In einem beispiellosen Vorgang finden die Osterfeierlichkeiten des Papstes voraussichtlich ohne Besucher statt. Wie die Zeremonien, an denen üblicherweise Zehntausende teilnehmen, angesichts der gegenwärtigen Ausgangssperre konkret stattfinden sollen, konnte der Vatikan noch nicht darlegen. Gegenwärtig prüfe man "Modalitäten der Durchführung und Teilnahme, die die Sicherheitsmaßnahmen zur Verhinderung einer Verbreitung des Coronavirus respektieren", teilte das Presseamt am Sonntag mit.
Zuvor hatte die Präfektur des Päpstlichen Hauses auf ihrer Internetseite angekündigt, wegen der internationalen Krise erfolgten sämtliche Liturgien der Kar- und Ostertage vom 5. bis 12. April "ohne die physische Präsenz von Gläubigen". Die Präfektur ist für die Vergabe der Einlasskarten zuständig. Der Hinweis blieb auch nach der offeneren Formulierung des Presseamts weiter auf der Website.
Vatikansprecher Matteo Bruni betonte, alle päpstlichen Feiern von Palmsonntag bis Ostern fänden statt. Die genaue Form werde bekanntgegeben, sobald abhängig von der Entwicklung der Lage Entscheidungen getroffen worden seien. In jedem Fall würden die Feiern über Radio und Fernsehen international ausgestrahlt und als Livestream im Internet zu sehen sein.
Ostern ist das wichtigste Fest der Christenheit. An ihm gedenken Gläubige weltweit der Auferstehung Jesu nach seinem Tod am Kreuz. Zu der Messe am Ostersonntag versammelten sich in den vergangenen Jahren teils über 100.000 Gläubige aus dem In- und Ausland auf dem Petersplatz. Der anschließende Segen "Urbi et orbi" auf der Loggia des Petersdoms wurde von rund 160 Fernsehsendern live übertragen. Das Oberhaupt der 1,3 Milliarden Katholiken nutzte seine Osterbotschaft zu konkreten Friedensappellen.
Betroffen von einem Ausschluss der Öffentlichkeit wären unter anderem die Palmsonntagsmesse zu Beginn der Karwoche, das Gedenken des Todes Jesu am Karfreitag und am folgenden Samstagabend die Osternachtfeier im Petersdom. Die Kreuzwegandacht am Karfreitagabend beim Kolosseum, bei der Zehntausende im Schein von Kerzen den Leidensweg Jesu im Gebet nachgehen, zählte stets zu den stimmungsvollsten Momenten der Karwoche in Rom.
Bereits vergangene Woche wurde bekannt, dass niederländische Blumenzüchter in diesem Jahr auf ihren Brauch verzichten, die farbenprächtigen Blumenarrangements für die vatikanischen Osterfeierlichkeiten zu gestalten. Die Absage sei nach Beratungen mit allen Beteiligten gefallen, teilte die niederländische Botschafterin beim Heiligen Stuhl, Caroline Weijers, am Donnerstag mit.
Nach Vatikanangaben werden wegen der Corona-Krise auch die Generalaudienzen des Papstes und Mittagsgebete an Sonn- und Feiertagen bis zum 12. April ausschließlich als Livestream im Internet verbreitet.