Wort zum Sonntag
„Wir haben uns vorgenommen, Hörende zu sein.“ Dieses Bekenntnis war eine der ersten Botschaften, die Erzbischof Franz Lackner nach der Sommervollversammlung in Mariazell verkündete. Es ging dabei um den moderierten Austausch der Bischöfe mit vierzehn Frauen in unterschiedlichsten kirchlichen Leitungspositionen, mit dem die erste reale Bischofsversammlung seit einem Jahr am 14. Juni begonnen hatte. Konkrete Beschlüsse gingen aus diesem Treffen nicht hervor, doch betonte Erzbischof Lackner die positive Atmosphäre der Begegnungen.
Insgesamt sei die Tagesordnung „sehr engagiert“ gewesen, so der Vorsitzende der Bischofskonferenz, vor allem, weil ein Großthema der Sitzung ursprünglich nicht eingeplant gewesen war – der von Papst Franziskus kurzfristig angekündigte weltweite synodale Prozess zum Thema Synodalität, der 2023 in der Bischofssynode gipfeln soll. „Der Papst schafft es immer wieder, uns zu überraschen“, gab Erzbischof Lackner zu. Er freue sich, dass die vielen Teilmengen des Wissens, die es weltweit gibt, im Prozess zusammenfließen könnten. Wie die erste Phase des dreiteiligen Prozesses in Österreich konkret aussehen wird, ist noch unklar. „Ein Anfang soll ein Anfang bleiben dürfen“, so der Erzbischof. Es wäre nicht gut, am Anfang schon genau zu wissen, wie es weitergeht. Am 9. Oktober 2021 beginnt der weltweite synodale Prozess in Rom, am 17. Oktober in den Diözesen. „Wir werden uns den Sommer über gut vorbereiten müssen.“ Außerdem gab Lackner bekannt, dass Bischof Josef Marketz das Referat für Pastoral in der Bischofskonferenz von Bischof Alois Schwarz übernimmt, da dieser es zur Verfügung gestellt hatte. Bischof Schwarz erhält das Referat Umwelt und Nachhaltigkeit.
Von 29. November bis 4. Dezember reisen die Bischöfe zum Ad-limina-Besuch in den Vatikan. Sie werden dort mit Papst Franziskus sowie Vertretern der vatikanischen Kurienbehörden zusammentreffen und über die Situation der Kirche in Österreich beraten. Ob er die Anliegen Österreichs in Rom vertreten werde, fragte ein Journalist Erzbischof Lackner bei der Präsentation der Versammlungsergebnisse. Selbstverständlich fühle er sich als Anwalt seiner Erzdiözese im Vatikan, während er hier der Anwalt für Anliegen aus dem Vatikan sei.
Zu einem „Dauerbrenner“ habe sich das Thema assistierter Suizid entwickelt. „Wir müssen die Entscheidung des Verfassungsgerichtshofs hinnehmen, können sie aber nicht mittragen.“ Anfang und Ende des Lebens wiesen in eine andere Wirklichkeit. Daher lehnen die Bischöfe auch „gemeinsam mit den anderen Bischofskonferenzen in der Europäischen Union“ die Formulierung des kroatischen EU-Abgeordneten Predrag Fred Matic ab, wonach Schwangerschaftsabbruch eine Gesundheitsleistung sei, auf die es Rechtsanspruch gäbe. Matics Bericht, über den am 23. Juni im EU-Parlament abgestimmt wurde (zu Redaktionsschluss lag noch kein Ergebnis vor), wird von den Bischöfen wegen seines Anliegens, Gesundheit und Rechte von Frauen zu schützen, grundsätzlich positiv gesehen.
Die Bischöfe danken der Caritas, deren Diözesanorganisationen vor 100 Jahren gegründet wurden. Am 17. Juni feierten Kardinal Christoph Schönborn, Caritas-Bischof Benno Elbs und die Bischöfe Hermann Glettler, Josef Marketz und Franz Scharl einen Jubiläumsgottesdienst im Stephansdom mit. „Wenn die Caritas das Wort ergreift, dann ergreift die Kirche das Wort“, unterstreichen die Bischöfe den hohen Stellenwert der Caritas in Kirche und Gesellschaft. «
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