorsitzende des Verbands der Logopäd:innen für Oberösterreich. Vergehe hingegen ein Jahr oder länger, verschärfen sich die sprachlichen Probleme oftmals. „Das hat erheblichen negativen Einfluss auf den späteren schulischen Erfolg und kann bei Kindern auch aggressive Verhaltensweisen hervorrufen, weil ihre Gefühle und Bedürfnisse vom Umfeld nicht verstanden werden“, ergänzt Katrin Traxler, stellvertretende Verbandsvorsitzende. Zurzeit sei es leider so, dass betroffene Kinder zu spät eine logopädische Intervention bekommen und dadurch ein Drittel dieser Kinder im Schulalter immer noch sprachlich auffällig ist. 

Hohe Nachfrage nach Plätzen

In Oberösterreich herrsche eine erhebliche Unterversorgung an logopädischen Therapieplätzen, teilen die Vorständinnen anhand aktueller Ergebnisse der Bachelorarbeit von Magdalena Hergan mit. Diese beschäftigte sich im Rahmen ihres Logopädie-Studiums mit der Versorgungslage in Österreich. 96 Prozent der befragten Logopäd:innen gaben an, dass die derzeitige Nachfrage höher als die verfügbaren Therapieplätze ist. „Im Durchschnitt treffen 0,16 Logopäd:innen auf 1.000 Einwohner:innen in Oberösterreich“, sagt Kirchner. „Unser Wunsch wäre die Errichtung einer logopädischen Beratungsstelle für Eltern von Kindern ab Geburt bis zum Kindergarteneintritt. In dieser Einrichtung sollen Logopäd:innen über das Land OÖ angestellt sein und nach Feststellung von Auffälligkeiten rasch Beratung für die betroffenen Eltern und Angehörigen anbieten können.“ Dadurch könne unter anderem eine Verschärfung sprachlicher Defizite vorgebeugt werden, weil die Wartezeit auf einen regulären Therapieplatz für eine gezielte Sprachförderung im Alltag genutzt werden könne. 

Kostenloser Online-Vortrag via Zoom: „Das wächst sich schon noch aus … oder?“, 25. 10., 18 Uhr. Anmeldung:  anmeldung.infoabend@logopaedie-ooe.at