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„Talent: mittelmäßig; Urteilsfähigkeit: mittelmäßig; Klugheit: wenig; Lebenserfahrung: mittelmäßig; Charakter: melancholisch, ernst; apostolisches Talent: für die Predigt und die Arbeit unter den Sklaven; spirituelle Gabe: bestmöglich“ – so steht es in der Personalakte des aus Spanien stammenden Jesuiten Petrus Claver (1580–1654). So viel Mittelmaß kann nicht stimmen: Er gilt heute als Patron der Menschenrechte und Kolumbiens. Auf eigenen Wunsch hin wurde er in die Mission nach Südamerika geschickt. Sein Hauptaufenthaltsort war Cartagena, der Ankunftshafen zahlreicher Schiffe mit afrikanischen Sklaven, die in die Neue Welt gebracht wurden. Claver nahm sich derer, welche die brutale Überfahrt überlebt hatten, an, versorgte sie mit Essen, betreute sie medizinisch, stets unter Hintanstellung seiner eigenen Gesundheit. Eine fast unglaublich große Zahl von Taufen – zwischen 150.000 und 300.000 – wird ihm zugeschrieben, es müssen jedenfalls sehr viele gewesen sein. Auch zu entflohenen Sklaven hielt er heimlich Kontakt. Bei der Obrigkeit und den Sklavenhändlern war er, der Sklave der Sklaven sein wollte, höchst unbeliebt, hatte aber auch Förderer.
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