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Die Synagoge an der Dr.-Karl-Renner-Promenade in St. Pölten ist ein Baujuwel des Jugendstils. Das Werk der Architekten Theodor Schreier und Viktor Postelberg gibt ein eindrucksvolles Zeugnis vom Aufschwung der jüdischen Gemeinde, die ab Mitte des 19. Jahrhunderts in St. Pölten entstanden ist.
Eingeweiht wurde die Synagoge am Kaiser-Geburtstag, dem 17. August 1913, um dem Monarchen eine besondere Reverenz zu erweisen. Die Fassade mit den zwei Gesetzestafeln der Zehn Gebote und der hebräische Psalmvers (Ps 119,18) darunter machen das Bauwerk als „Tempel“ kenntlich, wie Juden und Jüdinnen ihre Synagogen (Gebets- und Versammlungsräume) zumeist nennen.
Betritt man die St. Pöltner Synagoge, kommt man in den mit farbenprächtigen Ornamenten ausgemalten ehemaligen Kultraum. Die als Toranlage gestaltete Frontwand bildete einst den zentralen Bereich der Synagoge, der vor allem im Schrein für die Torarollen bestand.
Die Reichspogromnacht 1938 setzte auch in St. Pölten dem jüdischen Leben ein Ende. Die Schriftrollen, die Einrichtung und die Bibliothek wurden auf der Straße verbrannt. Während der NS-Zeit diente das Gebäude als Lager, dann war es Jahrzehnte unzugänglich und verfiel, ehe es 1980 renoviert wurde. Nun musste es wiederum erneuert werden. Da in St. Pölten nach Holocaust und Vertreibung keine jüdische Gemeinde mehr entstand, war die neue Verwendung als Kulturstätte eine sinnvolle Entscheidung.
Die ehemalige Synagoge will beitragen, dass sich Menschen gleich welcher Herkunft und Religion auf vielfältige Weise begegnen können, wie Martha Keil, die wissenschaftliche Leiterin der Synagoge und des „Instituts für jüdische Geschichte Österreichs“, betont, das im Nebengebäude untergebracht ist. Eine Dauerausstellung auf der einstigen Frauenempore zur Geschichte der St. Pöltner Gemeinde macht die Synagoge auch zu einer Gedenkstätte und „Zeitzeugin“.
Vom 7. bis 9. und vom 14. bis 16. Juni findet in der Synagoge und benachbarten Spielstätten ein Festival jüdischer Kultur statt. Die Jewish Weekends bieten erstklassige Konzerte, Vorträge, Filme und Führungen durch die Synagoge. Das genaue, sehr hochkarätige Programm findet sich unter www.ehemalige-synagoge.at
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