Wort zum Sonntag
Die Einschränkung der sozialen Kontakte habe sich zudem auch auf die katholische Kirche ausgewirkt, meint Bischofsvikar Willi Vieböck.
Neue Zahlen gibt es von den österreichischen Diözesen. Sie veröffentlichten vorläufige Katholiken- und Kirchenaustrittszahlen für 2021 und offizielle Kennzahlen für 2020. Mit Stichtag 31. Dezember 2021 gab es 4,83 Millionen Katholik/innen in Österreich, 2020 waren es 4,91 Millionen, also etwa 80.000 mehr. Gründe dafür sind einerseits Kirchenaustritte, andererseits das Verhältnis von Taufen zu Sterbefällen und von Zuzügen zu Wegzügen.
Während im Jahr 2020 58.535 Personen aus der Kirche austraten (deutlich weniger als 67.794 im Jahr 2019), wuchs die Zahl 2021 auf 72.055 Personen. Offenbar dürften nicht wenige den Austritt nachgeholt haben, nachdem wegen der Lockdowns 2020 die Kommunikation mit den staatlichen Behörden eingeschränkt war. Mit 4.301 Personen wurden 2021 auch mehr Personen wieder in die Kirche aufgenommen.
Aus der Statistik der Bischofskonferenz ist zudem abzulesen, wie sehr die Pandemie das sakramentale Leben beeinträchtigt hat. Dabei handelt es sich jedoch mangels aktuelleren Daten um die Österreich-Zahlen aus dem Jahr 2020: So gab es bei Taufen, Erstkommunionen, Firmungen und Eheschließungen starke Rückgänge. Die Zahl der Taufen lag zum Beispiel bei 32.521 gegenüber 44.977 im Jahr 2019.
In der Diözese Linz verzeichnete man jedenfalls 2021 auch relativ hohe Austrittszahlen. 12.865 Personen verließen hier im Jahr 2021 die katholische Kirche. (2020 waren es 10.108 Personen). 717 Personen traten in Oberösterreich 2021 wieder oder neu in die Kirche ein.
„Das Beziehungsgeflecht ist offensichtlich dünner geworden“, kommentiert Willi Vieböck, Bischofsvikar für pastorale Aufgaben in der Diözese Linz, die Austrittszahlen. Die Einschränkung der sozialen Kontakte habe Auswirkungen auch in Bezug auf Institutionen wie die Kirche.
„Nicht alles an Beziehungsarbeit kann in nachgehender Seelsorge oder über den digitalen Raum geschafft werden, obwohl es in den letzten beiden Jahren viele Initiativen in dieser Hinsicht gab“, meint Vieböck.
Man erlebe zudem, dass Menschen unterschiedliche, einander oft diametral widersprechende Erwartungen an die Kirchenleitung hätten, gerade was die strukturelle Erneuerung oder Bewahrung der Tradition betreffe.
Aber auch für die aktuelle Corona-Situation treffe das zu: „Impfbefürworter und Impfgegner – sie alle wollen ihre Sicht der Dinge unbedingt bestätigt sehen oder man geht auf Distanz. Ein von Ausgewogenheit und Ausgleich bestimmter Zugang wird da oft wenig anerkannt“, betont Vieböck, der gleichzeitig den ehrenamtlichen Einsatz von über 70.000 Menschen in der Diözese Linz würdigt.
Vieböck: „Dieses vielfältige Engagement zeugt davon, dass wir nach wie vor eine lebendige Kirche sind“.
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