Wort zum Sonntag
Als einen der letzten prominenten Konzilszeugen, denen dieses Ereignis zugleich bis heute ein wichtiges und vor allem offenes Anliegen war, hat der deutsche Jesuit P. Andreas Batlogg den verstorbenen Wiener emeritierten Weihbischof Helmut Krätzl gewürdigt.
Er hatte das Zweite Vatikanische Konzil (1962–65) zeitweise als Konzilsstenograph miterlebt und später viel beachtete Bücher über die seines Erachtens unzureichende Konzils-Rezeption publiziert („Im Sprung gehemmt“, 1998).
Seine Reflexionen haben Krätzl u. a. eine Vorladung nach Rom eingebracht. Zuletzt setzte er seine Hoffnungen auf Papst Franziskus und darauf, „dass das Konzil nicht wie ein Museumsstück behandelt wird und ungeschöpfte Potenziale wieder aufgegriffen werden – Stichwort Synodalität“, so Batlogg gegenüber Kathpress.
„Krätzl erinnerte nicht nur an das Konzil, um eigene Erlebnisse ausbreiten zu können (...). Er fragte frank und frei nach: Bedeuten uns die 16 dort entstandenen Texte etwas? Wie implementieren wir sie in die Ortskirche von Wien? Wie halten wir den ‚Geist‘ des Konzils – gegen die von Johannes XXIII. gebrandmarkten ‚Unglückspropheten‘, die immer nur Niedergang und Relativismus sehen wollen und können – wach?“
Damit sei Krätzl zu einem „Mutmacher für eine dienende Kirche der offenen Türen“ geworden, so Batlogg, der selbst zuletzt ein viel beachtetes Buch über das Konzil geschrieben hat. („Aus dem Konzil geboren. Wie das II. Vatikanische Konzil der Kirche den Weg in die Zukunft weisen kann“, Tyrolia 2022)
Krätzl bezeichnete das Konzil stets als „größte Wende in meinem kirchlichen Leben und Denken“, erinnerte Batlogg. Auf dem Konzil habe sich ihm ein überraschendes Bild geboten: „Viele Theologen, die vorher zensuriert worden waren, vor allem französische und deutsche, tauchten auf einmal auf und waren Berater ihrer Bischöfe. Die Bischöfe hörten auf sie, lernten offenbar die seit ihrer Studienzeit weiterentwickelte Theologie und brachten sie bei der Umarbeitung in die Konzilsvorlagen ein“, zitierte Batlogg aus dem Konzils-Buch des am 2. Mai verstorbenen Weihbischofs.
„Ein Großer ist gegangen“, bilanzierte Batlogg, der mit Krätzl befreundet war und ihn zuletzt im Herbst 2022 besucht hatte. Damals hatte er ihm sein Buch „Aus dem Konzil geboren“ überreicht. Krätzl habe sofort gefragt: „Zitierst du mich?“ – worauf er antwortete „Über zehnmal“.
Eine intensive Kommunikation sei zwar nicht mehr möglich gewesen, „aber er war interessiert und neugierig, wie immer“, erinnerte sich Batlogg. „Seine unbestrittene Fachkompetenz wurde auch außerhalb Österreichs anerkannt und geschätzt. Ich werde ihn vermissen. Welches Glück, ihn kennengelernt zu haben!“
Das Requiem für Weihbischof Krätzl findet am 15. Mai im Stephansdom statt.
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