KOMMENTAR_
Eine Art Schamgefühl hat sich breitgemacht, die Gläubigkeit als Zeichen der Unselbständigkeit versteht. Glaube gilt fast als Zeichen von Schwäche. So sind innerhalb weniger Jahrzehnte die Kirchengemeinden in vielen Regionen zu einer belächelten Minderheit geworden.
Kürzlich, an einem Sonntag, gab es wieder eine dieser kraftvollen Stellen im Evangelium, die die Sache auf den Punkt bringt: Arme sollen die frohe Botschaft hören. Gefangene sollen frei werden, Blinden soll das Augenlicht geöffnet werden. Ein „Gnadenjahr“ soll ausgerufen werden. Eine „gnädige“ Zeit also soll sein, nicht eine, in der das Recht des Stärkeren gilt. Christinnen und Christen stellen sich diesem Ruf. Gnädiger sollen die Lebensumstände werden. Das Mitgefühl für Bedrängte soll wachsen. Gehört nicht die Menschlichkeit selbst zu den bedrohten Gütern unserer Zeit?
Menschen sollen ein gutes Gespür füreinander bekommen. Du verlierst nicht, wenn du dein Leben dafür einsetzt, lautet die Ermutigung Jesu. Du wirst dein Leben sinnvoller erfahren, wenn du nicht nur zum eigenen Vergnügen lebst, sondern wenn du dich eingebunden in Gemeinschaften weißt – und dich vom Schicksal anderer berühren lässt.
Ist das altmodisch, gestrig oder gar dumm? – Oder eher so, dass man auf eine gute Zukunft hoffen darf, weil sich Menschen dafür nicht schämen und sagen: Ich bin dabei!
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