KOMMENTAR_
In der letzten Version des Textverarbeitungsprogramms auf meinem Computer gibt es einen neuen Korrekturhinweis: „Füllwörter vermeiden“. Tatsächlich ertappe ich mich dabei, dass sich Wörter wie „ja“, „gar“, „eigentlich“ oder „durchaus“ in den Text schleichen. In den meisten Fällen braucht man sie nicht, in manchen Fällen verwässern sie die Aussage. Denn wenn ich sage, etwas sei „eigentlich ganz gelungen“, kann ich gleich sagen, etwas sei „gelungen“.
In solchen Fällen erinnere ich mich an den Lateinunterricht. Mich hat schon als Schüler fasziniert, welch „schlanke Schönheit“ die Sprache der Römer sein konnte: Wer in die zweisprachige Ausgabe eines lateinischen Autors um Christi Geburt blickt, sieht sofort, dass der lateinische Text deutlich kürzer ist als die deutsche Übersetzung. Für zwei Wörter im Ablativus absolutus muss man im Deutschen mitunter einen ganzen Gliedsatz bauen. Eine durch Schnörkellosigkeit schöne Sprache schrieb beispielsweise Cäsar in seinen Kommentaren zum Krieg in Gallien. Die Digesten, eine Sammlung von Rechtssätzen, verknappen die Aussage jeweils auf das Notwendigste. Gerade der hohe Grad an Verallgemeinerung hat dem römischen Recht seine lange Wirkungsdauer beschert.
So lange brauchen meine Texte nicht „durchzuhalten“, aber mein Textprogramm am Computer behält dennoch recht: Weniger ist mehr.
KOMMENTAR_
DENK_WÜRDIG
Jetzt die KIRCHENZEITUNG 4 Wochen lang kostenlos kennen lernen. Abo endet automatisch. >>
BRIEF_KASTEN