Seit 28 Jahren ist Adelheid Schrattenecker Seelsorgerin in Brunnenthal. Zuerst als Helferin, dann als Pastoralassistentin und seit über zwei Jahren als Pfarrassistentin. Die Diözese Linz setzt auch auf den Einsatz von Laien – damit Pfarren selbstständig leben können.
Ein vielfältiger, aber guter Tag war es bis jetzt für Adelheid Schrattenecker. Am Morgen war sie zwei Stunden in der Volksschule in Brunnenthal. Die Erstkommunion steht bevor. Dann ist sie die neun Kilometer heimgefahren nach Suben, um die ältere Tochter abzuholen und nach Andorf zu einem Kurs zu bringen. Für heute Abend gab es noch Vobereitungen zu treffen. In Reichersberg findet die Spiri-Night statt. 700 Jugendliche werden erwartet. Jetzt, dazwischen, erzählt sie im Pfarrhof Brunnenthal von ihrem Leben als Pfarrassistentin.
Erste Schritte
Eine „streng konservative“ Kirche hat Adelheid als Kind daheim in Schardenberg erlebt. Ihre ersten engagierten Schritte in der Kirche hat sie daher in der Nachbarschaft gesetzt, als sie mit einer Freundin Jungscharleiterin in Esternberg wurde. Um die strengen Jahre in der Heimatpfarre ist sie im Nachhinein froh. Das hat sie gewappnet für das, was sie erwarten sollte. An die misstrauischen, teils entsetzten Blicke und Worte der Pfarrer erinnert sie sich gut, als sie bei der ersten Pastoralkonferenz erschien – als erster Laie, noch dazu eine Frau. „Was tut das Weiberleut da, brauchen sie uns jetzt nicht mehr?“, gab einer sehr deutlich zu verstehen, was er von der Sache hielt. Man erkundigte sich in Linz, wie zu verfahren wäre. Das war 1985. Die Religionslehrerin war als Seelsorgehelferin nach Brunnenthal gekommen. Pfarrer Franz Schobesberger hatte sie „geworben“. Die entsprechende Ausbildung holte sie nach. Die Urlaube und die beiden Karenzzeiten nutzte sie dazu. Mit 40 studierte sie schließlich auch noch Theologie in Passau. Viel hat sich geändert seither. „Ob Priester oder Laie, Frau oder Mann: Was heute jemand sagt in unseren Dekanatskonferenzen, hat Gewicht.“ Die Angst, dass einer dem anderen etwas wegnimmt, sodass man selber nicht mehr wichtig wäre, ist großteils gewichen. Der Weg der Seelsorge ist ein Weg des Miteinanders geworden.
Hoffen auf Reformen
Franz Schobesberger ist inzwischen in Pension. Nach ausführlichen Beratungen hat die Pfarre entschieden: Brunnenthal soll eine Pfarrassistentin bekommen. Ein Seelsorgeteam wäre auch eine Möglichkeit gewesen.
„Ich habe schon immer gut mit unserem Pfarrer zusammengearbeitet“, erzählt Adelheid. Sieben Jahre hat sie mit ihrer Familie im Pfarrhof gewohnt. Innerlich sei schon viel anders geworden, erzählt sie, seit sie 2010 die Hauptverantwortung übernommen hat. Die Freude ist mehr geworden, aber auch die Belastungen haben zugenommen. Schon seit 1990 gibt es in Brunnenthal Wortgottesdienstleiter/innen – der Pfarrer hatte ja auch für andere Pfarren zu sorgen. Für die liturgischen Dienste und Sakramente ist er jetzt noch da. Der Zeit danach blickt die Pfarrassistentin etwas mit Sorge entgegen.
Dass man sich dann für Taufen, Hochzeiten und für die Krankensalbung immer nach fremden Priestern umschauen wird müssen, werde die Arbeit sehr erschweren. Doch Schrattenecker möchte sich über kirchenrechtliche Bestimmungen auch nicht hinwegsetzen. Mit dem neuen Papst Franziskus verknüpft sie die Hoffnung auf Reformschritte für die Pfarren.
Die Seelsorge ist für Adelheid Schrattenecker ein weites Feld. Einkehrtage gestaltet sie besonders gerne. Mehrmals im Jahr gibt es „spirituelle Reisen“ für die Region. Sehr hilfreich findet die Pfarrassistentin die Unterstützung durch die zuständige Stelle für pastorale Berufe in Linz. Auch wenn Brunnenthal am Rand der Diözese ist, man kommt mit seinen Anliegen dort gut an.