Wort zum Sonntag
Die "Allianz für den freien Sonntag", der 50 Mitgliedsorganisationen aus Zivilgesellschaft, Kirchen und Gewerkschaften angehören, hat dazu aufgerufen, den kommenden Feiertag Mariä Empfängnis (8. Dezember) bewusst als Tag der Einkehr und der Pflege des Miteinander zu nutzen.
"Geben wir uns doch heuer einen Ruck und gönnen uns soziale Wärme und eine Auszeit im Advent", heißt es in einer Aussendung der Allianz vom Dienstag. Die jahrelangen Diskussionen über die Ladenöffnung am 8. Dezember stünden beispielhaft für eine "Gesellschaft, die glaubt, immer schneller leben zu müssen". Dagegen brauche es "zeitliche Schutz- und Ruhezonen".
Der zuständige Referatsbischof Wilhelm Krautwaschl rief außerdem dazu auf, den Feiertag dazu zu nutzen, neu das Gemeinwohl in den Blick zu nehmen: "Gerade in einer schwierigen Zeit wie unserer sind Zusammenhalt, Hoffnung und Zuversicht gefragt. Sonn- und Feiertage bieten sich an, aufeinander zuzugehen, verloren geglaubte Kontakte wiederaufzunehmen, stecken Gebliebenes im Gemeinwohl neu in den Blick zu nehmen. Wir sind eine Menschheit, eine Nation. Nutzen wir den 8. Dezember ausgiebig fürs Miteinander."
Zu einem gänzlichen Einkaufsverzicht am 8. Dezember rief auch der evangelische Wiener Superintendent A.B., Matthias Geist, auf. Nach zwei Jahren Pandemie würde es "Zeit zur inneren Einkehr, zur Ruhe und zur Gemeinschaft im familiären und freundschaftlichen Kreis" brauchen. "Wir werten uns als Gesellschaft auf, wenn wir weniger kaufen und mehr von uns als Menschen anderen schenken."
Erfreut zeigte sich Allianz-Sprecher Philipp Kuhlmann in dem Zusammenhang darüber, dass heuer "deutlich weniger Geschäfte" am 8. Dezember geöffnet haben. Wünschenswert wäre dies auch seitens der großen Einkaufszentren, in denen für Handelsunternehmen eine Betreiberpflicht bestehe, so Kuhlmann. Auch sei eine einheitliche Verkürzung der Öffnungszeiten im Handel anzustreben, um Mitarbeitende weiter zu entlasten, so der Allianz-Sprecher.
Ähnlich auch der Appell der Fraktion Christlicher Gewerkschafter Wien: "Es darf einfach nicht sein, dass die gesamte Lebenszeit nur als Arbeits- und Konsumzeit verbraucht wird! Der arbeitsfreie Sonntag, mit seiner großen Bedeutung für die gesamte Gesellschaft, muss weiterhin gelebt werden können. Seine gesetzliche Verankerung ist ein Eckpfeiler der österreichischen Kultur", so der Vorsitzende der FCG-ÖAAB, Fritz Pöltl, in einer Aussendung.
Als "richtungsweisend" erachtete Pöltl indes, dass sich der Spartenobmann des Wiener Handels, Rainer Trefelik, jüngst in einem Interview gegen eine Sonntagsöffnung im Advent aussprach: "Spät, aber doch kommt eine Einsicht bei den Händlern zum Thema Ladenöffnung in der Adventzeit", zeigte sich der Gewerkschafter erfreut. Zwar werde als Grund dafür vom Handel nur die dramatische Energiesituation angeführt - doch auch die Kaufkraft seitens der Konsumenten leide deutlich unter den hohen Kosten für Gas und Strom, wies Pöltl hin.
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