KOMMENTAR_
Die Grenzen sind oft fließend: ein Open Air – vor einer Woche temperaturmäßig noch vorstellbar – lockt verschiedene Besucher:innen an mit unterschiedlichen Verhaltensweisen. Da wird etwa bei Bruckners Vierter zwischen den einzelnen Sätzen heftig geklatscht, abwechselnd fotografiert, am Handy neueste Nachrichten verschickt oder auch mal im Internet gesurft, während Orchester und Dirigent:in vorne im Schweiße ihres Angesichts Bruckners Klangwelten entstehen lassen. Das laute Auf- und Zuklappen von Brillenetuis, um dann die Lesebrille hervorzunesteln, mit der die dann Bebrillten geräuschvoll das Programmheft durchblättern, erwähne ich da nur noch nebenbei. Eine Dame neben mir musste kürzlich minütlich am Handy Whatsapp-Nachrichten kontrollieren und hat ihre Handtasche dazu gleich auf dem Schoß gelassen. Reißverschluss auf, Handy raus, nachschauen, Handy rein, Reißverschluss zu. Ritsch, ratsch. Pausenlos.
Endlich! Die Vorstellung hat ein Ende. Das Handy wird abermals gezückt, noch schnell ein Selfie. Fertig! –
All das kann man in abgeschwächter Form auch im Konzertsaal oder im Kirchenraum erleben. Die Aufmerksamkeit zu halten, ist offenbar schwer. Sollen wir nicht einfach froh sein, wenn Menschen Kultur und Kirche erleben wollen? Ja, sicher. Aber … die Grenzen meiner Toleranz sind auch fließend, muss ich zugeben.
KOMMENTAR_
DENK_WÜRDIG
Jetzt die KIRCHENZEITUNG 4 Wochen lang kostenlos kennen lernen. Abo endet automatisch. >>
BRIEF_KASTEN