KOMMENTAR_
Nicht nur die Atemwege – auch die Gedankengänge können durch Viren beeinträchtigt werden. Die Gefahr ist nicht nur eine leibliche, sie betrifft auch die geistige Verfassung. „Systemrelevant“ ist einer der Begriffe, die in den letzten Monaten Hochkonjunktur hatten. Man sprach von den „systemrelevanten Berufen“ – Ärzten, Pflegepersonal, Supermarktangestellten. Ohne sie ginge gar nichts, wurde betont. Andere wären weniger relevant – verzichtbar gar? Künstlerinnen und Künstler zum Beispiel. Du bist relevant – und du verzichtbar. Das wäre die bedenkliche Schlussfolgerung. Drei Minuten ohne Luft, drei Tage ohne Wasser, drei Wochen ohne feste Nahrung. So lautet die Faustregel der Überlebensmöglichkeiten. Aber ist deswegen schon alles andere, das nicht diese Grundansprüche des Lebens betrifft, nicht systemrelevant? Beginnt das Menschliche nicht erst dann? „Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei“ nennt Paulus als die lebensentscheidenden Inhalte, auf die es unbedingt ankommt. Freude wecken. Zuhören. Trösten. Unterhalten. Vermitteln. Streit schlichten. Wer das gut kann, ist nicht irrelevant. Das System, das Zusammenspiel in allem ist es, worauf es ankommt. Sonst gäbe es nichts in Regale zu stapeln und dafür zu kassieren. Nicht einmal den Schlager, den einer munter über die Lippen pfeift, gäbe es. Ihn hat auch jemand geschrieben.
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