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Bei jedem der Zweige tut es ein wenig weh, denn aus jeder einzelnen Knospe hätte ein Apfel werden können. Aber die Erfahrung zeigt: Der Pflegeschnitt ist Voraussetzung für eine gute Ernte.
Mit den Wünschen der Menschen ist es wie mit den Zweigen und Knospen am Baum: Wer jeden einzelnen seiner Wünsche erfüllt sehen möchte, wird an ihrer Vielzahl scheitern. Es sei ihm im Leben so gar nichts aufgegangen, mag er dann denken. Verzichten tut weh, hätte doch aus jedem der Wünsche etwas Gutes werden können.
Ginge es bloß um die Wahl zwischen Gutem und Schlechtem, wäre diese wohl schnell getroffen. Das Schlechte muss weg! Oft gilt es jedoch zwischen Gutem und Gutem zu wählen. Beim Essen hat man die Erfahrung gemacht: Es bekommt einem nicht gut, sich seinen Teller mit allem Möglichen vollzuladen. Wer dann beim Essen auch noch dauernd denkt: „Ich hätte mir doch das andere nehmen sollen“, verdirbt sich erst recht den Genuss. Es braucht das Stehen zu seinen Entscheidungen. Bei den Lebenszielen, den Interessen, auch in Beziehungen, ist es nicht anders. Wer versteht, einen Teil seiner Wünsche hintanzustellen, wird besser zurechtkommen.
Im Herbst wird es sich zeigen: Der Schnitt hat dem Baum gutgetan. Es hilft nicht, den entfernten Wunschknospen nachzuweinen. Man soll seine Hoffnung nicht an abgeschnittene Zweige hängen – dort vertrocknen sie nur.
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