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Doch sie erfordert etwas, das immer rarer wird: den Willen zum Kompromiss. Ob international, ob in Österreich: Jeder will seinen Standpunkt zu 100 Prozent durchsetzen und ist wenig geneigt, auf den anderen zuzugehen. Gewinnen heißt hier, die Verwirklichung anderer Vorstellungen zu verhindern. Die Idee, dass beide Seiten gewinnen können, scheint manchen völlig fremd zu sein.
Natürlich gibt es Bereiche, in denen ein Kompromiss unmöglich ist: zum Beispiel in der Einhaltung von Menschenrechten, beim Bekenntnis zu Demokratie und Rechtsstaat. Aber für sehr viele Fragestellungen sind Kompromisse möglich und sinnvoll.
Was offenbar in Vergessenheit gerät: Unversöhnlich und kompromisslos war die Politik der Ersten Republik. Sie ist gescheitert und auf dieses Scheitern folgten Diktaturen und Krieg. Die Zweite Republik war bislang, bei aller berechtigter politischer Auseinandersetzung, davon geprägt, dass am Ende jeweils eine Lösung stehen sollte, mit der alle Seiten leben können. Es gibt keinen Grund, daran etwas zu ändern.
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